Krefeld Karatemann mit drittem Dan

Krefeld · "Das ist die erste Taikyoku – eine Kata. So bezeichnet man beim Karate imaginäre Kämpfe gegen mehrere Gegner", erklärt der Mann im weißen Anzug mit gedämpfter Stimme, um den Jungen in seinem Bewegungsablauf nicht zu stören.

"Das ist die erste Taikyoku — eine Kata. So bezeichnet man beim Karate imaginäre Kämpfe gegen mehrere Gegner", erklärt der Mann im weißen Anzug mit gedämpfter Stimme, um den Jungen in seinem Bewegungsablauf nicht zu stören.

So hat Michael Krüger selbst einmal angefangen. Elf Jahre war er da alt, lebte im Landkreis Celle. Die ersten Schlag- und Blocktechniken zeigte ihm der Bruder eines Freundes. "Einfach faszinierend", fand Krüger den Sport schon damals. Heute, 20 Jahre später, ist Karate ein besonders wichtiger Teil in seinem Leben.

Nach Abitur, Zivildienst und erfolgloser Ausbildungsplatzsuche in Niedersachsen zog Krüger im Jahr 2000 nach Rumeln-Kaldenhausen und begann an der Universität Duisburg das Studium der Ostasienwissenschaften. Nach mehrjähriger Pause fing er in Duisburg erneut mit dem Karatetraining an. "So konnte ich schnell neue Freunde und immer wieder zu mir selbst finden", erzählt er. Schwierigkeiten bereitete ihm der Neueinstieg nicht, denn "Karate ist wie Fahrradfahren — das verlernt man nie." Heute steht Krüger kurz vor dem Hochschulabschluss, spricht fließend Chinesisch, trägt Vollbart und geflochtenen Zopf — strahlt auf eigenartige Weise tiefe, innere Zufriedenheit aus.

Seinen Lebensunterhalt verdient sich der 31-Jährige mit geotechnischen Untersuchungen. Seine Freizeit gehört — natürlich — dem Karatesport. Vor etwa einem Jahr erreichte er den dritten Dan — die dritte Stufe des schwarzen Gurts. Er kämpft privat mit Gleichgesinnten und bietet im Verein für Zen-Kampfkunst Krefeld Training für die Jüngeren an. "Da kann man viel mit auf den Weg geben", sagt "Karateka" Krüger.

Die Kinder für den Kampf vorzubereiten, sei jedoch das letzte, was er wolle. Gesundes Selbstvertrauen und Gefühl für den eigenen Körper sollen seine Schüler erlangen. Krüger: "Ob Kinder Aggressivität aufbauen, hängt stark vom Trainer ab. Forciert der das Training durch Konfrontation, werden die Schüler eher gewaltbereit." Krügers abfärbende Grund-Gelassenheit lässt keinen Grund zur Beunruhigung. "Ich halte nicht viel von Wettkämpfen", sagt er und fügt lächelnd hinzu: "Ich versuche eben immer auf der Matte zu bleiben."

(RP)
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