Krefeld Kita-Streik: Forderungen würden Stadt 7,4 Mio. Euro jährlich kosten

Krefeld · Die Stadt rechnet vor, dass die Forderungen der Gewerkschaft den städtischen Haushalt stark belasten. Verdi kündigt an, dass in der kommenden Woche weitere Erzieherinnen in den Streik treten wollen.

Kita-Streik: Demo in Krefeld
13 Bilder

Kita-Streik: Demo in Krefeld

13 Bilder

Die Krefelder Eltern müssen sich darauf einstellen, dass der Kita-Streik der Erzieherinnen sich in der kommenden Woche noch ausweitet. Verdi-Geschäftsführerin Mechthild Schratz teilte auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass für die kommende Woche weitere Erzieherinnen ihre Teilnahme an Streiks angekündigt hätten.

Seit drei Wochen rufen die Gewerkschaften GEW und Verdi zum Streik der Erzieherinnen auf. Sie fordern im Schnitt zehn Prozent mehr Gehalt für Erzieherinnen. Für die Krefelder Stadtverwaltung würde eine Einigung auf Basis der aktuellen Forderungen teuer: "Die derzeitigen finanziellen Forderungen der Gewerkschaft würden für Krefeld nach einer überschlägigen Berechnung der Verwaltung ca. 7,4 Millionen Euro pro Jahr ausmachen", teilte Stadtsprecherin Angelika Peters mit. Es gibt insgesamt 540 Stellen in den städtischen Kitas, auf denen ca. 710 Erzieherinnen und Erzieher arbeiten. Für eine Kommune im Nothaushalt wie Krefeld, die ohnehin viele finanzielle Belastungen zu schultern hat, wären Ausgaben in dieser Höhe ein Schlag ins Kontor.

Am Dienstag soll weiter verhandelt werden - einen Streikstopp gibt es deshalb in Krefeld aber nicht. "So lange es kein Verhandlungsergebnis gibt, muss der Streik weitergeführt werden", sagt Verdi-Geschäftsführerin Mechthild Schratz. Sie weiß, dass dies für viele Eltern erhebliche Kraftanstrengungen bedeutet.

3000 Teilnehmer bei Demo zum Kita-Streik in Köln
7 Bilder

3000 Teilnehmer bei Demo zum Kita-Streik in Köln

7 Bilder

Der Krefelder Jugendamtselternbeirat, das Gremium aller Elternvertreter in den Kitas, forderte gestern ein schnelles Ende des Streiks - beide Parteien, Erzieherinnen und Kommunen, müssten Schritte aufeinander zugehen: "Von der Verwaltung und der Politik fordern wir insbesondere, dass sie nicht darauf verfällt, die Streiks einfach bis zum Sommer auszusitzen", sagt Romy Warmo, Vorsitzende des Jugendamtselternbeirats. Sie begrüßt generell die Forderungen der Erzieherinnen: "Die Anforderungen an sie sind gestiegen. Hinzu kommen immer mehr Verwaltungsaufgaben." Warmo erinnert auch an Mehrarbeit durch Überbelegung in den Krefelder Kitas.

Derzeit behilft sich die Stadtverwaltung im Streik mit Notgruppen. Dieses Konzept scheint zumindest notdürftig zu funktionieren, wie der Jugendamtselternbeirat bestätigt. Beschwerden seien ihr nicht bekannt, sagt Romy Warmo. Sie ist aber in Sorge, dass das Notgruppenkonzept bei längerem Streik nicht weitergeführt werden kann. "Anfang nächster Woche geht bei vielen nach den bisherigen Feier- und Brückentagen auch der gewohnte Arbeitsalltag wieder los, der die private Betreuung der Kinder erschwert. Es bleibt abzuwarten, ob seitens der Verwaltung hierauf ausreichend reagiert werden kann."

Die Stadtverwaltung betont, dass sichergestellt sei, dass die bisher getroffenen Maßnahmen auch bei einem längeren Streik weitergehen. Zwar müssen die nicht streikenden Erzieherinnen das Fehlen ihrer Kolleginnen auffangen, aber keine der Erzieherinnen müsse Überstunden leisten.

Der Protest von Eltern gegen den Streik halte sich in Grenzen, sagt Mechthild Schratz. Nur drei bis vier Reaktionen von Eltern seien "richtig böse" gewesen. "Die Eltern sind aber verärgert, dass die kommunalen Arbeitgeberverbände so lange verhandeln." Auch Philipp Einfalt von der GEW beobachtet eine Solidarisierung der Eltern mit den Streikenden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort