Krefeld Kibibi ist auf dem Weg nach Tallin

Krefeld · Das Krefelder Nashorn-Junge Kibibi wurde am Mittwoch in einem Spezialtransporter auf die mehr als 2000 Kilometer lange Reise nach Estland geschickt. Bulle Usoni und Kuh Nana fiel die Trennung leicht. Sie erwarten neuen Nachwuchs.

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Die Abschiedszeremonie war kurz und schmerzlos: Nashorn-Jungtier Kibibi fiepte am Mittwochmorgen einmal laut und versetzte Muttertier Nane nur kurz in Unruhe, ehe es in einem Spezialtransporter auf den mehr als 2000 Kilometer langen Weg von Krefeld in den estnischen Zoo nach Tallin ging. "Es ist alles sehr gut gelaufen", berichtete Zoo-Sprecherin Petra Schwinn. Einzig Tierpfleger Knut Nilsen tat sich etwas schwer dabei, sich von seinem knapp dreijährigen Schützling trennen zu müssen.

Mit Futter wurde das 600 Kilogramm schwere Spitzmaulnashorn in die Transportbox gelockt. Das hatte Kibibi in den Vorwochen immer wieder geübt, um sich an die massive Kiste zu gewöhnen. "Alles war gut geplant und verlief reibungslos", erzählte Petra Schwinn. Kibibi flitzte gleichsam in sein vorübergehendes Zuhause, in dem er bis zur Ankunft in Tallin bleiben muss — ausgestattet mit allen notwendigen Dokumenten (Cities-Papiere) genügend Trinkwasser und Luzerne-Heu, einem besonders nahrhaften Grünfutter. Für kurze Zeit hing das Jungtier in seiner Kiste in luftiger Höhe an massiven Ketten. Mit Hilfe eines Krans wechselte die Kiste samt Inhalt ihren Standort aus dem Gehege auf den Sattelschlepper. Der international erfahrene Transporteur verfügt über ein voll klimatisiertes Fahrzeug mit Schiebedach, so dass Kibibi während der Reise genügend Frischluft schnuppern kann. Der Amtstierarzt bescheinigte zuvor, dass Kibibi gesund und frei von Parasiten ins Baltikum gefahren wurde. Eine Quarantänezeit müsse er dort nicht verbringen, erklärte Petra Schwinn. Das erleichtere ihm die Eingewöhnung. Kibibi ist auf Empfehlung des Berliner Zoos, der das Zuchtbuch für Spitzmaulnashörner führt, nach Tallin abgegeben worden. Sie und ihr neuer Partner dort haben die genetisch besten Voraussetzungen, ein erfolgreiches Zuchtpaar zu werden. Kibibis Geschwister wurden an Zoos in Tschechien und in Dänemark abgegeben.

Ein erfolgreiches Zuchtpaar sind die Krefelder Nashornkuh Nane und Bulle Usoni schon lange. Nane ist erneut trächtig und erwartet im August den vierten Nachwuchs im Krefelder Zoo. In der freien Wildbahn vertreibt die Mutter ihren Nachwuchs, sobald die Geburt des nächsten Jungtieres ansteht. Somit wurde der Zoo mit dem gestrigen Umzug Kibibis den natürlichen Verhaltensweisen der Wildtiere gerecht. Der Zoo Krefeld züchtet als einziger Zoo in NRW die seltenen Spitzmaulnashörner. Nane kam seinerzeit aus Berlin und Usoni aus Zürich. Die beiden sind seit fast 20 Jahren in Krefeld. In der freien Wildbahn sind die Spitzmaulnashörner stark durch Wilderei bedroht. Ihr Horn bringt auf dem Schwarzmarkt hohe Geldsummen ein. Der Transporteur hatte mit Kibibi kaum den Motor angelassen und die Samt- und Seidenstadt verlassen, da ließen sich Nane und Usoni schon wieder ganz entspannt die Sonne auf den Rücken scheinen. "Das muss man nüchtern sehen, das sind Wildtiere, die kennen keine menschlichen Regungen", informierte Petra Schwinn.

(RP/ac)
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