Krefeld Kinderbetreuung: Übergang von Kita zu Schule ist ein Problem

Krefeld · Die Stadt legt einen Qualitätsbericht zum Offenen Ganztag vor: 36,7 Prozent der Grundschüler werden betreut. Eltern, deren Kinder keinen Platz bekommen, stehen vor Problemen. Sie können oft nicht mehr arbeiten.

 Im Offenen Ganztag an der Schönwasserschule in Oppum haben sich Kinder an einer Aktion beteiligt, ihre Schule zu verschönern.

Im Offenen Ganztag an der Schönwasserschule in Oppum haben sich Kinder an einer Aktion beteiligt, ihre Schule zu verschönern.

Foto: SSO

Ein neuer Qualitätsbericht zur Nachmittagsbetreuung an Krefelder Grundschulen zeigt auf, dass der Elternbedarf für Plätze im Offenen Ganztag in Krefeld nicht gedeckt wird. Laut Vorlage für den nächsten Schulausschuss am 22. Januar standen beispielsweise im vergangenen Schuljahr 181 Schüler auf Wartelisten.

Für die Eltern dieser Schüler kann das zu Problemen im Job führen. Während 41 der 45 städtischen Kitas eine Betreuung auch am Nachmittag bis 16 Uhr oder darüber hinaus anbieten, also die Vorschüler theoretisch alle einen Betreuungsplatz haben, liegt die Betreuungsquote im Offenen Ganztag der Grundschulen bei 36 Prozent. Mit dem Übergang des Kindes von der Kita zur Grundschule stehen also viele Eltern vor dem Problem, nicht zu wissen, ob sie ihren Job fortsetzen können. 2713 Grundschüler besuchten den Offenen Ganztag, wurden also in den Kernzeiten zwischen 8 und 16 Uhr betreut.

Hildegard Reintges ist Schulleiterin an der Grundschule Horkesgath und Sprecherin aller Grundschulleiter. Sie betont: "An sich sind wir in Krefeld mit Plätzen im Offenen Ganztag gut ausgestattet. Aber der Übergang von der Kita in die Schule stellt ein Problem dar. Eltern von Kita-Kindern haben deutlich bessere Chancen, zu arbeiten, als wenn das Kind schon in der Schule ist. Wir müssen in Krefeld deshalb das Angebot des Offenen Ganztags weiter ausbauen."

Es gebe auch einzelne Schulen, die noch offene Plätze haben, betont sie. Anderswo sei dringender Bedarf. Reintges betont auch, dass der Ausbau des Ganztags abhängig sei von Zuschüssen auf Landesebene.

Im aktuellen Schulentwicklungsplan ist ein Bedarf von zusätzlich 18 Gruppen im Offenen Ganztag festgestellt, von denen inzwischen sechs Gruppen eingerichtet wurden. Die Einrichtung der verbleibenden zwölf Gruppen konnte aufgrund der Haushaltslage der Stadt Krefeld bislang nicht realisiert werden. Die Stadt behilft sich derzeit mit einem Ersatzinstrument. An 25 von 30 Grundschulen wurde zusätzlich die Betreuungsmaßnahme "8 -1" angeboten, in der eine Betreuung von 8 bis mindestens 13 Uhr, orientiert am Bedarf der Eltern, aufgebaut wurde. 1030 Grundschüler konnten im vergangenen Schuljahr durch diese Maßnahme betreut werden, das sind 13,6 Prozent aller Schüler. Insgesamt sind also 49,6 Prozent aller Grundschüler in einem Betreuungsangebot. Die Stadt sieht im Angebot "8 -1" eine gute Alternative zum Offenen Ganztag. Die Weiterentwicklung beider Angebotsformen sollte geprüft werden.

Das Thema Inklusion spielt auch im Offenen Ganztag eine Rolle: Probleme gibt es nämlich laut Qualitätsbericht für den Schulausschuss auch im Hinblick auf Schüler mit "besonderem Förderbedarf" in der Nachmittagsbetreuung. Eigentlich sieht die Landesfinanzierung vor, dass Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf im Offenen Ganztag den doppelten Fördersatz an Zuschüssen vom Land erhalten. Für das Schuljahr 2014/2015 wird das Land aber laut Stadt trotz gestiegener Zahl von Schülern mit Förderbedarf nur den gleichen Satz gezahlt wie ein Jahr zuvor.

Der neue Qualitätsbericht trifft auch Aussagen über das Raumangebot. 30 bis 60 Quadratmeter pro Ganztagsgruppe stehen demnach in der Stadt Krefeld zur Verfügung, somit mehr als von Fachleuten empfohlen. Als "bedarfsgerecht" bezeichnet die Stadtverwaltung deshalb das Raumangebot. Verschiedene Träger wie der Sozialdienst katholischer Frauen, Kirchengemeinden und Sportvereine sowie Kinderschutzbund stellen zusammen mit der Stadt sicher, dass die Kinder betreut werden.

(RP)
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