Krefeld Kohle für Uerdingens Narren

Krefeld · Der 150. Tulpensonntagszug durchs Rheinstädtchen hatte viele kritische Noten. 52 Gruppen spießten Themen wie Kohlekraftwerk, CO-Pipeline und Pfarrfusionen auf. Wegen des Schnees zog der Zug diesmal ohne Pferde.

Der große Wagen der Oedingschen Blagen zeigte ein Bild der Zukunft: Uerdingen mit Kohlekraftwerk am Rhein. Clowns mit roten Nasen tragen Kohlestücke Richtung Chempark. "Ist der Rhein mal wieder leer, schleppen wir die Kohle her. Mit der Kohle, könnt ihr wetten, kommen durch die Rheinkadetten" – lautete das Motto der über 30 Narren. "Das Kraftwerk ist wichtig für Uerdingen. Der Transport der Kohle muss daher gesichert sein. Wenn der Rhein zu wenig Wasser hat, springen wir ein", erklärte Franz-Hermann Diekmann, der bei Currenta arbeitet. Als Wurfmaterial hatten die Oedingsche Blagen in ihren Jütesäcken dunkle Bonbons: Zuckersüße Kohle sozusagen, um die Uerdinger auf den Geschmack zu bringen.

Gestern fand der 150. Tulpensonntagszug in Uerdingen statt. Die 1070 Teilnehmer ließen sich auch nicht vom beständigen Schneefall aufhalten. Nur die Pferde blieben im Stall. "Außer Blitz und Donner kann uns Jecke in Uerdingen nichts vom Karnevalszug abhalten", bestätigte Christel Cronenberg, Vorsitzende der KG Eulenturm. Die Karnevalsgesellschaft hatte einen lebensgroßen Elefanten aus Pappmaschee gebastelt, den zwei Männern im offenen Bauch des Tieres schoben. Die Oedingsche Version des Trojanischen Pferdes. Alle 52 Gruppen hatten ihre Wagen und Kostüme mit Liebe zum Detail gestaltet.

Pipeline mit 20 Dröppkes

So auch die Messdiener der St. Josef-Pfarre in Traar: Unverkennbar thront Bischof Mussinghof mit Kochlöffel in der einen Hand und St. Josef an einer Schnur in der anderen Hand auf dem Wagen. Der Kessel, über dem die Kirche noch schwebt, brodelt stark. "Durch die Fusion der fünf Gemeinden in diesem Jahr gibt es nur noch einen Brei, eine Suppe", erklärte Messdiener Fabian Rduch.

Auch in diesem Jahr nutzten einige Gruppen den Zug für ironische Anspielungen auf Themen wie offene Baustellen, Kohlekraftwerk oder die geplante CO-Pipeline. Die Pipeline stellten die etwa 20 Narren der Oedingsche Dröppkes mit einer langen Menschenschlange aus gelben Röhren dar, die von einem silbernen "Dröppkes Tank" angeführt wurde. "Die Pipeline ist wichtig für Uerdingen und sie ist sicher. Ein LKW, der auf der Straße umkippt, ist viel gefährlicher. Ein Leck in der Röhre kann man viel schneller wieder reparieren", sagte Sebastian Bartmann, eines der lebenden Röhrenteile. Die KG Op de Höh beschäftigte derweil ein anderes Phänomen: Die zahlreichen Bäckereien und Backshops in der Uerdinger Innenstadt. "Backe, backe Kuchen – wer hat sie gerufen? Ene mene muh – jetzt backen sie uns zu" stand auf einem der Mottowagen geschrieben.

(RP)
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