Königsburg Krefeld K.o.-Tropfen: Noch ein Opfer meldet sich

Krefeld · In der Diskothek Königsburg hat es offenbar einen weiteren schweren Fall mit sogenannten K.o.-Tropfen gegeben. Während eine junge Frau in lebensbedrohlichem Zustand in eine Intensivstation eingeliefert werden musste, ist ein junger Mann wohl nur knapp einer dauerhaften Herzschädigung entgangen.

K.o.-Tropfen - Was sie bewirken, wie man sich schützt!
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Foto: centertv

Jemand hatte ihr eine Substanz mit betäubender Wirkung in ihr Glas gemischt. Die Polizei bestätigte den Fall am Dienstag auf Anfrage und geht einem Anfangsverdacht auf gefährliche Körperverletzung nach. Heute wollen die Ermittler mit dem behandelnden Arzt der jungen Frau sprechen.

Sie wurde mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen und hat ihre Aussage bei der Polizei gemacht. Sie hatte zuvor ihre Erfahrungen über Facebook öffentlich gemacht, um andere zu warnen, will jetzt aber mit Rücksicht auf die Ermittlungen der Polizei nicht weiter öffentlich berichten.

Weiterer Fall bekannt geworden

Im Zuge unserer Recherchen hat sich auch eine zweite junge Frau gemeldet, die von einem Bekannten berichtete, der an Heiligabend offenbar ebenfalls in der Königsburg mit K. o.-Tropfen traktiert worden und für 40 Minuten in die Bewusstlosigkeit gefallen war. Die Ärzte hätten ihm bescheinigt, dass er nur knapp an einer dauerhaften Schädigung des Herzens vorbeigeschrammt sei. Auch diesem Fall geht die Polizei nach.

Ein Sprecher nahm die Fälle zum Anlass für den Appell an Opfer solcher Attacken, Anzeige zu erstatten. Es geht dabei auch um Zeit: Im vergangenen Jahr hat es laut Polizei vier Anzeigen wegen K.o.-Tropfen in Krefeld gegeben; in keinem der Fälle sei es gelungen, die betäubenden Substanzen im Blut der Opfer nachzuweisen. Das liegt auch daran, dass die Stoffe meist nach acht bis zwölf Stunden im Körper abgebaut sind - dazu sagt Petra Thürmann, Professorin für Klinische Pharmakologie am Helios-Klinikum: "Die, die sich damit auskennen, verwenden Stoffe und Dosierungen, die nur eine sehr kurze Verweildauer im Körper haben."

Alkohol verstärkt die Wirkung

Bei den Präparaten, die unbemerkt ins Glas der Opfer gekippt werden, handelt es sich laut Thürmann meist um Benzodiazepine oder Barbiturate, wie sie in Schlafmitteln oder Narkotika vorkommen, aber eben in unbekannter, hoher Dosierung. "Das Gefährliche ist, dass Laien am Werk sind", sagt sie. Meist hätten die Opfer nach dem Erwachen einen Brummschädel; die Wirkung könne aber "bis an die Grenzen eines Atemstillstandes gehen". Der Alkohol, dem die Substanz meist beigemischt werde, verstärke die Wirkung.

Seien die Stoffe erst einmal im Körper abgebaut, könnten nur noch aufwendige gerichtsmedizinische Haaranalysen die Bestandteile nachweisen. Fatal sei auch, dass die Stoffe einen Filmriss bewirken könnten: Die Opfer können sich dann nicht mehr an das, was unmittelbar vor dem Trinken des Cocktails geschah, erinnern - Professor Thürmann: "Die Gesichter, die man kurz vor dem Trinken gesehen hat, sind dann weg; deshalb kann man sich nicht mal mehr an die Typen erinnern, die einem etwas ins Glas getan haben."

(top/rm/jco)
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