Krefeld KFC: Störfeuer vor Abspaltung der Profis

Krefeld · Am Montag bei der Mitgliederversammlung will der KFC-Vorstand die Profiabteilung in eine GmbH ausgliedern. Die aktuellen Verbindlichkeiten würden beim Stammverein bleiben. Der Ex-Vorsitzende Lakis fordert Geld vom Verein.

 Der ehemalige Vorsitzende Lakis (links) fordert vom KFC, dem Mikhail Ponomarev (rechts) vorsteht, rund zwei Millionen Euro.

Der ehemalige Vorsitzende Lakis (links) fordert vom KFC, dem Mikhail Ponomarev (rechts) vorsteht, rund zwei Millionen Euro.

Foto: TL

Dem Fußball-Regionalligisten KFC Uerdingen steht möglicherweise eine millionenschwere Klage ins Haus: Wie der ehemalige Vorsitzende des KFC, Agissilaos "Lakis" Kourkoudialos gestern unserer Zeitung bestätigte, fordert er weiterhin rund zwei Millionen Euro vom Verein zurück. Dazu wolle er es noch einmal im Guten versuchen, eine Einigung zu erzielen, schließt aber nicht aus, notfalls auch anwaltliche Hilfe in Anspruch zu nehmen und Klage gegen den Verein zu erheben. "Ich habe jetzt fast anderthalb Jahre lang stillgehalten, auch, damit der Aufstieg nicht gefährdet wird und keine Unruhe aufkommt. Bis jetzt hat sich kein einziger Verantwortlicher des Vereins bei mir gemeldet, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Das ist ganz schlechter Stil", sagte Lakis, der sein Vorgehen bedauert, es aber als einzige Möglichkeit sieht: "Für den KFC bin ich immer gesprächsbereit, aber wenn keiner aus dem Verein auf mich zukommt, habe ich keine andere Wahl."

Sein Nachfolger, Mikhail Ponomarev, bestreitet, dass es noch Forderungen gebe: "Es gibt keine Forderungen, wie wir unseren Mitgliedern durch Jahresabschlüsse und Zwischenbilanz erklärt haben." Sollte Lakis tatsächlich vor Gericht gehen und Klage erheben, sagte Ponomarev: "Falls das Gericht feststellen würde, dass die Forderung besteht, dann wird sie beglichen."

Das Störfeuer trifft den KFC unmittelbar vor dem wohl wichtigsten Abend der Vereinsgeschichte. Am kommenden Montag soll die Mitgliederversammlung beschließen, dass der Vorstand um den Vorsitzenden Mikhail Ponomarev die Profiabteilung vom eigentlichen Stammverein löst und in eine bereits gegründete GmbH mit dem Namen "KFC Uerdingen 05 Fußball GmbH" überführt. Ab 19.05 Uhr beraten die Mitglieder im Haus Gietz in Fischeln über diese Umstrukturierung und sollen letztlich Grünes Licht dafür geben.

Unserer Zeitung liegt der "Ausgliederungs- und Übernahmevertrag" vor. Demzufolge wird das ursprüngliche Stammkapital der GmbH von 25.000 Geschäftsanteilen zum Wert von jeweils einem Euro um einen weiteren Anteil auf 25.001 erhöht. Diesen Anteil würde der Verein als Gegenleistung erhalten. Die neue GmbH würde Vereinsvermögen in Höhe von rund 86.000 Euro übernehmen, wie zum Beispiel Bankguthaben, Büroausstattung oder Ansprüche seitens des KFC. Zusätzlich übernimmt die GmbH Sponsoren- sowie Spieler- und Angestelltenverträge.

Was die GmbH nur in relativ geringer Höhe übernimmt, sind die Verbindlichkeiten, die den Verein belasten. Die, so geht es aus den vorliegenden Unterlagen hervor, betrugen zum 30. Juni 2017 mehr als zwei Millionen Euro. Davon übernimmt die GmbH etwa 85.000 Euro; dies entspricht in etwa der Höhe des zuvor erwähnten Vereinsvermögens. Die restlichen Verbindlichkeiten bleiben beim Stammverein. Außerdem haftet die GmbH für die Verbindlichkeiten aus den übernommenen Arbeitsverträgen.

Stimmen die Mitglieder der Loslösung der Profiabteilung vom Stammverein zu, dann wird die GmbH ohne erdrückende Schuldenlast ihren Betrieb aufnehmen. Denn: Verbindlichkeiten gegenüber den Hauptgläubigern werden gemäß des Ausgliederungs- und Übernahmevertrag nicht von der GmbH übernommen. Bei der Mitgliederversammlung im November 2015, als Lakis und Ponomarev noch gemeinsam den Verein führten und bei der der Russe erstmals ein Modell einer GmbH vorgestellt hatte, war den Mitgliedern gesagt worden, dass die GmbH sämtliche Verbindlichkeiten übernehmen würde, so dass der Stammverein schuldenfrei wäre. Diese Darstellung bestätigte Lakis gestern noch einmal.

Bei den Verbindlichkeiten handelt es sich vorrangig um Ansprüche von Unternehmen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Mikhail Ponomarev stehen. Dessen Firmen Energy Consulting Deutschland bzw. Europe haben rund 810.000 Euro Darlehensforderungen sowie Ansprüche auf weitere 50.000 Euro, die nicht näher benannt sind. Weitere rund 920.000 Euro aus einem Darlehen schuldet der KFC der KFC Uerdingen Entertainment GmbH, deren Geschäftsführer der russische Unternehmer ist. Ein zusätzlicher dicker Batzen sind rund 200.000 Euro, die die Berufsgenossenschaft zum 30. Juni noch vom KFC forderte. In der Aufstellung dieser offenen Posten tauchen keine Forderungen seitens Lakis auf.

Am Rande: Wie der englische Erstligist AFC Bournemouth mitteilte, hat Ponomarev sein dortiges Direktorenamt Amt niedergelegt.

(oli)
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