Krefeld Kölsche Hits zur Karnevalsmesse

Krefeld · Die Dionysius-Kirche war bei der ersten Krefelder Karnevalsmesse bis auf den letzten Platz besetzt. Mit Kölschen Liedern und erfrischenden Ansprachen zelebrierten Pfarrer Heinz Herpers und Organist David Cavelius eine anrührende, am Ende mit viel Applaus gefeierte Messe.

1. Närrischer Gottedienst in Krefeld
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Der Pfarrer war sichtlich überrascht, als er zum "1. Närrischen Gottesdienst" in der vollbesetzten Dionysiuskirche vor seine Gemeinde oder, wie er später sagte, vor "Menschen aus allen Ecken und Hütten" trat: "Ich bin überwältigt; ich hätte nicht gedacht, dass noch mehr Karnevalisten kommen als Schützen", sagte Heinz Herpers zur Begrüßung für die erste Krefelder Karnevalsmesse, die auf Initiative des Festkomitees Krefelder Karneval und der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Karnevalisten zustande gekommen war. Die Abordnungen der Karnevalsvereine waren zuvor zur Musik von "Es war einmal ein treuer Husar" in die Kirche eingezogen — Ernst und Heiterkeit hielten sich fortan die Waage.

Es gehörte zu den stets verblüffenden Effekten, dass Lieder und Wendungen, die aus dem Saalkarneval als unernst, gar albern in Erinnerung sind, im Kontext der Kirche mit heiterem, darin tröstlichem Ernst aufgeladen wurden. Als Pfarrer Herpers "Wir sind alle kleine Sünderlein" zitierte, konnte er den Text ohne Gewaltsamkeit mit christlichen Bekenntnissen kurzschließen: Schuldeingeständnis und Hoffnung auf Vergebung.

Dass das nicht gewaltsam klang, lag auch an Herpers selbst, der unprätentiös, ungezwungen, frei von der Leber weg sprach: "Wir kommen alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind — oder weil wir alle immer neu anfangen; das wünsche ich uns." Er deutete das Kamelle-Werfen als Geste der Fülle und der Freigebigkeit, sprach über die "unkaputtbare Würde" des Menschen vor Gott. Freude und Frohsinn im Karneval deutete er mit einem Zitat von Kirchenvater Augustin: "Die Seele nährt sich von dem, woran sie sich freut: Freude wollen wir schenken, weil wir sie zum Leben brauchen" — das war ein anrührender Moment, in dem spontan Applaus aufbrandete.

Rührende Momente gab es auch, als Herpers an den kürzlich verstorbenen, für seine Mundart-Predigten geliebten Pfarrer Lunkebein erinnerte — und für Rührung sorgte immer wieder die Musik. Als die Gemeinde den Bläck-Fööss-Hit "In Unserem Veedel" anstimmte, wurde der Song unaufdringlich eine kleine Predigt in Sachen Nächstenliebe; und der "Höhner"-Kracher "Echte Fründe" bekam in der Kirche beim Friedensgruß etwas Stilles, Gedämpftes und wurde darin tiefer, ergreifender. Dasselbe galt für die Feier der Kommunion, bei der Organist David Cavelius etwa "Mir schenke dä Ahl e paar Blömcher" oder "Schnaps, das war sein letztes Wort/ dann trugen ihn die Englein fort" anstimmte.

Als Krefelds Karnevalsprinzessin Nina I. zum Schluss Fürbitten sprach und Prinz Tobias I. Pfarrer Herpers einen Karnevalsorden überreichte, da blickten die Besucher auf einen ebenso frischen wie anrührenden Gottesdienst zurück. Zum Auszug stimmte Cavelius den "Schnee-, Schnee-, Schnee-, Schneewalzer" an — und als die ganze Kirche mitsang und die Reihen sich in den Bänken leicht im Walzertakt wiegten, da wünschten sich viele sicher die Wiederholung dieses gar nicht so närrischen Gottesdienstes im kommenden Jahr.

(RP)
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