Krefeld Kleingärtnerchef warnt vor Insolvenzrisiko

Krefeld · 50 Prozent der Kleingärtner in Tackheide wollen wegen der neuen Stromleitung ihre Parzelle aufgeben. Das wäre fatal für den Stadt-Verband der Kleingärtner – bei weiteren Einnahmeverlusten droht dem Verband die Insolvenz.

 Dieter Lundström, Vorsitzender des Stadtverbands der rund 4500 Krefelder Kleingärtner.

Dieter Lundström, Vorsitzender des Stadtverbands der rund 4500 Krefelder Kleingärtner.

Foto: Strücken,Lothar

50 Prozent der Kleingärtner in Tackheide wollen wegen der neuen Stromleitung ihre Parzelle aufgeben. Das wäre fatal für den Stadt-Verband der Kleingärtner — bei weiteren Einnahmeverlusten droht dem Verband die Insolvenz.

Mit deutlichen Worten hat Dieter Lundström, Chef des Stadtverbandes der Kleingärtner, auf die finanziellen Risiken durch die neue 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung für seinen Verband aufmerksam gemacht: 50 Prozent der Kleingärtner in Tackheide hätten angekündigt, ihre Parzelle aufzugeben. Diese Einnahmen würden dem Kleingärtner-Verband fehlen: "Eine Insolvenz ist nicht akut, aber wer weiß, wohin es geht", sagt Lundström, der als Vorsitzender des 4500 Mitglieder starken Verband die Kasse verwaltet.

Die Bezirksregierung hatte Anfang November im Planfeststellungsbeschluss dem Netzbetreiber Amprion den Bau der 7,3 Kilometer langen 380 kV-Starkstromleitung in Krefeld erlaubt. Bei Amprion überlegt man nun, wie man weiter vorgeht: Faktisch, so bestätigte gestern auf Anfrage das Bundesverwaltungsgericht Leipzig, könnte Amprion den Bau vorantreiben. Schließlich liegt die angekündigte Klage der Stadt Krefeld noch nicht vor. "Wir sind derzeit noch dabei, über das weitere Vorgehen zu entscheiden", sagte ein Amprion-Sprecher.

Die umstrittene Leitung führt von Willich nach Fellerhöfe, unter anderem direkt durch das Gelände des Kleingartenvereins Tackheide. Mitten im Gelände soll der Stahlgittermast Nummer 17 aufgebaut werden. Lundström sagt: "Ich weiß, dass viele der Kleingärtner dort einen Herzschrittmacher haben. Die Bezirksregierung schreibt zwar in ihrem Gutachten, dass die Stromleitung ungefährlich sei, die Kleingärtner sind aber dennoch in Sorge. Viele wollen offenbar aufgeben."

Als erste Konsequenz aus der drohenden Finanzmisere hat Lundström die eigene Klage seines Stadtverbandes gegen den Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung gestoppt. Die Kleingärtner haben also ihren Kampf gegen den Bau der Stromleitung aufgegeben: "2150 Euro haben wir jetzt schon in die Klage investiert, der Streitwert liegt bei 50 000 Euro. Wenn wir am Ende alles zahlen müssen, würde das Insolvenzrisiko noch verschärfen. Wenn wir jetzt gegen den Planfeststellungsbeschluss geklagt hätten, wäre die Bezirksregierung vor das nächste Gericht gezogen. Am Ende hätten wir womöglich alle Gerichtskosten tragen müssen."

Gut 200 000 Euro jährlich zahlt der Stadtverband als Pacht an die Stadt, der die Kleingartenanlagen gehören. Im Gegenzug kassiert der Stadtverband von den Kleingärtnern eine Pacht für die einzelne Parzelle. Sinkt die Zahl der Kleingärtner, müsste konsequent die Pacht steigen. Weil aber voraussichtlich schon der jährliche Mitgliedsbeitrag von derzeit 12,75 Euro angehoben werden soll, will Lundström die Mitglieder nicht weiter belasten: "Die Kleingärtner steigen mir irgendwann aufs Dach."

Im Schnitt sind die Gartenparzellen in Krefeld 350 Quadratmeter groß — nach einer neuen Erhebung hat jeder Kleingärtner rund 2000 Euro in die Aufbauten auf dem gepachteten Gelände (Häuschen, Begrünung etc.) investiert. Besonders die Kleingärtner in Tackheide haben jetzt ein Problem, sagt Lundström — sie suchen nach neuen Pächtern für ihre Parzellen, faktisch ist der Wert von 2000 Euro durch die Leitung gesenkt.

Von Bezirksregierung und Stadtverwaltung ist Lundström enttäuscht: "Die Bezirksregierung hat keine Sekunde ihrer Zeit für uns geopfert. Ich hätte mir auch gewünscht, dass die Stadt Krefeld auf den Kleingärtnerverband zugeht." Von der Klage der Stadt gegen den Planfeststellungsbeschluss erwartet er nicht mehr viel.

(RP/rl)
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