Krefeld Kommentar: Krefeld retten?

Krefeld · Der anrührendste Beitrag in der Debatte um die Verengung der Friedrichstraße stammt von Architekt Oliver Schröter. Er wies darauf hin, was in Krefeld alles zerstört worden ist – im Krieg und danach. "Das Einzige, was uns geblieben ist, ist der Stadtgrundriss von Vagedes", sagte er. Und bekam Applaus. Das Gefühl des Verlustes ist offenbar lebendig in der Stadt. Hier liegt wohl auch die heimliche Tiefenschicht der Debatte um die P&C-Pläne ist: die Trauer um Verlorenes. Das macht die Debatte um dieses Stück Straße so würdig – und so verzwickt.

Der anrührendste Beitrag in der Debatte um die Verengung der Friedrichstraße stammt von Architekt Oliver Schröter. Er wies darauf hin, was in Krefeld alles zerstört worden ist – im Krieg und danach. "Das Einzige, was uns geblieben ist, ist der Stadtgrundriss von Vagedes", sagte er. Und bekam Applaus. Das Gefühl des Verlustes ist offenbar lebendig in der Stadt. Hier liegt wohl auch die heimliche Tiefenschicht der Debatte um die P&C-Pläne ist: die Trauer um Verlorenes. Das macht die Debatte um dieses Stück Straße so würdig – und so verzwickt.

Denn geht man von dem aus, was in jener Straßenpartie zwischen St.-Anton- und Rheinstraße zu sehen ist, fällt es schwer, die Würde des Altgeplanten noch zu sehen. Man hat ein Stück Durchgangsweg vor Augen und muss schon viel historisches Wissen in Stellung bringen, um durch die dürftige Gegenwart der Ziellenbach-Fassaden hindurch den Hauch der Geschichte zu spüren. Und von einer Blickachse kann man nun wirklich nur beim Blick von der St.-Anton-Straße auf den Friedrichsplatz sprechen, nicht aber beim Blick in Richtung Hochstraße. Nein, bei allem Bewusstsein für Verluste im Stadtbild vom alten, schönen Krefeld: Dort, ausgerechnet dort wird Krefeld nicht zu retten sein. Es heißt sich verkämpfen, wenn man gegen eine Straßenverengung angeht, die eine in Teilen verfallende Fassadenschlucht um fünf Meter enger macht.

Es gibt in Krefeld andere Stellen, an denen die Stadt Altehrwürdiges zum Ausdruck und in Übereinstimmung mit dem Lebensgefühl der Menschen von heute bringen könnte. Der Neumarkt ist ein Platz, der sich deutlich verschönern ließe; der Platz vor der Alten Kirche ist ein ungeschliffenes städtebauliches Juwel; auch der Theaterplatz birgt große Chancen, die wir kaum noch wahrnehmen, weil wir sofort an die Drogenproblematik denken. Dort lohnt es sich zu kämpfen.

(RP)
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