Krefeld Katholikenrat distanziert sich von "Skandal-Broschüre"

Krefeld · Die vom Sozialbündnis veröffentlichte "Chronik der Krefelder Skandale" vor der Kommunalwahl sorgt für Wirbel. Katholikenratschef Lothar Zimmermann ist empört und denkt an den Austritt aus dem Bündnis.

 Diese Broschüre sorgt in Krefeld seit Anfang der Woche für Wirbel - die "Chronik der Krefelder Skandale" listet Missstände auf und macht die CDU politisch verantwortlich.

Diese Broschüre sorgt in Krefeld seit Anfang der Woche für Wirbel - die "Chronik der Krefelder Skandale" listet Missstände auf und macht die CDU politisch verantwortlich.

Foto: Stadt

Der Vorstand des Krefelder Katholikenrats wird in Kürze über den Austritt aus dem Sozialbündnis beraten. "Über eine weitere Mitgliedschaft im Sozialbündnis wird zu diskutieren sein", hat gestern Lothar Zimmermann, Vorsitzender des Katholikenrats, auf Anfrage mitgeteilt. Anlass ist die Veröffentlichung des 42-seitigen Heftchens "Chronik der Krefelder Skandale" durch das Sozialbündnis mitten im Kommunalwahlkampf - die 500 Euro Druckkosten teure Broschüre listet umstrittene politische Entscheidungen und missratene Projekte auf. Im Vorwort wird dabei die CDU als ursächlich verantwortlich für politische Fehlentwicklungen genannt. Lothar Zimmermann sieht darin eine tendenziöse Berichterstattung. "Sowohl inhaltlich als auch vom Zeitpunkt der Veröffentlichung zielt die Broschüre auf eine Einflussnahme auf die Kommunalwahl." Grundsätzlich sei der Katholikenrat aber parteipolitisch neutral.

Am Montag hatte Ulrich Knur als Sprecher des Sozialbündnisses die Broschüre in einer Pressekonferenz vorgestellt und dabei betont, dass alle 22 am Bündnis beteiligten Vereine und Verbände (neben Katholikenrat sind dies u. a. Piratenpartei, Grüne, DGB, Verdi und die linksextreme Deutsche Kommunistische Partei) im Vorfeld über die Texte informiert worden seien. Durch "interne Kommunikationsprobleme" hätten dem Vorstand des Katholikenrats die Texte nicht vorgelegen, räumte Zimmermann ein. "Dieser Tatsache entsprechend wurde im Vorstand kein Beschluss herbeigeführt, ob er die Veröffentlichung mittragen sollte oder nicht."

Inhaltlich wirft Zimmermann den Autoren vor, dass der Wahrheitsgehalt einiger Artikel nur schwer zu prüfen sei. Man könnte dort "Geschichten" lesen, "deren Wahrheitsgehalt nicht vollkommen klar ist. Aus diesem Grunde wurde dann der Konjunktiv und vermehrt Fragezeichen verwendet. Zu keinem ,Skandal' wird eine Widerrede gedruckt, obwohl die Dinge sicher nicht so simpel sind wie hier nahegelegt", kritisiert Zimmermann.

Tobias Ellmann, Chef der Jungen Union, bezeichnete die Broschüre gestern als "mit Halbwahrheiten gespickt und nichts anderes als eine Wahlempfehlung für wildgewordene Kommunisten". Die Druckkosten hätte das Sozialbündnis besser für soziale Zwecke ausgegeben, rät Ellmann, der auch kritisiert, dass die "Skandal-Chronik", die sich mit der Zeit von 1990 bis heute befasst, die Zeit des rot-grünen Bündnisses in Krefeld von 1989 bis 1994 "völlig ausgeblendet". Ellmann forderte gestern die Grünen auf, das Sozialbündnis zu verlassen. "Dass die Grünen, die noch den Namen der Bürgerrechtsbewegung Bündnis90 im Namen tragen, in diesem Bündnis mit Kommunisten zusammenarbeiten, ist eine Schande."

(RP)
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