Krefeld Kaserne Kempener Allee: Investor will Luxuswohnungen bauen

Krefeld · Düsseldorfer Investoren wollen kräftig investieren. Bis es soweit ist, wird dort eine Zeltstadt für Flüchtlinge entstehen - und zwar so schnell wie möglich, um die Glockenspitzhalle freizubekommen.

Nach der Exklusivmeldung in unserer Zeitung hat nun auch das zuständige Architektenbüro offiziell mitgeteilt: Eine Düsseldorfer Investorengruppe wird das Kasernengelände an der Kempener Allee kaufen. Die Konzepte sehen "unter anderem hochwertigen Wohnungsbau, umgeben von Grünzonen mit Wasser," vor, heißt es in der Mitteilung. Das Objekt gehört sicher zu den schwierigsten, derer sich Investoren in Krefeld annehmen können: Das Offizierskasino und die langen, sich parallel zur Kempener Allee erstreckenden Blöcke für die Mannschaften stehen unter Denkmalschutz.

Kein Wunder also, dass sich Oberbürgermeister Gregor Kathstede über die städtebaulichen Chancen freut: "Das Gelände liegt seit immerhin 13 Jahren brach. Jetzt eröffnen sich tolle Entwicklungsmöglichkeiten", sagte er auf Anfrage. Bis es soweit ist, soll - wie berichtet - auf dem Gelände im Auftrag des Landes eine Zeltstadt für 700 Flüchtlinge entstehen. Die Stadt will nun mit Hochdruck helfen, dieses Lager rasch zu errichten. Hintergrund: Das Land hat der Stadt gestern mitgeteilt, dass die Glockenspitzhalle über das Ende der Sommerferien hinaus zur Erstaufnahme für Flüchtlinge genutzt werden muss - und zwar zunächst bis Mitte Oktober. Die Stadt geht davon aus, dass die Halle wieder frei wird, sobald die Zeltstadt steht.

Die Bezirksregierung wirbt um Verständnis: Es heißt in dem Brief unter der Überschrift "Amtshilfe zur Geflüchtetenunterbringung": "Die aktuelle Lage ist weiterhin durch so hohe Zugangszahlen neuankommender Geflüchteter gekennzeichnet, dass ich gezwungen bin, die in Amtshilfe geschaffenen Kapazitäten aufrecht zu erhalten. Daher halte ich mein Amtshilfeersuchen gemäß §§ 4 ff. Verwaltungsverfahrensgesetz NRW aufrecht und fordere Sie auf, die Unterbringungsmöglichkeiten für 150 geflüchtete Menschen zunächst bis zum 15. Oktober 2015 sicherzustellen." Die Stadt Krefeld ist nun bemüht, "zusammen mit Land, Bezirksregierung und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) eine frühere Nutzung des ehemaligen Militärgeländes zu ermöglich - und damit entsprechend die Glockenspitzhalle für die Unterbringung entbehrlich zu machen".

Für Geschichtsbewusste endet auf dem Kasernengelände mit dem Neuanfang des Investors eine militärische Tradition, die für die schrecklichen Seiten des 20. Jahrhunderts steht: für den Nazi-Faschismus, den Zweiten Weltkrieg, den folgenden Kalten Krieg sowie die Teilung Deutschlands und Europas. Die Kaserne wurde in den 30er Jahren von den Nazis errichtet; nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernahm die britische Besatzungsmacht die Kasernen. 2002 zogen die letzten Briten ab; seitdem lag das Gelände brach. Nun kommt die friedliche Nutzung des Areals.

Wie das mit der Entwicklung beauftragte Architektenbüro mitteilte, sind die Ankaufverhandlungen vom Grundsatz abgeschlossen, "die Beurkundung des Vertragsentwurfs steht unmittelbar bevor". Der Investor beabsichtige, das Areal nach den Darstellungen des Flächennutzungsplans der Stadt Krefeld als Mischgebiet mit wohnungswirtschaftlichem Schwerpunkt zu entwickeln, heißt es weiter.

Die Krefelder Planungsbüros Lucas Architekten und Schwittmann-Bertrams Architekten hätten dazu gemeinsam mit dem Investor seit Anfang 2015 Vorkonzepte erarbeitet und mit der Planungsverwaltung diskutiert. Diese Konzepte sollen weiter bearbeitet werden, um diese nach den Herbstferien in den Ratsgremien behandeln zu können.

(RP)
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