Krefeld Knast-Kalender - berührende Kunst von Häftlingen

Krefeld · In den Räumen des SKM (Katholischer Verein für soziale Dienste in Krefeld) an der Hubertusstraße ist der neue "Knast-Kunst-Kalender" vorgestellt worden. Der Kalender erscheint im zwölften Jahr und hat sich zum Ziel gesetzt, Verständnis für Inhaftierte zu wecken.

 Erhard Beckers präsentiert den neuen Kalender - der zwölfte dieser Art.

Erhard Beckers präsentiert den neuen Kalender - der zwölfte dieser Art.

Foto: T.L.

Erhard Beckers vom SKM formuliert es so: "Wir wollen zeigen, dass auch inhaftierte Menschen in der Lage sind, positive Dinge zu schaffen." Die einzelnen Künstler möchten aus nachvollziehbaren Gründen anonym bleiben.

Wie in jedem Jahr wurde auch dieses Mal ein namhafter Künstler gebeten, das Titelblatt zu gestalten. Der diesjährige Titel-Künstler, Bernhard Apfel, ist in Krefeld nicht unbekannt. Er gestaltete im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit Strafgefangenen aus Mannheim einen Altar, der in der Dionysiuskirche ausgestellt wurde und auf geteilte Resonanz stieß.

Die zwölf Monatsblätter sind in je unterschiedlicher Technik ausgeführt, so gibt es Aquarelle, Tusch- oder Kreidezeichnungen. Hervorzuheben ist das Monatsblatt Januar: Eine Fotografie zeigt eine alte Knast-Tür aus der JVA Anrath, die in der dortigen Kreativgruppe durch eine Collage aus Portraits bearbeitet wurde. Die Portraits überdecken die teilweise in die Tür eingeritzte Namen oder Zeichen. Gut les- und sichtbar sind jedoch Zählstriche und das Wort "Friede". Wie viele Augen mögen auf diese Tür geblickt haben, darauf wartend, dass sie sich nach verbüßter Haftstrafe endlich wieder öffnen möge? Gut gewählt ist der daneben stehende Spruch eines unbekannten Autors: "Oft starren wir so lange und verzweifelt auf eine verschlossene Tür, dass wir gar nicht wahrnehmen, wo sich eine andere Tür geöffnet hat."

Ähnlich berührend ist das Oktobermotiv, es zeigt ein gesichtsloses Portrait mit dem Spruch: "Nur wer sein Gestern und Heute akzeptiert, kann sein Morgen frei gestalten. Nur wer loslässt, hat freie Hände die Zukunft zu ergreifen." Nur wer sein altes Ich und seine Straftaten hinter Gefängnistüren zurücklässt, hat eine Chance, die Zukunft mit beiden Händen zu greifen und zu gestalten. Diese Chance bietet sich unter anderem in der künstlerischen Auseinandersetzung mit sich selbst und der begangenen Straftat.

Auflage 800 Stück; zehn Euro; zu erhalten beim SKM, Hubertusstr. 97, Tel. 02151/84120, Internet: www.skm-krefeld.de

(RP)
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