Krefeld Kinder und Senioren im Team vereint

Krefeld · Der SC Bayer 05 bringt mit seinem stadtweiten Projekt "Sportpark-Mobil" Jung und Alt zusammen.

 Im Seniorenheim Gatherhof spielen sechs- bis 13-jährige Mädchen und Jungen beim Ballwerfen mit Bewohnerinnen, die ihre Urgroßmütter sein könnten. Links und rechts vorn: Stefan Tomaskowicz und Carmen Hübner vom SC Bayer 05.

Im Seniorenheim Gatherhof spielen sechs- bis 13-jährige Mädchen und Jungen beim Ballwerfen mit Bewohnerinnen, die ihre Urgroßmütter sein könnten. Links und rechts vorn: Stefan Tomaskowicz und Carmen Hübner vom SC Bayer 05.

Foto: T. L.

Gabrielle wirft den weichen Ball. Mit einem sanften Plopp landet er auf einer blauen Folie, auf der ähnlich einer Zielscheibe verschiedene Zahlenfelder zu sehen sind. "Ja! 25 Punkte", jubelt die Neunjährige. Ihre Team-Kollegin Anneliese Blöß lobt die Schülerin. Die 79-Jährige wirft ebenfalls den Ball - und erzielt stolze 50 Punkte für ihr Team. Zum dritten Mal sind Gabrielle und die Seniorin in einem Team. Zum dritten Mal ist auch das Team des Projekts "Sportpark-Mobil" zu Gast im Altenheim Gatherhof am Ibbelskathweg. Angeregt durch die Initiative des Landessportbundes "Bewegt älter werden in NRW" erarbeiteten Sportler vom SC Bayer 05 ein Konzept, stadtteilorientiert Sportangebote für Senioren anzubieten und gleichzeitig Jung und Alt zusammen zu bringen.

In Gatherhof verbringen einmal im Monat Kinder der Jugendeinrichtung in der Erlöserkirche zwei Stunden Zeit mit den Senioren des Altenheims. "Soweit ich weiß, sind wir bis jetzt die Einzigen landesweit, die im Rahmen dieses Projektes Kinder und Senioren gemeinsam spielen lassen", sagt Carmen Hübner von der Geschäftsführung des Bayer-Sportclubs.

Gabrielle findet die Veranstaltung "toll" und schwärmt: "Ich mag gern alte Leute. Auch meine Oma besuche ich oft und spiele mit ihr. Sie ist aber noch viel jünger und richtig fit. Hier lerne ich, mit meiner Oma besser umzugehen, wenn sie mal nicht mehr so fit ist." Anneliese Blöß lächelt. "Es ist sehr schön, mit den Kindern Zeit zu verbringen. Sie sind immer sehr höflich, gehen zum Beispiel nicht an die Chips, bevor sie uns welche angeboten haben. Es ist ein angenehmes Miteinander."

Der Meinung ist auch Helma Nellis. Die 89-Jährige wirft nun den Ball, aufmerksam beobachtet von ihrer Mitspielerin Zoe. Zoe ist mit ihren sechs Jahren das Küken der Gruppe und liebt die Spiele im Seniorenheim. Kaum ist der Ball gelandet, läuft sie auch schon los und holt ihn für ihre Team-Kollegin zurück. "Das kann ich besser. Meine Beine sind ja noch gut." Helma Nellis schmunzelt. "Es ist schön, wie unbefangen die Kinder auf uns zugehen und mit uns reden. Wir hätten uns das früher nicht getraut. Damals wurden Kinder ja auch noch viel strenger erzogen und durften nicht vorlaut sein."

Stefan Tomaskowicz leitet das Projekt und ist jede Woche in einer anderen Einrichtung zu Gast. Zurzeit gibt es außer in Gatherhof noch Angebote in den Seniorenzentren in Linn, Traar und im Cornelius-de-Greiff-Stift im Nordwestbezirk, in dem auch die Pilotphase stattfand. In Kooperation mit weiterführenden Schulen besuchen feste Schüler-Gruppen auch dort einmal im Monat die Senioren. Es wird dann "Leiter-Golf" oder "Cross-Boccia" gespielt.

Stefan Tomaskowicz holt die "Leiter" für das nächste Spiel heraus. Zwei Golfbälle sind jeweils am Ende einer Schnur befestigt. Dieses Wurfgerät muss nun so geschickt in Richtung der dreisprossigen Leiter geworfen werden, dass sich die Schnur um eine Sprosse wickelt. Gar nicht mal so einfach - wie Jonas feststellen muss. Dabei liebt der begeisterte Fußballspieler eigentlich Bälle. Trotzdem ist auch für ihn dieses Spiel eine Herausforderung. "Man muss ein Gefühl dafür bekommen, dann geht es", sagt der Zehnjährige, der gerne zu den Senioren kommt, weil es "Spaß macht, gemeinsam im Team" zu spielen.

"Genau um diese Gemeinsamkeiten geht es. Wir wollen mit dem Projekt für Abwechslung und Anregung sorgen, und Kindern und Senioren Gelegenheit bieten, sich kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen", erläutert Carmen Hübner. Luise Maaßen beobachtet das rege Treiben im Aufenthaltsraum als Zuschauerin. "Heute geht es mir nicht so gut, deshalb setze ich einmal aus", sagt die 96-Jährige, die immer für neue Ideen offen ist.

Mit dem mobilen Sportangebot für Senioren betritt der SC Bayer in Krefeld Neuland. Gute Erfahrungen haben die Bayer-Sportler jedoch mit ihren "mobilen Sportparks" für Kinder und Jugendlichen gemacht. Seit 2014 bringen sie regelmäßig Spielsachen und Sportgeräte an teilnehmende Schulen, Kindergärten und Jugendeinrichtungen.

"Da jedoch immer mehr Menschen immer älter werden, ist es wichtig, sich Gedanken zu machen, wie man die Senioren dabei unterstützen kann, solange wie möglich beweglich zu bleiben und ihnen einen abwechslungsreichen Tagesablauf zu gestalten", sagt Sportökonom Dirk Schröter, der sich an diesem Tag als Berater des Landessportbundes das Projekt in Gatherhof anschaut. "Was ich hier sehe, ist eine sehr gelungene Sache", lobt er.

Gerade ist Kathrin dran und wirft auf die Leiter. Die 13-Jährige ist die Älteste in der neunköpfigen Schülergruppe. Auch in einem Monat wird sie wieder dabei sein. Denn: "Es ist einfach schön, mit den älteren Leuten zusammen zu sein."

(RP)
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