Krefeld Kampfhunde: Halterin wehrt sich

Krefeld · Die 21-jährige Krefelderin Lena Jatzwauk fühlt sich durch die Argumente aus Politik und Verwaltung zur drastischen Erhöhung der Hundesteuer für besondere Rassen auf 680 Euro im Jahr diskriminiert.

 Die 21-jährige Lena Jatzwauk hält ein engagiertes Plädoyer für ihren "Kampfhund" Bobby. Der American Staffordshire Terrier Mischling sei ein liebes Tier. Die Verantwortung liegt eindeutig bei den Haltern, sagt sie.

Die 21-jährige Lena Jatzwauk hält ein engagiertes Plädoyer für ihren "Kampfhund" Bobby. Der American Staffordshire Terrier Mischling sei ein liebes Tier. Die Verantwortung liegt eindeutig bei den Haltern, sagt sie.

Foto: Königs

Lena Jatzwauk fühlt sich diskriminiert. Die 21-Jährige zieht die Aufmerksamkeit der Krefelder nicht etwa wegen ihres Piercings oder ihrer Tätowierungen auf sich. Es ist ihre Begleitung Bobby, die bisweilen abschätzige Blicke oder gar Furcht verursacht. Bobby ist ein American Staffordshire Terrier Mischling — eine Rasse, die gemeinhin als Kampfhund bezeichnet wird.

Seitdem Kommunalverwaltung und Politik ihre Diskussionen zur Eindämmung der Zahl der Hunde im Stadtgebiet und die besondere Gefährlichkeit bestimmter Rassen führten, habe sie das Gefühl, ausgegrenzt zu sein. Die Hundehalter und ihre Tiere würden als Störfaktor für die Nutzung familien- und bürgergerechter Plätze stigmatisiert. Das bleibe natürlich nicht ohne Folgen. "Ist es eigentlich rechtens, mir und anderen öffentlich den Stempel gefährlich aufzudrücken, weil wir eine besondere Hunderasse mögen und halten, fragt die Krefelderin.

Lena Jatzwauk hat ihren Bobby aus dem Tierheim. "Er ist ein superlieber Familienhund, freundlich und offenherzig", beschreibt die junge Frau die Charaktereigenschaften ihres Lieblings. "Ich persönlich kenne niemanden, der einen Kampfhund hält und gefährliche Zwischenfälle mit seinem Hund erlebt hat", sagt die 21-Jährige. Sie wolle auch nicht in die Schublade gesteckt werden, in der Hundehalter aus der Halbwelt oder einem anderen Milieu schon steckten.

Jeden Sonntag gehe sie mit ihrem vierjährigen Vierbeiner zu einer Hundetrainerin, um für den Wesenstest zu trainieren, der dem Staffordshire Terrier einen guten Charakter attestiert. Gehorsamkeitsprüfungen und das entspannte Laufen an der Leine zählten ebenso zum Trainingsprogramm wie Sozialverhalten gegenüber Menschen und anderen Tieren. "Wir üben, dass Bobby auch bei Provokationen gelassen bleibt", sagt Lena Jatzwauk und berichtet von einem "leinenaggressiven Chiwawa". Wer sich im Internet tummele, könne leicht entdecken, dass es viel mehr Zwischenfälle mit Dackeln, Schäferhunden oder Golden Retrievern gebe, als mit sogenannten Kampfhunden.

"Ich mag es sowieso nicht, dass die Hunde verurteilt werden. Es sind die Hundehalter, die Verantwortung tragen", erklärt Lena Jatzwauk. Für die Teilzeitbeschäftigte, die nach einem Ausbildungsplatz Ausschau hält, würden Hundesteuern in Höhe von 680 Euro im Jahr ein Loch in die Kasse reißen. Hinzu kämen ja auch Ausgaben für einen Sachkundenachweis (eine Art Hundeführerschein), ein polizeiliches Führungszeugnis und für das Ablegen des Wesenstests ihres Vierbeiners. "Ich kann meinen Hund dann nur noch behalten, wenn meine Eltern mich unterstützen würden", sagt die 21-Jährige.

Bobby wieder ins Tierheim zurückgeben, weil Politiker und Beamte in Übereinstimmung miteinander mit zusätzlicher Hundesteuer die Stadtkasse entlasten und 400 000 Euro mehr einnehme wollen, komme für sie trotzdem nicht infrage. "Irgendwie werde ich das schon schaffen", sagt sie und Bobby blickt mit treuen Augen zu ihr auf.

(RP/rl)
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