Krefeld Jugendstilmalerei am Pavillon entdeckt

Krefeld · Völlig überraschend kamen bei der Restaurierung des Stadtgarten-Pavillons unter dem Dach Ornamente von Blättern und Blüten zum Vorschein. Außerdem wurde unter einer dicken Estrichschicht ein fantastischer Terrazzoboden entdeckt.

 Vor dem Pavillon im Stadtgarten besprechen Klaus Reymann und Sven Wiebusch die Detail-Freilegung der Decke.

Vor dem Pavillon im Stadtgarten besprechen Klaus Reymann und Sven Wiebusch die Detail-Freilegung der Decke.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Bei der Instandsetzung und Renovierung des Stadtgarten-Pavillons haben die Arbeiter am Rand der Gewölbedecke völlig überraschend Jugendstilmalereien aus dem Entstehungsjahr 1904 entdeckt. "Es handelt sich um Schablonenmalerei mit Blatt- und Blütenornamentik", ist Klaus Reymann, Vorsitzender der Krefelder Baudenkmalstiftung, begeistert. Doch damit nicht genug: Unter einer 18 Zentimeter dicken Estrichschicht kam darüber hinaus ein fantastischer Terrazzoboden zum Vorschein.

 In dem freigelegten Stück der Deckenmalerei sind zarte Pflanzenornamente wie Blätter. Blüten und Stängel zu erkennen.

In dem freigelegten Stück der Deckenmalerei sind zarte Pflanzenornamente wie Blätter. Blüten und Stängel zu erkennen.

Foto: Thomas Lammertz

Sven Wiebusch von der beauftragten Firma Michael und Klaus Dohmen hat neben den anderen Arbeiten in rund 30 Stunden etwa 90 Quadratzentimeter der Malerei freigelegt. "Wenn in den nächsten Tagen festgestellt ist, wie breit die Schablone war, wollen wir sie nachmachen und die Dekoration entweder ergänzen oder übermalen, wobei wir dann ein Fenster mit Blick auf die Originalornamente freilassen", erklärt Reymann.

Der schwarz-weiß-anthrazitfarbene Terrazzoboden ist von einem Dekorband aus weißen, gelben und wieder weißen Marmorsteinchen und einem weiteren roten Terrazzoband umgeben. "Wir haben den Boden in 46 Quadrate unterteilt, um die Schäden - Risse und aufgefrorenen Fehlstellen - genauestens aufnehmen und ausbessern zu können", sagt der Vorsitzende der Baudenkmalstiftung, die bisher 10 000 Euro für die Wiederherstellung des Pavillons bereitgestellt hat. Um nun auch die Malereien unter der Gewölbedecke und den wertvollen Terrazzoboden wieder in altem Glanz erstrahlen lassen zu können, braucht die Stiftung aber weitere Spenden. Für den Boden rechnet Reymann mit etwa 7500 Euro, für die Deckenmalereien werde wohl gut das Doppelte benötigt.

 Der schwarz-weiße Terrazzoboden - hier in Detailaufnahme - von einem schmalen Band heller Marmorsteinchen und rotem Terrazzo umgeben.

Der schwarz-weiße Terrazzoboden - hier in Detailaufnahme - von einem schmalen Band heller Marmorsteinchen und rotem Terrazzo umgeben.

Foto: ABKR

Der Pavillon nähert sich jetzt allmählich auch in den Proportionen seinem Originalzustand. In den vergangenen Wochen und Monaten wurde nämlich zunächst einmal der Sockel um den einen Meter verkürzt, um den der Pavillon einmal vergrößert worden war. Nachdem auch das Dach neu eingedeckt und die Spitze aus Weißblech wieder instand gesetzt wurde, haben Sven Wiebusch und sein Kollege Dominik Hilden seit Mitte April die guss-eisernen Säulen und den Fries unter dem Dach aus demselben Material von etlichen Farbschichten befreit und mit einer wetterbeständigen Acrylschicht versehen. Dasselbe ließen sie der Spitze angedeihen. Auch vom hölzernen Dachüberstand haben sie Farbschichten abgetragen und ihn nach Vorgaben der Denkmalpfleger mit Leinölfarbe beschichtet, die farblich dem ursprünglichen Naturholz ähneln soll. - In etwa zwei Monaten soll der Pavillon - möglichst originalgetreu - wieder ein Glanzlicht im Krefelder Stadtbild darstellen, sagt Klaus Reymann. Wenn genügend Geld für die Sanierung der jetzt entdeckten Kostbarkeiten zusammenkommt, könnte es auch etwas länger dauern.

Spenden können an die Krefelder Baudenkmal-Stiftung, Konto-Nr. 40030 bei der Sparkasse Krefeld, BLZ 32050000 überwiesen werden.

(RP)
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