Krefeld Kayseri ist neue Partnerstadt

Krefeld · Gestern haben OB Gregor Kathstede und sein Amtskollege aus der türkischen Stadt Kayseri im Rathaus die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet. Beide erhoffen sich neben Völkerfreundschaft auch wirtschaftliche Vorteile.

Müzik! Das Krefelder Streichquartett greift zu Violine, Viola und Violincello, die Gäste erheben sich, dann erklingen die Töne der türkischen Nationalhymne. Und kurz darauf ist Haydns vertraute Melodie zum Lied der Deutschen zu hören, singen die Ehrengäste "Einigkeit und Recht und Freiheit". Der Originaltext hieß zu Haydns Zeiten noch "Gott erhalte Franz den Kaiser" — und das Wort Kaiser ist an diesem Mittwochmorgen im Festsaal des Krefelder Rathauses gleich doppelt schön, schließlich wird in wenigen Augenblicken Kayseri die neue Partnerstadt von Krefeld.

Diese Städtepartnerschaft sei nicht nur eine Herzensangelegenheit von ihm, sondern ein "Jahrhundertereignis", erklärt Krefelds Büyükehir Belediye Bakan (Oberbürgermeister) Gregor Kathstede. "In der 635-jährigen Geschichte der Stadt Krefeld gab es sechs offizielle Städtepartnerschaften. Diese ist die siebte, im siebten Jahrhundert."

Dreimal so groß wie Krefeld

Sein Amtskollege Mehmet Özhaseki stellt den knapp 100 Ehrengästen die neue Partnerstadt vor: knapp 6000 Jahre alt, knapp 700 000 Einwohner, keine Schulden. Er grinst. "Wir sind eine Handelsstadt. Wenn woanders antike Vasen ausgebuddelt werden, findet man bei uns antike Verträge." In den vergangenen zehn Jahren hätten die Einwohner rund 500 Millionen US-Dollar für städtische Einrichtungen gespendet.

Letztes Jahr war ein Mann vom Guinnessbuch der Rekorde bei ihm zu Gast. "An dem Tag hatten 139 neue Firmen Grundsteinlegung." KFC-Fans dürfen neidisch werden: In Kayseri steht der Bau eines Uefa-gerechten, 33 000 Sitzplätze fassenden Fußballstadions kurz vor der Fertigstellung.

Özhaseki nutzt die Gelegenheit, zu den Krefeldern mit türkischen Wurzeln zu sprechen. Rund 14 000 türkischstämmige Frauen und Männer leben in Krefeld. "Die erste Generation ist nach Deutschland gekommen, um Geld zu verdienen und zurückzukehren." Doch für die nachfolgenden Generationen gebe es kein Zurück mehr. "Deshalb müssen Sie auf auf jeden Fall die deutsche Sprache lernen, den hiesigen Gesetzen Folge leisten und sich bestmöglich integrieren", appeliert Özhaseki.

Von den Krefeldern mit niederrheinischen Wurzeln fordert er einen "behutsamen Umgang mit den Migranten". "Wenn Sie sie kennen lernen wollen, werden Sie mit offenen Armen empfangen!" Die Zahl Krefelder Schüler, die die Stadt Kayseri pro Jahr empfange, sei unbegrenzt. Wie sehen die nächsten Schritte der Partnerschaft konkret aus? "Noch in diesem Sommer möchte ich mit einer Delegation nach Kayseri aufbrechen", sagt Kathstede. "Vielleicht gibt es einen Künstler, dessen Werke wir hier im Kunstverein ausstellen können."

Auch Vertreter der Krefelder Wirtschaftsförderung sollen mit nach Kayseri reisen und Kontakte knüpfen, erklärt Kathstede beim anschließenden Umtrunk in kleiner Runde. Umtrunk — das türkische Wort dafür klingt auch deutschen Ohren vertraut. Es heißt: Kokteyl.

(RP)
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