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Kommentar: KR wie Krefeld Was bleibt vom falschen Zungenschlag

Krefeld · Die Debatte um die Erschließung neuer Baugebiete und die Äußerungen von Grünen-Fraktionschefin Heidi Matthias waren doppelt erhellend.

 Jens Voss

Jens Voss

Foto: Grafik

Keine grünen Ressentiments gegen doppelverdienende Neubürger also, sondern nur ein Zungenschlag, der falsch ’rübergekommen ist: Die grüne Lesart des Auftritts von Fraktionschefin Heidi Matthias im Planungsausschuss ist naturgemäß anders als die anderer Beobachter im Ausschuss. Erhellende Kraft hatte die Geschichte allemal.

Zum einen zeichnet sich ab: Es gibt in Krefeld einen breiten Konsens, nicht offensiv neue Baugebiete zu erschließen, sondern maßvoll bis zurückhaltend. Die Fronten liegen von Fall zu Fall anders. Die Grünen haben sich etwa in Forstwald für die Erschließung des Kasernengeländes ausgesprochen, die CDU dagegen. In Sachen Wiesenhof soll eine Erschließung geprüft werden; diesmal gegen die Grünen. Spätestens bei der Debatte um den Regionalplan wurde deutlich, dass Krefeld, trotz dringender Appelle der Bezirksregierung, nicht gewillt ist, über das bereits geplante Maß hinaus neue Baugebiete wenigstens in Reserve zu haben. Auch der Einwurf von Sozialdezernent Markus Schön, dass Krefeld aus sozial- und bildungspolitischen Gründen dringend Neubürger braucht, ändert daran wohl nichts. Klimaschutz schlägt Sozialpolitik. Die Stadt wird dafür einen Preis bezahlen. Nicht heute, nicht morgen, aber in zehn, 15 Jahren. Mönchengladbach und Duisburg ticken anders. Sie wollen von der Völkerwanderung ins Rheinland massiv profitieren, denn Neubürger tun einer strukturschwachen Stadt gut. Der Grüne Daniel John hat für Krefeld für eine „Grundsatzentscheidung“ plädiert und es unter der Überschrift „Mehr Krefeld wagen“ zur Frage mangelnden Selbstbewusstseins erklärt, wenn man allzusehr nach Neubürgern schielt. Na ja, Gladbach und Duisburg haben wohl weniger psychologische als handfeste Strukturprobleme.

Die Auseinandersetzung hat auch ein Schlaglicht auf die Verfassung der Grünen geworfen. Ein FDP-Ratsherr hat es am Rande der jüngsten Ratssitzung schön auf den Begriff gebracht: Matthias habe undiszipliniert drauflosgeredet. Disziplin fehlt in der Tat, heißt: politische Klarheit. Man kann nicht Außenbebauung ablehnen und Innenbebauung erschweren. Man kann nicht einem Investor, der 23 Millionen Euro in die Hand nehmen will, in letzter Sekunde Knüppel zwischen die Beine werfen und eine Mikroklimasimulation aus dem Hut zaubern. Man kann nicht Reden schwingen, mit denen viele vor den Kopf gestoßen werden.

Die Krefelder Grünen wirken unsortiert. Der grüne Oberbürgermeisterkandidat Thorsten Hansen beschränkt sich im Moment darauf, den Ereignissen per Facebook und Twitter hinterzuschreiben; Akzente hat er noch nicht gesetzt. Hansen hat sich bisher tragen lassen: von der Welle der Sympathie, die den Grünen entgegengeschlagen ist, weil viele Menschen die Sorge ums Klima gepackt hat. Die Zeit des Wellenplanschens ist für Hansen eigentlich vorbei. In allgemeinen Kategorien gesprochen: Unprofiliert, wie er ist, müsste er die Machtfrage stellen und Heidi Matthias vom Fraktionsvorsitz verdrängen. Dann könnte er im Rat beweisen, dass er den richtigen Ton zu treffen und die richtigen Prioritäten zu setzen vermag. Kurz: dass er führen kann. vo

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