Experte für Zipfelkäfer 100 Jahre: Alfons Evers — der Käferspezialist

Krefeld · Weltweit galt Alfons Evers als der Experte für Zipfelkäfer. Der Insektenspezialist bekam unter anderem die Ehrendoktorwürde der Universität Marburg verliehen. Das Ehrenmitglied des Entomologischen Vereins in Krefeld wäre in diesen Tagen 100 Jahre alt geworden.

 Der Käferspezialist Alfons Evers im Jahr 1963 an seinem Arbeitsplatz

Der Käferspezialist Alfons Evers im Jahr 1963 an seinem Arbeitsplatz

Foto: Axel Gayk

Alfons Evers wäre jetzt 100 Jahre alt. Er ist ein klassisches Beispiel für die Riege der bedeutenden Insektenforscher aus Krefeld. Er war Mitglied, später sogar Ehrenmitglied beim hiesigen Entomologischen Verein, der bundesweit mit seiner Langzeitforschung zum Insektenschwund Aufmerksamkeit erregte und die Politik animierte, sich der Zusammenhänge für die Ursachen bewusst zu werden. Alfons Evers wurden für seine Verdienste um die Wissenschaft der Entomologie (Insektenkunde) hohe Auszeichungen verliehen. Darunter eine Ehrendoktorwürde der Universität Marburg, die Fabricius-Medaille durch die Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie und der „Ernst Jünger Preis“ für Entomologie des Landes Baden-Württemberg.

Evers wurde am 9. Juli 1918 in Amsterdam geboren. Er begann mit sechs Jahren, Insekten zu sammeln, und hatte mit zehn Jahren bereits eine Sammlung mit 200 Arten aus der Stadtmitte von Amsterdam. Mit elf Jahren besuchte er ein humanistisches Jesuiten-Gymnasium, wo er mehrsprachig erzogen wurde. Einer seiner Lehrer war der Jesuitenpater Ferdinand Willemse, der ihn seinem Bruder, dem bekannten Entomologen Cornelis Willemse, vorstellte. Diese Bekanntschaft führte zu seinen ersten Exkursionen nach Süd-Limburg, wo Willemse wohnte.

Mit 13 Jahren durchstreifte der junge Alfons die Antiquariate Amsterdams und erwarb ein Bestimmungsbuch für Käfer. Er fuhr nun regelmäßig mit dem Fahrrad in die Umgebung Amsterdams, erweiterte seine Sammlung und wurde mit 15 Jahren Aspirant-Mitglied der „Nederlandse Entomologische Vereniging“. Weiter angeleitet wurde er hier von Piet von de Wiel und anderen niederländischen Entomologen.

Aufgrund fehlender Mittel konnte Evers kein Biologiestudium beginnen, sondern absolvierte eine Ausbildung als Buchhändler und baute in Amsterdam ein kleines Antiquariat auf. Im Jahr 1943 wurde er von den Nationalsozialisten gesucht und musste untertauchen. Empfehlungsschreiben von niederländischen Entomologen brachten ihn in Kontakt mit dem Verlag Goecke in Krefeld. So flüchtete er mit dem Fahrrad zu Dr. Hans Goecke in Krefeld. Dort arbeitete er in Verlag und Antiquariat und wurde bereits 1944 Teilhaber.

Evers spezialisierte sich auf eine Käferfamilie, die Zipfelkäfer (Malachidae), und untersuchte die merkwürdigen Anhänge an den Flügeldecken dieser Tiere. Im Jahr 1944 konnte er die Funktion dieser Körperteile aufklären, die er später Excitatoren nannte. Evers wurde einer der Weltspezialisten zu dieser Käfergruppe und beschrieb später insgesamt 279 Arten der Zipfelkäfer als neue Arten für die Wissenschaft.

Seine entomologische Forschungstätigkeit führte ihn seit den fünfziger Jahren auf die Kanarischen Inseln, später nach Marokko, in die Westsahara und nach Madeira. Er sammelte und beschrieb serienweise bisher unbekannte Arten und war in den folgenden Jahrzehnten eingebunden in ein internationales Forscherteam zur Aufklärung der biogeografischen Zusammenhänge zwischen den Kanarischen Inseln und dem Festland. Nach 1980 erweiterte er seine entomologischen Reisen in die Südsee, Ostasien, Südamerika und Südafrika. Evers war eingebunden in den internationalen Wissenschaftsbetrieb und Teilnehmer der Entomologischen Weltkongresse seiner Zeit, z.B. in London, Wien, Washington, Hamburg und Kyoto.

Evers publizierte als Autor 184 Veröffentlichungen, darunter zahlreiche Arbeiten über die Systematik und Biologie der Zipfelkäfer. Er verlegte die Fachzeitschrift „Entomologische Blätter“ sowie zahlreiche entomologische Bücher, darunter bedeutende Monographien. Von 1965 bis 1998 war er Herausgeber der Buchserie „Die Käfer Mitteleuropas“, einer Neufassung zur Artbestimmung der Käfer und ihrer Larven mit Zusatzbänden zur Ökologie der Arten in 28 Büchern.

Alfons Evers starb am 18. März vor 20 Jahren, er wurde auf dem Krefelder Hauptfriedhof bestattet.

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