Kirchenmusik in Krefeld Klais-Orgel hat Musik für 30.000 Jahre

Krefeld · Der Internationale Orgelzyklus in St. Dionysius steht im Zeichen der Variationen. Highlights von Bach und neu zu Entdeckendes aus Kanada und Polen stehen auf dem Programm - mit international renommierten Interpreten.

 „Variationen“ ist das Jahresthema  für die Klais-Orgel in St. Dionysius. Die Programmhefte liegen in der Kirche aus.

„Variationen“ ist das Jahresthema  für die Klais-Orgel in St. Dionysius. Die Programmhefte liegen in der Kirche aus.

Foto: Finger, Stefan [fing]/Finger, Stefan (fing)

Kirchenmusikdirektor Andreas Cavelius kennt die Klais-Orgel wie kein anderer. Er hat das prächtige Instrument in der Dionysiuskirche mitgeplant. Und seit dem Einbau 2007 hat er ungezählte Klangmöglichkeiten entdeckt. „Doch mit jedem Gast-Organisten höre ich, was auch noch möglich ist“, sagt er. Deshalb hat er eine zahlenaffine Physikerin gefragt, was aus den 40 Registern dieses Instrumentes zu holen ist. Die Antwort lautete: 240 Möglichkeiten – oder besser vorstellbar: Wenn man 24 Stunden lang jede Sekunde eine andere Konstellation ausprobieren würde, dann hätte man in 30.000 Jahre alle Klangmöglichkeiten ausgeschöpft“, berichtet Cavelius.

Klangmöglichkeiten sind auch das Thema, das sich in diesem Jahr durch den Internationalen Orgelzyklus zieht. Die Konzertreihe trägt den Titel „Variationen“ und beginnt am Sonntag, 20. Januar, um 16.30 Uhr. Cavelius, seit 1987 Kantor der Stadtkirche St. Dionysius, hat ein eingängiges Entree gewählt mit Karg-Elerts „Hommage to Haendel“, Pachelbels Ciacona f-Moll, Préludes, Fugues et Variations von César Franck und Brahms’ Variationen über ein Thema von Haydn. Am 10. November wird Cavlius als Hausherr den Zyklus mit einer musikalischen Perle beenden: den Goldbergvariationen von Bach. Dazu wird er auch eine Einführung geben. „Mit diesem Thema soll das Publikum in kurzer Zeit möglichst viele Klangfarben der Orgel erleben. St. Dionysius als Citykirche ist kein reiner Konzertsaal. Wir nehmen keinen Eintritt, jeder ist willkommen“, sagt der Musiker. „Orgelmusik hat im weitesten Sinn immer einen christlichen Hintergrund; wir achten darauf, dass die Besinnlichkeit transportiert wird, aber auch die Freude.“ Unterstützung bekommt der Krefelder von international renommierten Kollegen. Alle Konzerte auf einen Blick

Andreas Cavelius spielt Karg-Elert, Pachelbel, Franck und Brahms.

Stefan Emanuel Knauer, Kantor an St. Lambertus (Erkelenz) bringt eine Orgelbearbeitung von Bachs Chaconne d-Moll, die eigentlich für Violine geschrieben ist, mit und spannt den Klangbogen bis zu Maurice Duruflé (gestorben 1986) mit Prélude et Fugue sur le nom Alain.

Der Kölner Domorganist Winfries Bönig hat neben bekannten Orgelkomponisten wie Bach und Vierne ebenfalls eine außergewöhnliche Bearbeitung dabei: den Danse von Claude Debussy.

Andreas Cavelius variiert unter anderem über „Unter der Linden grüne“ (von Jan Pieterszoon Sweelinck) und „Lucis Creator“ von Jean Alain.

Der Altenberger Domorganist Rolf Müller ist ausgezeichnet mit dem Würdigungspreis des Österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft für herausragende künstlerische Leistungen. In Krefeld präsentiert er einen Klangbogen vom 17. Jahrhundert mit Buxtehude und Muffat bis zum 20. Jahrhundert mit Reger und Vierne.

Isabelle Demers zählt zu den gefragtesten Konzertorganisten Nordamerikas. Vor drei Jahren hat sie die Klais-Orgel bereits einmal zum Leuchten gebracht. Sie hat neben Frescobaldi, Bach und Mendelssohn Bartholdy auch hierzulande wenig bekanntes Zeitgenössisches von Jean Le Buis (*1956) im Programm oder von Calvin Hampton (1938-1984).

Aus Danzig kommt Prof. Hanna Dys nach Krefeld, um nicht nur die Zuckerfee aus Tschaikowskys Nussknacker-Suite auf der Orgel tanzen zu lassen.

Marek Stefanski aus Krakau ist ein großer Interpret polnischer Orgelmusik, speziell des 20. Jahrhunderts. Im Konzert geht er mit dem Repertoire aber zurück bis ins 15. Jahrhundert.

Die Goldbergvariationen von Johann Sebastian Bach bilden das große Finale. Andreas Cavelius hat die „Clavier-Übung Theil IV“ auf die Orgel übertragen. Dazu bietet Cavelius eine Einführung an am Mittwoch, 6. November, 16 Uhr.

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