Krefeld Kneipensterben in Krefeld

Krefeld · Viele Gastronomen suchen aktuell nach einem Nachfolger für ihre Lokalität. Experten beobachten ein regelrechtes Kneipensterben. Makler kritisieren: "Banken geben keine Kredite mehr für Jungunternehmer."

Krefeld: Kneipensterben in Krefeld
Foto: ddp

31 Krefelder Restaurants und Lokale werden derzeit in Internetportalen zur Verpachtung oder zum Verkauf angeboten — manche stehen dort seit Monaten, andere schon Jahre.

Besonders in den Krefelder Stadtteilen brechen die Gastronomiebetriebe weg: "Uns macht dieses Kneipensterben große Sorgen", sagt Walter Sosul, Krefelder Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Eine so rasante Entwicklung wie in den vergangenen Monaten habe er in Krefeld noch nicht erlebt.

Es ist ein kleiner Kulturwandel, der sich hier vollzieht — weg von Individualbetrieben, hin zu Franchise-Häusern: Global schlägt Lokal, Kette schlägt Kneipe.

Viele bekannte Kneipennamen

Unter den Objekten, die derzeit in Krefeld zum Verkauf oder zur Verpachtung stehen, finden sich viele bekannte Namen: der "Burghof" von Manfred Gietz in Fischeln, der "Schütenhof" in Bockum, "Varga's" im Nordbezirk, der "Bottermaat" in Hüls oder das Ausflugslokal "Lus Bell", dazu viele kleinere Gaststätten insbesondere im Speckgürtel der Innenstadt. Manche laufen vorläufig weiter, andere sind bereits geschlossen.

Interessierte Käufer gebe es sehr wohl, sagen die Immobilienmakler. Ralf Klapdor hat für ein Restaurant an der Kuhleshütte, das er seit einem Jahr anbietet, neun Anfragen erhalten.

"Alle Interessenten hätten das Objekt gerne genommen, aber versuchen Sie heute mal, einen Kredit von der Bank für so eine Geschäftsübernahme zu bekommen, das ist kaum noch möglich." Ähnliche Erfahrung hat Elvira Kersten gemacht, die für Lomberg-Immobilien derzeit das Gasthaus "Lus Bell" an den Nieper Kuhlen vermarktet. "Man kann ja von einem Interessenten nicht erwarten, dass er sofort 100 000 Euro auf der Hand hat."

Dehoga-Vorsitzender Walter Sosul sieht zwei Hauptprobleme: "Es ist ein Generationenproblem und ein Problem der wachsenden Auflagen." Viele ältere Gastwirte gingen derzeit in den Ruhestand, ihre Nachkommen wollten den Betrieb nicht übernehmen. "Es ist dann gar nicht so einfach, einen verantwortungsvollen Pächter zu finden." Zusätzliche habe der Nichtraucherschutz den Gastronomen in Krefeld das Geschäft erschwert. "Infolgedessen musste mancher schließen.

Dem einfachen Gastronomen ist es schwergemacht worden, eine Kneipe zu führen", sagt Sosul. Auch Ina Korte, Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) beobachtet das Kneipensterben mit Sorge. "Es ist mehr als deutlich, dass da im Moment eine Tradition wegbricht."

Vorwurf an Brauereien

Vorwürfe macht sie auch den großen überregionalen Brauereien. "Normale Gastwirte haben es schon schwer, noch einen Sonnenschirm von denen zu bekommen. Die Brauereien setzen nur noch auf ihre großen Biermarken, das Lokale verlieren sie aus dem Blick.

Für die Altbiermarken wird kaum noch geworben. Früher wäre es verpönt gewesen, wenn in Krefeld für Kölsch geworben wird, mittlerweile ist das ganz normal."

(RP)
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