Umbauarbeiten für das Stadion in Krefeld laufen Neuer Teppich für die Grotenburg

Krefeld · Der Umbau der Grotenburg ist in vollem Gange. Jetzt geht es an die Rasenfläche, die für den Spielbetrieb in der Dritten Liga tauglich gemacht werden soll. Der neue Rasen, eine Beregnungsanlage und eine Rasenheizung sollen in diesem Winter fertig werden. Ziel bleibt, dass der KFC im Sommer 2021 wieder im eigenen Stadion spielen kann.

 Meter für Meter wird die Grasnarbe des alten Rasens abgetragen.

Meter für Meter wird die Grasnarbe des alten Rasens abgetragen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Es ist eine gute Nachricht für den KFC Uerdingen und seine Fans: In der Grotenburg wird gearbeitet. Nachdem es in der Vergangenheit des Öfteren Kritik an der Stadt gab, weil die Arbeiten im Stadion dort vermeintlich nicht schnell genug ausgeführt würden, so ist nun auch sichtbar: Die Sanierungsarbeiten in der Grotenburg-Kampfbahn sind in vollem Gange – und verlaufen planmäßig, sagt die Stadt. Jetzt haben auch die Arbeiten am Spielfeld begonnen – die Grotenburg bekommt einen neuen Rasen-Teppich. Und das Stadion soll, wie geplant, im Sommer 2021 für den Spielbetrieb in der Dritten Liga umgebaut sein.

Das ist aus Vereinssicht auch zwingend notwendig. „Das Stadion ist das Herzstück eines Vereins“, hatte KFC-Präsident Mikhail Ponomarev  noch vor wenigen Wochen bei einem Fantreffen gesagt. Der KFC muss aktuell bereits eine dritte Saison in einer anderen Stadt seine Heimspiele austragen. Das ist nicht nur einmalig im deutschen Profifußball, sondern auch teuer. 1,6 Millionen Euro kostet allein die Miete pro Saison, es fehlen aufgrund der geringeren Zuschauerzahl zudem Einnahmen, die Bindung an die Fans geht verloren.

 Rasentragschicht und Boden werden etwa 40 Zentimeter tief abgetragen, ebenso wie weite Teile der bisherigen Unterkonstruktion des Platzes.

Rasentragschicht und Boden werden etwa 40 Zentimeter tief abgetragen, ebenso wie weite Teile der bisherigen Unterkonstruktion des Platzes.

Foto: Stadt Krefeld/Andreas Bischof

„Für uns ist von elementarer Bedeutung, dass wir ab Beginn der kommenden Saison in unserem Heimstadion spielen können. Es ist schön zu hören, dass man jetzt mit dem Umbau begonnen hat. Wichtiger ist jedoch das Datum der Fertigstellung, damit wir das Stadion rechtzeitig beziehen können“, sagte Geschäftsführer Frank Strüver auf Anfrage.

Denn: Die Zeit im Exil soll nach dieser Spielzeit vorbei sein. „Der Neubau des Naturrasenplatzes mit Einbau einer Rasenheizung und einer Beregnungsanlage sind Bestandteil des Zulassungsverfahrens der Dritten Liga, also Lizenzierungsvorschriften der DFL und des DFB. Die Arbeiten werden bei guter Witterung im Winter abgeschlossen“, berichtet Projektleiterin Sabine Schmidt vom Zentralen Gebäudemanagement über die Notwendigkeit dieser Maßnahme, die rund 900.000 Euro kostet und die erste wirklich große Maßnahme sein wird, die jetzt angegangen wird, damit sich der neue Rasen auch entsprechend verwurzeln kann. Krefeld will die Grotenburg für rund elf Millionen Euro wieder für den Profifußball herrichten.

 Im gesamten Naturrasen-Spielfeldbereich wird eine Bodenheizung verlegt – eine der Maßgabe des Deutschen Fußball-Bundes.

Im gesamten Naturrasen-Spielfeldbereich wird eine Bodenheizung verlegt – eine der Maßgabe des Deutschen Fußball-Bundes.

Foto: Stadt Krefeld/Andreas Bischof

Das tatsächliche Spielfeld mit den Maßen 105 mal 68 Meter wird um zwei Meter in Richtung Süden verschoben. Die geforderten Sicherheitsabstände und hindernisfreien Bereiche an den Stirnseiten von vier Metern und an den Längsseiten von zwei Metern werden dabei eingehalten. Auch die freie Fläche hinter dem westlichen Tor vor der notdürftig umgebauten Stehplatztribüne wird neugestaltet, so dass die Gesamtfläche des Innenraums (Infield) dann nach Angaben der Stadt 11.320 Quadratmeter misst.

Das Spielfeld wird entsprechend der „DIN 18035-4 Rasenflächen“ in sogenannter Drainschichtbauweise neu aufgebaut, teilt die Stadt mit. Der Rasen, auf dem zahlreiche Bundesliga-, Pokal- und Länderspiele stattgefunden haben, wird hierfür aktuell einschließlich Rasentragschicht und Boden in einer Schichtstärke bis circa 40 Zentimeter abgetragen und entsorgt. Auch alle Einbauten wie Fußballtore, Eck- und Mittelfeldfahnen, Bandensysteme, Borde, Rinnen, Abläufe und Schächte werden ausgebaut und entsorgt.

