Krefeld KAB regt Boykott des Orangen Sacks an

Krefeld · Die katholischen Arbeitnehmer aus Fischeln appellieren an die Krefelder, ihre Alttextilien bevorzugt in die Kleiderkammern oder an caritative Einrichtungen abzugeben.

Ehe die wertvollen Rohstoffe allerdings in die Müllverbrennung wandern, seien sie sogar im Orangen Sack der GSAK (Gesellschaft für Städtereinigung und Abfallwirtschaft Krefeld) besser aufgehoben, erklärt Irmgard Küppers, Vorsitzende der KAB St. Clemens gestern im RP-Gespräch ihre Prioritätenliste. "Ob wir wollen oder nicht: Während neue Kleidung in Billiglohnländern hergestellt und in den reichen Ländern konsumiert wirt, tritt gebrauchte Kleidung aus den Industrieländern die umgekehrte Reise an. Hier hilft nur ein verantwortungsvoller und reduzierter Verbrauch von Kleidung", betont Irmgard Küppers für den gesamten Vorstand.

Darunter verstehen die Katholiken aus Fischeln etwas anderes als Stadt und politische Mehrheit in Krefeld. Die Kommune wird zum 1. Juli mit dem Sammeln von Alttextilien im Orangen Sack beginnen. Moralisch-ethische Vorbehalte spielen dabei keine Rolle. Eine solche Kategorie sei im Vertragswerk mit einem Verwerter schwer zu fassen und eine etwaige Präambel eher wirkungslos, meinte der städtische Beigeordnete Thomas Visser bei der Vorstellung des neuen Geschäftsfeldes im Stadthaus. Irina Blaszczyk vom Fachbereich Umwelt ergänzte, dass zur Verwertungskette der Alttextilien "selbstverständlich auch der Export nach Afrika" gehöre.

Den Krefelder Diplom-Ingenieur Theodor Schmidt-Hennig bringen solche Äußerungen auf die Palme. In einer Mail an den Oberbürgermeister Gregor Kathstede und die im Stadtrat vertretenen Fraktionen äußert er sein Unverständnis darüber, wie "leichtfertig in Teilen dieser Stadt ethische und moralische Bedenken ignoriert" würden. Jeder aufgeklärte Mensch habe die Gelegenheit, sich über die Hintergründe des Textilexports in die Dritte Welt etwa in der im Internet abzurufenden Fernseh-Dokumentation "Die Altkleider-Lüge — wie Spenden zum Geschäft werden" zu informieren. "Ich fordere Sie hiermit grundsätzlich auf, sich gegen das Einsammeln von Altkleidern und Schuhen auszusprechen.

Welchen Weg die von der KAB gesammelten Textilien nehmen, die nicht direkt an Hilfsbedürftige in Stadt und Region weitergegeben werden, zeigen die Katholiken auf ihrer Internetseite. Sie haben einen Dienstleistungsvertrag über "FairWertung" mit dem von den Nazis einst verbotenen Volksverein geschlossen. Der Volksverein kümmert sich stark um Erwachsenenbildung und fördert die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen.

Zweifel gibt es auch darüber, ob mit den Erlösen aus dem Orangen Sack die Krefelder Abfallgebühr erkennbar gesenkt werden kann. Die GSAK sieht das Potenzial pro Jahr in einer Menge von 2000 Tonnen. Zunächst plant sie, 500 Tonnen in den Orangen Säcken zu sammeln und verwerten zu lassen. Die Menge macht gut 0,6 Prozent des in der Müllverbrennung anfallenden Hausmülls aus Krefeld aus. Nach Abzug der Kosten dürften 0,3 Prozent bleiben: Das entspricht 1,26 Euro im Jahr für die 120 Liter Tonne.

(sti)
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