Fund einer Babyleiche in Krefeld Keine Spur: Polizei hofft auf Hilfe von ZDF-Zuschauern

Krefeld · Die Massengentests haben keine Hinweise erbracht, auch Zeugenhinweise gibt es keine: Im Fall der im März aufgefundenen Babyleiche sucht die Polizei nun über die ZDF-Sendung den Weg an die bundesweite Öffentlichkeit.

 An dieser Stelle im Südpark ist Anfang März die Babyleiche gefunden worden.

An dieser Stelle im Südpark ist Anfang März die Babyleiche gefunden worden.

Foto: Maps4news.com/ HERE.com

Polizei und Staatsanwaltschaft dehnen ihre Suche nach der Mutter des Babys, dessen Leiche im März im Südpark gefunden worden war, über Krefeld hinaus aus. Der Fall wird am 11. Juni in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" einem bundesweiten Fernsehpublikum präsentiert.

Dies teilte die Staatsanwaltschaft Krefeld am Dienstag auf Anfrage mit. Der Krefelder Leiter der Mordkommission, Gerd Hoppmann, wird die Fakten des Falles im Fernsehen erläutern.
"Wir hoffen auf Hinweise aus der Bevölkerung", sagte Anna Stelmaszczyk, Sprecherin der Krefelder Staatsanwaltschaft, "ansonsten haben wir keine neuen Ermittlungsansätze."

Hintergrund: Am 5. März hatte eine Spaziergängerin im Südpark zwischen Fischeln und Forstwald eine in eine durchsichtige Plastiktüte gehüllte Babyleiche gefunden. Die Untersuchungen der Polizei ergaben: Das Kind — ein "europäisch aussehender Säugling", 52 Zentimeter groß, gesund und lebensfähig — ist kurz nach der Geburt erstickt worden. Das tote Mädchen ist dann in einer Plastiktüte abgelegt worden; die Plazenta befand sich auch in der Tüte.

Die Polizei geht davon aus, dass der Auslöser für die Tat weniger eine Persönlichkeitsstörung als die Angst vor dem Umfeld war. Auf der Suche nach der Mutter hat die Polizei einen Massengentest in der Umgebung des Fundortes durchgeführt — im Stadtteil Tackheide inklusive des Kleingartengeländes. 654 Tests ergaben am Ende keinen Treffer.

Der Auftritt im ZDF weitet die Reichweite der Ermittlungen nun aus: "Die Nähe des Fundortes zur Autobahn hatten wir immer im Blick", sagt Staatsanwältin Stelmaszczyk; natürlich könne es sein, dass die Mutter des toten Mädchens auch von außerhalb komme.

Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass jemand, der auf der A 44 Krefeld passiert, den Ort durch Zufall findet: Der Südpark ist von der Autobahn aus nicht zu sehen; die Abgeschiedenheit des Waldstücks trotz der Nähe zu den Häusern an der Stahlwerkstraße muss man eigentlich kennen — ebenso wie den Umstand, dass man in einem Stichweg, der von der Stahlwerkstraße in Richtung Wasserwerk abgeht, Parkmöglichkeiten hat. So ist die Mutter des toten Kindes wohl doch eine Ortskundige, auch wenn sie nicht direkt aus Krefeld stammen mag.

Nach zwei Fällen von Kindstötungen vor rund zehn Jahren in Krefeld flackerte nach dem Fall vom März wieder die Debatte über die Einführung einer Babyklappe auf. Rechtliche Bedenken und wissenschaftliche Untersuchungen sprachen gegen die Babyklappe — die damals bundesweiten 93 Babyklappen hatten nicht zu einer Senkung der Zahl der Aussetzungen und Kindstötungen geführt. Frauen in Not sind an den Schwangerennotruf verwiesen. Zudem gibt es in Krefeld eine Alternative: Helios bietet die Möglichkeit einer vertraulichen Geburt an. Dabei werden die Aufnahmedaten im Krankenhaus anonymisiert, in einem versiegelten Umschlag an die Jugendverwaltung der Stadt (Adoptionsvermittlungsstelle) übermittelt und dort bis zur Vollendung des 16. Lebensjahres des Kindes unter Verschluss gehalten.

(RP)
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