Grundschulprojekt mit Amnesty International Acht-Meter-Kinder-Kunstwerk in Krefeld für Kinderrechte

Krefeld · Amnesty International arbeitet mit Schulen zusammen, um Schüler für das Thema Menschenrechte zu gewinnen. Auch mit Grundschulen. Kinder setzen sich erstaunlich ernsthaft und empathisch mit dem Thema auseinander.

Szene aus einem acht Meter breiten Bild: Schüler der Paul-Gerhardt-Schule haben mit Amnesty Internatinal das Thema Kinderrechte behandelt.

Szene aus einem acht Meter breiten Bild: Schüler der Paul-Gerhardt-Schule haben mit Amnesty Internatinal das Thema Kinderrechte behandelt.

Foto: Sven Schalljo

Ein großer Bauzahn steht aktuell auf dem Schulhof der Paul-Gerhardt-Schule in Uerdingen. Dieser trennt einerseits den Toilettentrakt, der saniert wird, ab. Andererseits dient er als Staffelei für ein großes Bild, das die Kinder der Schule vor dem Sommerferien gemalt haben. Auf gut acht Metern prangt der Schriftzug „Kinderrecht“, von den Schülerinnen und Schülern der Unesco-Projektschule bunt bemalt.

„Jeder Buchstabe steht für für ein eigenes Wort. Heimat, Chancen, Ernährung, Inklusion oder Demokratie“, erläutert Barbara Peterke. Die Amnesty-International-Aktivistin betreute das Projekt an der Schule. Mehr als diese Buchstaben und ihre grobe Bedeutung waren aber nicht vorgegeben. Die Interpretation nahmen die Kinder selbst vor. „Was dabei herausgekommen ist, das ist schon beeindruckend. Bei ‚Inklusion’ zum Beispiel malte ein Kind ein anderes im Rollstuhl. Bei ‚Ernährung‘ hätte ich Pommes, Eis und Süßigkeiten erwartet. Dass die Kinder ein Schälchen mit Wasser und die Worte ‚sauberes Wasser‘ gemalt haben, beeindruckt mich“, sagt Schuldirektorin Gabriele Hötter.

Immerhin, das Eis ist auch dabei. „Das finde ich auch ein Stück weit beruhigend. Denn bei aller Aufklärung über die Probleme dieser Welt: Sie sind Kinder und sollen es auch bleiben“, sagt die Pädagogin. Dennoch, über Wochen wuchs das Kunstwerk, und die kleinen Maler waren mit Feuereifer bei der Sache.

„Es gab einige wirklich heiße Tage. Dazu kam dann die Maskenpflicht,und trotzdem haben die Kleinen mit einer Begeisterung gemalt und geschwitzt, das war schon beeindruckend“, sagt Carola Günther, auch sie von Amnesty.

Zu Beginn hätten einige der rund 30 jungen Teilnehmer aus der Ganztagsbetreuung noch etwas scheu gewirkt. Das habe sich aber  ergeben. „Irgendwann waren sie mit voller Begeisterung bei der Sache. Auch die anderen Kinder haben die Fortschritte immer verfolgt“, resümiert Direktorin Hötter. Schülerin Mara Franziska Knubben bestätigt das. „Ich bin nicht in der Ganztagsbetreuung und habe darum nicht mitgemalt. Aber ich habe jeden Tag geschaut, was passiert ist. In der Schule haben wir immer darüber gesprochen, wie es voran geht“, erzählt die Zehnjährige, die nach dem Sommer die weiterführende Schule besuchen wird. Für sie ist die Arbeit auch wichtig. „Kinder haben ein Recht auf Schule und Bildung. Ich möchte, dass alle Kinder auf der Welt das bekommen“, fährt sie fort.

Das erinnert Hötter an eine Begebenheit. „Wir bringen den Kindern früh bei, dass es universelle Menschen- und Kinderrechte gibt und auch, dass diese verletzt werden. Als wir vor einiger Zeit ein Sommerfest hatten, haben die Kinder mit Legomännchen in Papierbooten auf das Schicksal von Flüchtlingen hingewiesen. Als dann der Wind einige Boote umwehte und Eltern sie wieder aufstellen wollten, griffen die Kinder ein und sagten, dass in der Realität auch niemand die Boote wieder aufstellt“, berichtet sie. „Das war zugleich ein Zeichen, wie gut sie die Themen durchdringen und auf der anderen Seite traurig“, fährt sie fort.

Was nun mit dem Kunstwerk der Kinder passiert, ist noch nicht klar. „Ich möchte es in jedem Fall drucken. Wir haben alles bereits abfotografiert. Dann machen wir ein Transparent daraus, das wir an die Schule hängen“, sagt Hötter. Doch auch das Original soll erhalten werden. „Wir sind gerade in Gesprächen mit verschiedenen Stellen und schauen, ob wir einen Ort finden, wo wir den Zaun aufstellen können“, sagt Peter-Michael Friedrichs, auch er von Amnesty. Dabei denkt er an Zoo, Kulturfabrik oder städtische Gelände.

Das Bild zeigt: Die Kinder beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Menschen- und Kinderrechte. Das sei ein großer Vorteil ihrer Schule, befindet Hötter. „Die Eltern schicken ihre Kinder auch ganz bewusst wegen dieser Ausrichtung auf unsere Schule“, sagt sie. Eine Mutter habe unbedingt auch etwas beitragen wollen. „Sie malte schnell einen kleinen Vogel“, erzählt Peterke schmunzelnd.

Die Krefelder Ortsgruppe von Amnesty International betreibt gezielt Projekte an Schulen. Damit sollen junge Menschen an Themen wie Menschenrechte herangeführt werden. Mittelfristig hoffen die Verantwortlichen, die Gruppe so zu verjüngen.  

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