Krefeld Kraftwerk: Wohin mit CO2?

Krefeld · Bundesumweltminister Sigmar Gabriel setzt auf die CO2-Abscheidetechnik CSS. Doch was bedeutet das für das Uerdinger Steinkohlekraftwerk? Umweltschützer freuen sich, Betreiber Trianel sieht sich auf der sicheren Seite.

Die neue Forderung von Sigmar Gabriel muss die Krefelder Genossen irritieren. Im SPD-Programm zur Bundestagswahl wollte der Bundesumweltminister nach Informationen verschiedener deutscher Tageszeitungen festschreiben, dass geplante Kohlekraftwerke künftig nur noch genehmigt werden können, wenn sie mit der CSS-Technik zum Abtrennen und Lagern von CO2 ausgerüstet sind.

Zwar plant der Kraftwerksbauer Trianel für das Uerdinger Steinkohlekraftwerk eine solche Nachrüstung. Allerdings ist CSS noch nicht ausgereift. Erst in zehn Jahren könnten solche Kraftwerke gebaut werden. So lange kann Trianel aber wohl nicht warten. Zwar relativierte Gabriels Sprecher Michael Schroeren gestern Abend: "Der Minister meint mit seinem Vorstoß neue zu planende, noch nicht im Bau befindliche Kohlekraftwerke." Wie genau Krefeld allerdings eingestuft wird, konnte er nicht sagen.

"Es wird Jahre dauern"

Elmar Thyen, Pressesprecher von Trianel Aachen, hat nach dem Minister-Vorstoß viele Anrufe bekommen und sagte gestern: "Herr Gabriels Ansatz, die Ausrüstung mit der CSS-Technik zur Verpflichtung für einen Bau zu machen, wäre das ein Moratorium für unser Uerdinger Kraftwerk." Die Umweltschützer der Demo gegen das Kohlekraftwerk auf der Rheinstraße freuen sich unterdessen: "Bis die CCS-Technik ausgereift ist, wird es Jahre dauern. Das könnte das Aus für das Kraftwerk bedeuten", sagt NUV-Mitglied Ulrich Grubert.

Manch einer bei Trianel vermutet Wahlkampftaktik hinter Gabriels Vorstoß. Elmar Thyen: "Die Wende hat uns sehr überrascht. Doch wir bleiben dabei: Wenn CSS kommt, wird nachgerüstet." Trianel sieht sich auf der sicheren Seite.

Das Prinzip klingt logisch: Bei der Verbrennung von Kohle entsteht Kohlendioxid, dies wird aufgefangen, dann durch ein technisches Verfahren abgesondert und schließlich über Rohre dorthin geleitet werden, wo es herkommt: unter die Erde. Verschiedene Ansätze gibt es. In Uerdingen könnte das CO2 aus dem bei der Verbrennung entstehenden Rauchgas mit chemischen Lösungen ausgewaschen und aufgefangen werden. Kritiker monieren: Dieses Verfahren brauche viel Energie. Es müsste mehr Kohle verbrannt werden, um den gleichen Energiegewinn zu haben. Und dann ist noch nicht geklärt, wo das CO2 gelagert wird. Die Bundespolitik will offenbar den Kraftwerksbetreibern erlauben, unterirdisch zu lagern. Das wäre ein Argument für das Kraftwerk.

Vorerst ist der Bundesumweltminister ohnehin gescheitert. Die SPD-Programmkommission hat Gabriels Vorschlag abgelehnt. Endgültig entschieden wird aber erst beim SPD-Parteitag am 14. Juni.

(RP)
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