Krefeld Kaufkräftige Kunden fehlen

Krefeld · Der Krefelder Einzelhandel muss was tun, um der sinkenden Kaufkraft der Einwohner entgegenzuwirken. Es gilt vor allem, finanzstarke Konsumenten aus dem Umland zu gewinnen. Doch eine langfristige Strategie fehlt.

Der Krefelder Einzelhandel kämpft mit der schwindenden Kaufkraft der Bürger. Weil die Konsumenten weniger Geld in den Taschen haben, müssen die Händler stärker auf Käufer von außerhalb setzen. Doch wie bringt man das Umland dazu, Krefeld als attraktive Bummelzone zu sehen?

Rückstand bei den Einkommen

Zwar liegt Krefeld nach Angaben des Marktforschungsinstituts GfK Geomarketing derzeit mit einem Kaufkraftindex von 101 Punkten noch leicht über dem bundesweiten Durchschnitt (100), betrachtet man allerdings die Entwicklung der verfügbaren Einkommen, zeichnet sich ein anderes Bild: Nach Informationen der Industrie- und Handelskammer (IHK) ist Krefeld in den vergangenen Jahren bei den so genannten verfügbaren Einkommen immer mehr hinter den NRW-Durchschnitt zurückgefallen. Lag die Differenz 1995 bei lediglich 130 Euro, stieg sie in knapp zehn Jahren auf 840 Euro. Nicht der einzige Schlag für die Händler, denn nach Angaben der IHK-Expertin Anja Geer fließt zusätzlich immer weniger vom verfügbaren Einkommen in den privaten Konsum. Anfang der neunziger Jahre gaben die Menschen dafür etwa 40 Prozent aus. Mittlerweile liegt der Anteil nur noch bei knapp 26 Prozent.

„Wenn die Kaufkraft in einem Gebiet abnimmt, muss der Einzelhandel einerseits versuchen die tatsächliche Kaufrkraft an sich zu binden“, erläutert IHK-Expertin Geer. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von Zentralität. „Zudem muss die Kaufkraft von außerhalb herangeholt werden“, fügt Geer hinzu.

Der Geschäftsführer des Krefelder Einzelhandelsverbandes, Joel Smolibowski, fordert deshalb, dass sich die Stadt endlich eine langfristige Strategie zulegen solle, um mit ihren Problemen fertig zu werden: „Wir müssen uns mehr Ecken und Kanten geben“, so der Geschäftsführer. Die Leitung bei der Erstellung eines Gesamtkonzeptes könne seiner Meinung nach OB Gregor Kathstede übernehmen.

Papier in der Schublade

Tatsächlich liegt ein solches Strategiepapier schon seit zwei Jahren in den Schubladen von Politik und Verbänden. Professor Harald Vergossen, Marketing-Fachmann von der Hochschule Niederrhein, weist auf die Erstellung vom „Persönlichkeitsbild der Krefelder Innenstadt“ vor zwei Jahren hin.

„Das Problem bei diesem ganzheitlichen Konzept ist allerdings die schwere Umsetzbarkeit“, erklärt Vergossen. „Schließlich sind viele Entscheidungsträger – private wie auch von Verwaltungsseite – an dem Prozess beteiligt“, sagt der Professor.

Fünf Merkmale arbeitete die Arbeitsgruppe damals für die Innenstadt heraus: mehr Vitalität, große Attraktivität fürs Einkaufen, eine kompakte Innenstadt sowie Steigerung der Wohnqualität und der Begrünung.

(RP)
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