Kommentar zu verkaufsoffenem Sonntag in Krefeld Verdi und die Sonntagsruhe

Man fragt sich, was die Gewerkschaft Verdi umgetrieben hat, gegen Krefelds verkaufsoffenen Sonntag gerichtlich vorzugehen. Die Interessen der Arbeitnehmer können es nicht gewesen sein. Der Einzelhandel kämpft bekanntlich corona-bedingt ums Überleben.

 Jens Voss

Jens Voss

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Man fragt sich, was die Gewerkschaft  Verdi umgetrieben hat, gegen Krefelds verkaufsoffenen Sonntag gerichtlich vorzugehen. Die Interessen der Arbeitnehmer können es nicht gewesen sein. Der Einzelhandel kämpft bekanntlich corona-bedingt  ums Überleben; Jobs sind akut gefährdet. „Krefeld Schaufenster pur“ war eine Gelegenheit, den Kopf wieder über Wasser zu kriegen, sich in Erinnerung zu bringen, Luft zu schnappen.  Nicht mal die Kirchen haben opponiert, sondern sehen  den verkaufsoffenen Sonntag als Gelegenheit, nach dem Corona-Distanz-Alptraum auf die Menschen zuzugehen. Es geht eben darum, öffentliches Leben überhaupt wieder in Gang zu bringen. Auch dafür steht der Handel in einer Innenstadt. Nicht umsonst gibt es die Redensart „Handel und Wandel“  als Inbegriff für Lebendigkeit im öffentlichen Raum.

Verdi aber agiert, als habe es den Lockdown nie gegeben. Als scheffelten die Händler  Geld wie Heu, als sei ein verkaufsoffener Sonntag die unverschämte Forderung einer gewinnprallen Branche, die nicht genug kriegt. Auf der Homepage der Gewerkschaft kann man lesen, der arbeitsfreie Sonntag bilde eine Ruheinsel, in der Menschen Zeit nach ihren Bedürfnissen verbringen könnten. Das klingt angesichts von Händlern, die um ihre Existenz bangen, fast zynisch: Die Sonntagsruhe könnte für viele Arbeitnehmer im Handel bald die Ruhe ohne Job bedeuten, wenn es nicht gelingt, die Leute wieder zurück in die Stadt und in die Geschäfte zu holen.

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