Krefeld Jo Greyn - der Kämpfer für Schwache in der Gesellschaft geht in Rente

Krefeld · Auf den Mann mit Ecken und Kanten folgt ein nicht weniger charismatischer und sachkundiger Nachfolger als Leiter des Ökumenischen Arbeitslosenzentrums am Westwall: Hans-Peter Sokoll (59).

 Josef "Jo" Greyn (links) hat das Arbeitslosenzentrum nach 18 Jahren verlassen. Sein Nachfolger als Leiter ist der 59-jährige Hans-Peter Sokoll.

Josef "Jo" Greyn (links) hat das Arbeitslosenzentrum nach 18 Jahren verlassen. Sein Nachfolger als Leiter ist der 59-jährige Hans-Peter Sokoll.

Foto: Lammertz

Josef "Jo" Greyn ist ein Mann mit Ecken und Kanten. Wenn es um seine Klientel - die Schwachen in der Gesellschaft - geht, dann kennt der studierte Diplom-Sozialpädagoge keine Verwandten. Und an dieser Haltung hat sich in den 18 Jahren als Leiter des Ökumenischen Arbeitslosenzentrums (ALZ) in Krefeld am Westwall nichts geändert. Die Ecken und Kanten sind geblieben. "Er hat sich über die Jahre hinweg nicht glattbügeln lassen", sagte Werner Fleuren, Vorsitzender des Vereins ALZ als Betreiber der Einrichtung gestern. Jo Greyn ist zum Jahreswechsel in den Ruhestand gegangen.

Der Nachfolger ist Hans-Peter Sokoll (59) und nicht weniger sachkundig und charismatisch. Der Moerser hat als Schlosser unter Tage im Bergbau gearbeitet und die harten Seiten des Malochens am eigenen Leib kennengelernt. Seit 2013 ist der studierte Sozialwissenschaftler und überzeugte Gewerkschafter im ALZ in der Sozial- und Rechtsberatung beschäftigt. Am 1. Januar hat er die Leitung übernommen.

Das Ökumenische Arbeitslosenzentrum Krefeld-Meerbusch ist seit 35 Jahren ein Ort der Begegnung von Menschen mit und ohne Arbeit und des Dialogs zu Fragen von Gerechtigkeit und Solidarität in der Kirche und der Gesellschaft. Das ALZ wird getragen von den Mitgliedern des Vereins sowie durch die Unterstützung des Bistums Aachen und des Evangelischen Gemeindeverbands Krefeld.

Für das Haushaltsjahr 2018 hat auch die Stadt Krefeld einen Betrag in Höhe von 15.000 Euro zugesagt. Darüber hinaus fließen zur Finanzierung des ALZ Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds. Eine Finanzspritze ist auch bitter nötig. Seit der Einführung der Hartz-IV-Reformen sei der Beratungsbedarf "dramatisch gestiegen", berichtete Greyn. Rund 2600 Termine waren es jeweils in den zurückliegenden Jahren. Und die Probleme werden nicht kleiner. Die Umstellung der Leistungen für Wohnen und Heizen auf so genannte Mietrichtwerte und Bruttokaltmieten werde zu neuen Härten führen. "Die Menschen müssen aus dem Leistungsbezug zuzahlen, weil Krefeld bekanntlich bei Gebühren für Abwasser und Müll Spitzenplätze in der Höhe der Kosten einnimmt", sagte Sokoll. Die Pauschalen hingegen seien nach dem niedrigeren NRW-Spiegel festgelegt. Die Klagen vor den Sozialgerichten dürften zunehmen, meinte Greyn.

Er, Sokoll, Fleuren und dessen Stellvertreter im Vorstand, Hans-Jürgen Vössing, sind sich einig, dass es kein besseres Mittel gebe, um etwa den 13.000 Langzeitarbeitslosen in Krefeld zu helfen, als sie wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern. Weil das aus vielerlei Gründen mit zahlreichen Problemen verbunden sei, müsse ein "zweiter Arbeitsmarkt" her. Wirtschaft, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Jobcenter, Bundesagentur für Arbeit und die Stadt gehörten an einen Tisch, um sich Projekte zum Beispiel in der Infrastruktur zu überlegen, die von den betroffenen Menschen als Arbeitnehmer realisiert werden können. Die Niederrhein-Route sei ein solches Beispiel, in dem es genau so gemacht worden sei. Der Bau der Krefelder Promenade als Radwegeverbindung von Forstwald nach Uerdingen biete ähnliche Chancen, erklärte Sokoll.

(sti)
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