Krefeld Krähen-Alarm auf dem Hauptfriedhof

Krefeld · Zu Hunderten fliegen die Vögel nach Auskunft von Friedhofsgärtnern ein, stürzen sich auf ausgelegtes Katzenfutter und reißen auf den Gruften Pflanzen und Blumen heraus. Sie öffnen sogar Grableuchten und bedienen sich am Stearin der Kerzen.

 Einer der Übeltäter, die auf dem Hauptfriedhof Blütenpflanzen ausrupfen und in der Erde nach Fressbarem suchen.

Einer der Übeltäter, die auf dem Hauptfriedhof Blütenpflanzen ausrupfen und in der Erde nach Fressbarem suchen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Blütenpflanzen sind nebst Wurzeln herausgerissen und liegen ebenso auf der Gruft verteilt wie die Schnittblumen, die aus den Vasen herausgezogen wurden. "Hier hatte ich 65 Stiefmütterchen gesetzt, die bis auf acht Stück herausgerissen wurden und so vertrocknet waren, dass ich sie nicht wieder einpflanzen konnte", sagt Karl Kronenberg von der gleichnamigen Friedhofsgärtnerei. "Verursacher sind Krähen, die spätnachmittags zu Hunderten über unseren Betrieb hinweg auf dem Hauptfriedhof einfliegen", berichtet Gärtnermeister Stefan Peeters.

 Die Gärtner Stefan Peeters, Thomas Engelhardt und Karl Kronenberg (v.l.) vor ausgerupften Stiefmütterchen.

Die Gärtner Stefan Peeters, Thomas Engelhardt und Karl Kronenberg (v.l.) vor ausgerupften Stiefmütterchen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Vögel lassen sich in den Bäumen nieder und warten darauf, dass Mitglieder des Katzenschutzbunds das Futter für die auf dem Friedhof streunenden Tiere bringen. "Dann stürzen sich die Krähen darauf, noch bevor die Katzen zu Dutzenden aus den Büschen herankommen", sagt Thomas Engelhart von der Gärtnerei Busch. Diese Mahlzeit hält die Vögel nach Auskunft der Friedhofsgärtner aber nicht davon ab, auch noch Pflanzen auf den Gruften herauszureißen und nach Hornspänen und Bodenlebenwesen zu suchen. Die schlauen Krähen würden sogar Grableuchten öffnen, die angebrannten Kerzen herauszerren und sich an dem zähflüssigen Stearin bedienen. "Das Fett brauchen sie für ihr Gefieder, habe ich mal gehört", sagt Engelhardt.

 Die Krähen zerren auch Schnittblumen aus Vasen, die dann auf der Gruft vertrocknen.

Die Krähen zerren auch Schnittblumen aus Vasen, die dann auf der Gruft vertrocknen.

Foto: Thomas Lammertz

Insbesondere im südlichen Bereich zwischen dem Krematorium und der Leichanhalle, wo die Katzenfreunde direkt hinter dem Zaun auf ehemaligem TAG-Gelände sogar Häuschen für die Tiere aufgestellt haben, sind besonders viele Gruften betroffen. "Es werden aber auch auf dem Friedhofsgelände noch Futternäpfe aufgestellt", sagt Engelhardt Insgesamt, so Kronenberg, könne man von Hunderten betroffener Gruften sprechen. "Was wir an einem Tag nachgepflanzt haben, ist am nächsten Tag schon wieder herausgerissen - eine Sisyphus-Arbeit", klagt Stefan Peeters. Zudem liebten es die Katzen, in frisch vorbereiteten Beeten ihre Verdauungsprodukte zu hinterlassen. Dort dann Pflanzarbeiten zu erledigen, sei eine Zumutung, beklagen sich die Gärtner.

Als Folge der übel zerzausten Gruften beschweren sich die Nutzungsberechtigten, die bei den Friedhofsgärtnereien die Grabpflege in Auftrag gegeben haben. "Sie sind erbost und beklagen sich, dass die Pflanzen nicht fachgerecht eingesetzt worden seien und drohen, die Aufträge zurückzuziehen", sagt Kronenberg unisono mit Peters und Engelhardt. "Und wir haben die zehnfache Arbeit, um zu verhindern, dass das passiert."

Nach Ansicht der Gärtner wäre das Entfernen der Katzenhäuser und das Einstellen der Fütterungen die beste Maßnahme, des Problems Herr zu werden. Da die Bejagung der Vögel verboten ist, bliebe ansonsten nur die wenig befriedigende Möglichkeit, die Katzen auf einem freien Feld im äußersten Westen des Friedhofs zu füttern.

(RP)
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