 Projektleiterin Sabine Schmidt vom Zentralen Gebäudemanagement der Stadt vor den Buchstaben, die einst am Dach der Tribüne angebracht waren. 

Projektleiterin Sabine Schmidt vom Zentralen Gebäudemanagement der Stadt vor den Buchstaben, die einst am Dach der Tribüne angebracht waren. 

Foto: Stadt Krefeld/Andreas Bischof

Im Anschluss ist eine hydraulische Bodenstabilisierung erforderlich, um die Fläche bearbeiten zu können. „Und dann wird es sehr technisch“, sagt Schmidt: Die vollautomatische Versenk-Regneranlage besteht aus drei Vollkreis- und zwölf Teilkreisregnern einschließlich eines Steuergerätes sowie vier Unterflurhydranten. In der Naturrasenfläche ist der Einbau eines neuen Drainagesystems, bestehend aus Sauger- und Sammlerleitungen, geplant. Da eine Versickerung des anfallenden Oberflächen- und Drainagewassers nicht zu jedem Zeitpunkt sichergestellt werden kann, ist ein Notüberlauf vorgesehen, um im Notfall anfallendes Wasser über eine Druckleitung in das öffentliche Kanalsystem abzuführen. Und weil das Infield rund zwei Meter tiefer als der Außenbereich des Stadions liegt, muss dafür noch eine Hebeanlage installiert werden. „Die Durchführung eines Bundesligaspieles darf nicht durch unzureichende Abführung von anfallendem Niederschlagswasser gefährdet werden“, heißt es dazu in der Entwurfsplanung. Nach Einbau der Be- und Entwässerungsleitungen folgt eine rund zehn Zentimeter hohe Sauberkeitsschicht aus Kies.

Im gesamten Naturrasen-Spielfeldbereich wird dann eine Bodenheizung bestehend aus Heizschlaufen in Fixierschienen und einem Verteilersystem aus Rohrleitungen verlegt. Die selektive Beheizung von zwei Bereichen ist später möglich. Das System wird mit Trinkwasser befüllt. Dies ist wesentlich kostengünstiger als eine Befüllung mit einem Glykol-Wasser-Gemisch. Möglich wird dies, da der Boden in Krefeld nur sehr selten tiefgründig friert. Bei Frost wird die Anlage nur umgewälzt, bei seltenem Bedarf wird leicht beheizt. Die Versorgung erfolgt über eine Heizanlage im Bereich der Nordtribüne. Nach Verlegung der Rasenheizung erfolgt der Einbau einer bis zu 15 Zentimeter hohe Drainschicht aus Sand und einer neun Zentimeter dicke Fertigrasentragschicht mit Verlegung einer drei Zentimeter dicken Fertigrasendicksode.

Während der Arbeiten am Spielfeld sind auch im übrigen Stadionbereich Handwerker zugange. Von außen sichtbar wird dies zum Beispiel an den Betonstützen der Haupttribüne, die frisch gestrichen sind. Auch auf den Tribünen ist schon der ein oder andere Eimer Farbe verbraucht. Hier geht es gerade zudem an die Substanz: Per Sandstrahler wurde der Beton gereinigt, um Arbeiten an den Fugen vorzubereiten. „Einer der Bereiche, die noch nie seit dem Bau der Nordtribüne im Jahr 1986 angepackt worden sind“, sagt Sabine Schmidt. 7.500 Meter, so wurde errechnet, werden auf den beiden Sitzplatz-Tribünen neu verfugt – ohne Maschine, alles per Hand. Im Anschluss werden dann die flammneuen Sitzschalen angebracht.

Viel Arbeit also für Ahmed Türk, der mit seinen Kollegen bis Ende des Jahres hier arbeitet. Unmotiviert ist der Polier deswegen jedoch nicht, mit der Projektleiterin bespricht er gut gelaunt weitere Arbeitsschritte und regt an, den Farbton noch etwas zu ändern. „Einer, der mitdenkt“, freut sich Schmidt, wohlwissend, dass aber auch er machtlos ist gegen die vielen ungewissen Momente im Bauablauf. „Egal, wo wir etwas aufmachen oder etwas wegräumen, dahinter verbirgt sich meist etwas, das wir nicht eingeplant hatten.“ Da ist zum Beispiel die Erdung, die nun im Rahmen der Sanierung der 16 Regenfallrohre freigelegt wurde. Die Überraschung beim Aushub war groß, denn sie wurde direkt durch eine Wasserleitung getrieben, die eigentlich den Rasenvorplatz bewässern sollte. „Warum das nie jemanden aufgefallen ist, kann ich nicht sagen, kurios ist es aber allemal“, sagt Schmidt.

Sie staunte auch nicht schlecht, als kürzlich die mannshohen Buchstaben des Schriftzuges „Grotenburg-Stadion Krefeld“ abmontiert wurden. „Wir haben Neonröhren dahinter gefunden, was nahelegt, dass sie irgendwann einmal von hinten beleuchtet wurden.“ Ähnliches geschah auf der Haupttribüne, als sich bei der Demontage eines großen KFC-Logos ein altes Bayer-Logo offenbarte. Dieses hat sich nun der KFC zu Dokumentationszwecken gesichert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort