Serie Hochzeit Kirchlich heiraten mit Silbermond
Krefeld · Die Zahl der kirchlichen Trauungen geht zurück - für die, die vor den Altar treten, bleibt es ein wichtiger, zentraler Termin. Die Formen sind vielfältig geworden - populäre Musik und weltliche dichterische Texte haben längst Einzug in die Traugottesdienste gehalten.
Wenn Viktoria und Ewgeni Neif am Samstag in der Lutherkirche heiraten, dann werden sie und die Traugemeinde nicht nur Kirchenlieder hören. Die deutsche Gruppe Silbermond wird mit einem ihrer wunderbaren Liebeslieder ebenso präsent sein ("Ja": "Ich bin verloren in deiner Mitte, du machst mich zum Kämpfer ohne Visier, du wärmst mich auf mit deinem Wesen, du flutest alle meine Decks mit Hoffnung") wie Marlon ("Was immer du willst": "Ich hatte Staub auf meiner Seele"). Pfarrerin Sabina Busmann ist einverstanden damit, winkt aber nicht alles durch. Von einem Whitney-Houston-Song hat sie abgeraten, weil es ein Stilbruch gewesen wäre, berichtet Ewgeni Neif.
Die deutschen Texte aber sind willkommen - wohl auch deshalb, weil es Liedverse gibt, die wirklich gut sind und eine Art Metaphysik der Liebe ansprechen: "Du flutest alle meine Decks mit Hoffnung" ist eben ein Satz mit einer Tür zur Ewigkeit.
Generell ist die kirchliche Trauung nicht mehr selbstverständlich: Im Jahr 2013 gab es deutschlandweit knapp 44 000 katholische Trauungen - 1997 sind es noch knapp 74 000 gewesen. Von allen Paaren, bei denen beide evangelisch sind, haben sich im Jahr 2012 nur knapp 57 Prozent für eine kirchliche Hochzeit entschieden. Auch bei kirchlich Gebundenen ist der Schritt zum Traualtar also nicht mehr selbstverständlich.
Warum heiraten Ewgeni und Viktoria Neif kirchlich? Wenn sie erzählen, wird zum einen deutlich: Beide Familien sind verwurzelt in der Kirche. Auf die Lutherkirche zum Beispiel sind sie gekommen, weil Ewgenis Großmutter dort aktiv ist: Sie geht regelmäßig in den Gottesdienst, singt im Chor mit; die Gemeinde gehört selbstverständlich zu ihrem Leben. Die familiäre Verwurzelung in der kirchlichen Tradition reicht bis in das Denken und Fühlen des Brautpaares: Gefragt, warum sie kirchlich heiraten, antwortet Ewgeni: "Im Grunde ist uns die kirchliche Trauung aus religiösen Gründen wichtig. Wir bitten in dieser Weise um Gottes Segen."
Die Trauung wird eine sehr persönliche Färbung bekommen: Lieder, Fürbitten, Gebete und Texte hat das Brautpaar zusammen mit Pfarrerin Busmann ausgesucht. Die Pfarrerin setzt in einem Punkt auch einen starken eigenen theologischen Akzent: Sie hat in die Fürbitten die Verstorbenen eingebettet und stellt damit das Paar und das Geschehen in der Kirche bewusst in die Tradition der Vorfahren. Eine Heirat ist eben kein Ich-Geschehen von zwei Liebenden, sondern steht auf dem Grund der Zeit: der Geschichte der Eltern, der Vorfahren, der kirchlichen Tradition. Da passt es dann auch und bekommt tiefen Sinn, dass die kleinen Brüder von Ewgeni und Viktoria, neun und zwölf Jahre alt, Fürbitten sprechen werden. Dazu passt, dass Viktorias Vater die Braut bis in die Mitte der Kirche führen wird, um sie dann Ewgeni zu überlassen; gemeinsam gehen die beiden dann bis zum Altar. Familiäre Verbundenheit wird so ebenso zum Ausdruck gebracht wie die Eigenständigkeit der Brautleute.
Dazu passt am Ende auch der Trauspruch aus dem Buch Ruth (Kapitel 1, Vers 16), den beide ausgewählt haben, denn in ihm klingt alles an: Verbundenheit der Brautleute, Verbundenheit der Familien, Verbundenheit mit Gott: "Wo du hingehst, da will ich auch hingehen, wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott."