Jahresrückblick aufs Jahr 2018 Das war das Jahr 2018 in Krefeld

Krefeld · Die Höhepunkte des Jahres aus Krefeld.

 2018: Toni Erdmann wird vermisst.

2018: Toni Erdmann wird vermisst.

Foto: dpa/---

Orkan legt die Stadt lahm

(jon) Sturmtief „Friederike“ legte am 18.Januar das öffentliche Leben in Krefeld bis in den Nachmittag weitgehend lahm. Die Fußgängerzone war leergefegt. Krefelds Busse und Bahnen stellten genauso den Betrieb ein wie die GSAK. Die Burg Linn, der Zoo und die Friedhöfe wurden geschlossen. In vielen Grund- und weiterführenden Schulen fiel der Unterricht aus. Polizei und Feuerwehr waren mit allen Kräften unterwegs. Das Notrufnetz war teilweise überlastet. Unterstützt wurde die Feuerwehr vom Technischen Hilfswerk sowie vom Deutschen Roten Kreuz – insgesamt waren 241 Kräfte im Einsatz. Polizei und Feuerwehr wurden zu 397 Orten im Stadtgebiet gerufen. Der Friedrichsplatz wurde regelrecht verwüstet, ein Baum kippte gegen eine Oberleitung. Auf dem Nassauerring traf ein Baum ein vorbeifahrendes Fahrzeug; glücklicherweise wurde niemand verletzt. Abgesperrt werden musste der Haupteingang des Rathauses. Vom Dach waren Ziegelstücke auf den Von-der-Leyen-Platz gefallen. Die Bilanz von Tief „Friederike“ in Krefeld: hoher Sachschaden, drei Verletzte (einer schwer, zwei leicht).

Wagner-Rückzug vom Theaterplatz

(jon) Die Stadt Krefeld verliert im Februar eine Option für einen Neuanfang auf dem Theaterplatz. Der Unternehmer Gerald Wagener hat seine Pläne für den Neubau eines Komplexes mit Kongress und angeschlossenem Hotel aufgegeben. „Unsere Co-Investoren und unser Aufsichtsrat haben zu Beginn des Jahres einstimmig entschieden, von dem Projekt Theaterplatz Abstand zu nehmen. Hierüber haben wir den Oberbürgermeister und die beteiligten Gesprächspartner bei den Fraktionen vor einigen Wochen informiert“, so der Krefelder. Wagener war bis zuletzt überzeugt, dass die Stadt, wenn sie wirklich gewollt hätte, sich auch ohne Ausschreibung für ihn hätte entscheiden können. Aus dem Umfeld der Beteiligten war auch zu hören, dass sich Wageners Investoren quasi entnervt zurückgezogen haben, weil sich der Entscheidungsprozess absehbar lang hinziehen würde und auch Wageners Partner der Auffassung zuneigten, dass Krefelds Bau- und Planungsdezernent Martin Linne parteilich sei. Beigeordneter Linne wiederum hat juristische und planungssystematische Vorbehalte gegen Gerald Wageners Pläne gehabt.

Ratsbeschluss: Grotenburg wird saniert

(oli) Der Rat der Stadt Krefeld entscheidet im März, dass ein lang ersehnter Wunsch vieler Krefelder Fußball-Fans wahr wird: Die Grotenburg wird saniert. Dazu allerdings bedurfte es massivem Druck: Untersuchungen haben ergeben, dass die Anforderungen, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) an die Vereine stellt, das Stadion noch nicht einmal mehr Regularien für die Vierte Liga erfüllt. Rund 1,95 Millionen Euro sind allein dazu an Investitionen notwendig; weitere 6,7 Millionen Euro kommen hinzu, wenn die Uerdinger in die Dritte Liga aufsteigen würden (was am Ende der Saison ja auch geschah). Investiert werden muss nicht etwa für Logen oder VIP-Räume, sondern für elektrische Anlagen, Notstromversorgung, Brandschutz und ähnliches. Zudem ist die Ostkurve bereits seit Jahren gesperrt, weil dort Wellenbrecher nicht den Anforderungen gerecht angebracht sind - selbst die Anzeigetafel ist nicht mehr zu reparieren. Die Maßnahmen sollen nun umgesetzt werden; der KFC entscheidet sich später im Jahr dazu, dass er seine Heimspiele in dieser (und wohl auch in der kommenden) Saison in Duisburg austragen wird.

 Die Grotenburg wird saniert, beschließt der Rat im März.

Die Grotenburg wird saniert, beschließt der Rat im März.

Foto: Samla Fotoagentur/samla.de

Bob Dylan kommt und lächelt

(oli) Ein Weltstar besucht im April Krefeld: Bob Dylan gibt eines von sechs Konzerten in Deutschland. Der Aufwand ist eines Stars würdig. Nach Angaben des Veranstalters bringen zehn Lastkraftwagen zwischen 150 und 200 Tonnen Material für den Bühnenaufbau. Mehr als 200 Mitarbeiter sind für Bühnenbau, Sicherheit und Catering im Einsatz. Die Betreuung des Weltstars selbst ist wenig aufwendig. Einziger Sonderwunsch seit Jahrzehnten: In den Konzerträumen gilt für Presseleute Fotografierverbot. Selbst dem Orga-Team des Konzertes sind Selfies untersagt. Das Verbot von Fotos erstreckt sich nicht nur auf den Künstler selbst. Auch die Auf- und Abbauten der Bühne sollen nicht in Bildern festgehalten werden. Der Zugang zur Halle ist untersagt, die Anlieferung des Materials wird durch Sichtschutzmaßnahmen verdeckt. Und als das Konzert beinahe zu Ende war – in der 81. Minute, um genau zu sein –, ereignete sich tatsächlich eine Sensation. Es war nur eine Ahnung, ein Zucken lediglich, ganz zart und undeutlich bloß, aber man kann es guten Gewissens gelten lassen: Bob Dylan hat gelächelt. 5000 Besucher wurden Zeuge davon.

Dubiose Spenden im Bordell-Skandal

(sti) Oberstaatsanwalt Axel Stahl recherchiert in Chile in Sachen Colonia Dignidad. In dem Sektenlager sollen vor Jahrzehnten Kinder missbraucht, Menschen vom chilenischen Geheimdienst gefoltert und getötet worden sein. Der Sektenarzt Hartmut Hopp lebt in Krefeld. Er ist in Chile rechtskräftig wegen Beihilfe zum Missbrauch von Minderjährigen verurteilt, bleibt hier aber auf freiem Fuß. Jetzt gibt es neue Ermittlungen gegen ihn im Zusammenhang mit der Tötung von drei Menschen.

Die Stadt veröffentlicht eine Liste von Spenden für kulturelle Zwecke vom Inhaber des Bordells an der Mevissenstraße. Da das Bordell ohne planungsrechtliche Grundlage betrieben wird und die Stadt offenbar jahrelang beide Augen zudrückte, drängt sich der Verdacht der Korruption auf. Die wäre jedoch verjährt. Oberbürgermeister Frank Meyer brachte Licht ins Dunkel und sucht nach einer Lösung, wie es mit dem Bordell weitergehen soll.

Das Gartencenter von Corinna und Jürgen Schumacher wurde von einem Hagelsturm zerlegt. Golfballgroße Hagelkörner zerstören Pflanzen und Gebäudeteile.

Geheimnis um ein Erdmännchen

(oli) Der Zoo Krefeld steht im Juni vor einem Rätsel, vor einem tierischen Kriminalfall, bei dem offen ist, ob es sich um Mord, Diebstahl, Flucht oder einen Unfall handelt. Toni Erdmann, Chef der vierköpfigen Erdmännchengruppe im Zoo, ist spurlos verschwunden. An einem Samstagmorgen gegen elf Uhr wurde die Gruppe aus dem Tierhaus ins Freigehege gelassen; als eine Pflegerin die Tiere gegen 17 Uhr wieder in den Stall zurücklotsen wollte, fehlte Toni Erdmann. Das Gehege wurde zweimal umgegraben – Hintergrund ist die Vermutung, dass er in einem selbstgegrabenen Erdschacht festsitzen könnte. Möglicherweise ist er auch von einem Raubvogel geraubt worden, vielleicht ist er auch Opfer eines Diebstahls. Toni bleibt verschwunden. Gut zehn Tage später gibt der Zoo die Suche auf und bemüht sich um einen Nachfolger als Chef der Erdmännchen. Fündig wird man in Münster: Von dort aus zieht der dreijährige Kimya in den Zoo - nachdem die dortigen Pfleger zunächst das falsche Erdmännchen geschickt hatten. Immerhin scheint er sich wohl zu fühlen: Im November gab es den ersten Nachwuchs.

Casino: Abriss des Denkmals erlaubt

(sti) Der Chemie-Konzern Covestro AG hat vor Gericht das Recht erstritten, das denkmalgeschützte Casino am Uerdinger Rheinufer abreißen zu dürfen. Es sei dem Unternehmen wirtschaftlich nicht zuzumuten, das Gebäude zu unterhalten. Eine Entscheidung, die bei vielen Eigentümern von Denkmalen in Anbetracht der Wirtschaftskraft von Covestro für Empörung sorgte. Es wird spekuliert, dass nun am Casino-Standort ein neuer Rheinanleger gebaut werden könnte, um die Lärmproblematik für das zukünftige Luxusquartier Rheinblick zu entschärfen.

In Hüls regen sich Badefreunde und Politiker gleichermaßen über ein Possenspiel im Naturfreibad auf. Das wurde wegen vieler Trübstoffe immer wieder für den Publikumsverkehr gesperrt. Obwohl von der Verwaltung viel Geld in die Hand genommen wurde, um den Zustand zu beheben, war die Ursache offenbar nicht zu beheben.

Beispielhaft für die Entwicklung des Krefelder Hafens steht die Neuansiedlung der Gruppe Westfalen-Gas, die am Wendebecken ein Lager aus großen Tanks bauen will. Anwohner sorgen sich um die Sicherheit.

 Mondrians Erben fordern die Bilder zurück.

Mondrians Erben fordern die Bilder zurück.

Foto: Kaiser Wilhelm Museum, Sammlungspräsentation, 1980er Jahre (Credit: Kunstmuseen Krefeld, Volker Döhne)

US-Erben fordern Mondrian-Bilder

(sti) Das Kaiser-Wilhelm-Museum gerät international in die Schlagzeilen: Ein Anwalt fordert im Namen von US-Bürgern die Rückgabe von vier Gemälden Piet Mondrians und Schadensersatz für verschwundene weitere Kunstwerke des Meisters. Die Stadt habe sich die Kunstwerke unrechtmäßig angeeignet, so der Vorwurf. Die Stadt sucht sich rechtlichen Beistand. Ergebnis: Die Ansprüche sind unabhängig von einer etwaigen Richtigkeit der Vorwürfe verjährt. Der Fall ist noch nicht ausgestanden. Fortsetzung folgt.

Gutachter entdecken im Badezentrum Bockum rostige Halterungen für eine vorgesetzte Klinkerwand. Die Verwaltung reagiert prompt, und schließt die Sportstätte, weil die Sicherheit der Badegäste absoluten Vorrang hat. Die Politik kommt sofort mit neuen Ideen um die Ecke. Eine Neubau aus Badezentrum und Eissporthalle würde Synergieeffekte erzielen.

An der Martinstraße rückt ein Spezialeinsatzkommande vor. Ein von der Abschiebung bedrohter Familienvater droht mit Gewalt gegen Angehörige und Vertreter der Ausländerbehörde.

Krefelds erste Schützenkönigin

(ped) Es war der Monat der Premieren. Erstmals schoss eine Frau den Vogel ab: Gabriele Leigraf ist Krefelds erste Stadtschützenkönigin.  Als erste Krefelder Autorin wurde Liesel Willems mit dem Niederrheinischen Literaturpreis – vor allem für ihre Gedichte – ausgezeichnet. Und erstmals nach zweijähriger Schließung bekam die Werner-Rittberger-Halle wieder Eis. Das Theater schoss Mozart in den Orbit: Kobie van Rensburg kleidete „Die Zauberflöte“ in den Look der Star-Wars-Filme. Damit erregte die Stadt weit über die regionalen Grenzen hinaus Aufsehen.

Die Trendsetter sahen bei „Krefeld Pur“,  was modisch gesehen möglich und bestenfalls auch tragbar ist. Tausende Besucher auch aus dem Umland kamen zum Bummeln und zum Shoppen und erlebten die City  ein Wochenende lang als riesigen Laufsteg. Und auch der Handel war zufrieden, er machte Umsatz.

Verschönerung hatten auch die Aktivisten im Sinn gehabt, die  nächtens Zebrastreifen in der Innenstadt in Regenbogenfarben besprüht hatten und eine Debatte auslösten, ob das ein Eingriff in den Straßenverkehr sei oder ein Signal gegen Homophobie.

 Der Rheinpegel sinkt wie nie: Tiefstand sind 1,51 Meter.

Der Rheinpegel sinkt wie nie: Tiefstand sind 1,51 Meter.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Rheinpegel auf dem Tiefstand

(ped) Mit neun Festnahmen endete am 17. Oktober die größte Razzia in der Stadt. Mit einem Großaufgebot sind Polizei, Zoll, Feuerwehr und Bedienstete der Stadt ausgerückt und haben im Südbezirk die sogenannten Problemhäuser und Schrottimmobilien durchsucht. In den Häusern an Blücher-, Martin-, Gerber und Schwertstraße sowie am Alexanderplatz griffen sie Osteuropäer mit gefälschten Dokumenten auf.

In diesen Tagen beschäftigte Krefeld auch das Wetter, speziell das Niedrigwasser im Rhein. Am 20. Oktober erreichte der Pegel den Tiefststand von 1,51 Meter.

Hohe Wellen schlug das Eintreffen einer Filmcrew in Forstwald. Rund um die Plückertzstraße fanden Dreharbeiten für den Udo-Lindenberg-Film „Mach dein Ding“ statt. Etliche Krefelder hatten sich im Vorfeld um eine Komparsenrolle beworben.

Nicht nur Grund zum Feiern gab es beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen der Synagoge. Michael Gilad, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, erklärte, heute gebe es mehr Antisemitismus als man sich vor zehn Jahren hätte vorstellen können.

Aus für das Seidenweberhaus

(bk) Ein lang diskutiertes Thema erreicht seinen Höhepunkt: Die SPD besiegelt einen Neuanfang auf dem Theaterplatz - und zwar ohne Seidenweberhaus. Das unansehnliche Gebäude soll abgerissen und an seiner Stelle ein Technisches Rathaus errichtet werden. Mit diesem Beschluss wird das Projekt Stadthaus-Sanierung fallen gelassen.

Den unattraktiven Betonklotz hatten nur kurz vorher die Comedians Felix Lobrecht und Tommi Schmitt in einem Podcast als „Heroinhaus“ bezeichnet. Darin hatten sie behauptet, Krefeld habe nichts Altehrwürdiges. Eine Aussage, die in der Stadt heftig diskutiert wird.

Während das Seidenweberhaus  auf die Abrissbirne wartet, wird der Finanzcenter im Forum in direkter Nachbarschaft des Theaterplatzes feierlich eröffnet. Ein guter Start in die Zukunft.

Besuch aus Hollywood lockt zahlreiche Besucher in die neuen Räumlichkeiten des Begegnungscafés an der Marktstraße. Ralf Möller, bekannt aus „Der Gladiator“, kommt zur Eröffnung und viele Krefelder nutzen das Treffen mit dem Hünen, um schnell ein Selfie zu schießen.

Richtfest am Schütte-Pavillon

(bk) Während an einem Gebäude Richtfest gefeiert wird, muss ein anderes Gebäude einmal mehr geschlossen werden. Der Schütte-Pavillon im Kaiserpark nimmt Gestalt an. Die bedeutende Gebäude-Skulptur des Künstlers Thomas Schütte soll ein Highlight in diesem Bauhaus-Jahr werden.

Seinen Zenit hat das einst moderne Bockumer Badezentrum längst überschritten. Der Zahn der Zeit nagt an dem Bau und sorgte dafür, dass die Wasserqualität nicht mehr den Richtlinien entspricht. Bei einer Untersuchung fallen den Experten erhöhte Legionellen-Werte auf. Ebenfalls nicht den Richtlinien entspricht die umstrittene Werbetafel an der Ecke Untergath/ Hauptstraße in Oppum. Das Fazit der Bezirksregierung: Die Baugenehmigung ist rechtswidrig, die Tafel muss abgebaut werden. Damit sind die Kritiker am Ziel.

Erschüttert sind die Krefelder über den Tod einer 84-jährigen Rentnerin. Sie ist auf dem Hanninxweg brutal überfallen worden und stirbt an den Folgen des Raubüberfalls. Nach wochenlanger Suche sind die Täter nun gefasst. Die Polizei verstärkt ihre Präsenz in Fischeln.

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