Krefeld Fuchs, du hast das Känguru gestohlen

Krefeld · Die Zootiere werden von Füchsen bedroht. Der Zoo reagiert und Jagd auf den Räuber machen. Das Ganze ist ein Lehrstück über unser Verhältnis zur Natur.

 Jens Voss

Jens Voss

Foto: Grafik

Man hört sie schon: Naturschützer, die protestieren, dass Füchse in NRW und nun auch im Zoo und rund um die Grotenburg gejagt und getötet werden. Im Zoo, weil die Tiere dort bedroht sind und keine Fluchtmöglichkeit haben; in NRW, weil der Fuchs so zahlreich geworden ist, dass er den Bestand anderer Tierarten gefährdet. Bodenbrüter wie die Feldlerche zum Beispiel. Meister Reineke ist Opfer seines Erfolgs geworden: ein Überlebenskünstler, ein Kulturfolger und Fraßgenosse des Menschen.

Wer Begriffe wie Naturschutz und Ökologie ernst nimmt, kann nicht gegen diese Art der Regulierung sein. Gern wird von Gegnern solcher Bejagung argumentiert, dass am Ende der Mensch schuld sei, wenn der Fuchs in die Stadt einwandere, weil das Nahrungsangebot dort größer und verlockender sei als in freier Natur; am Ende müsste man nur das Gleichgewicht der Natur herstellen, damit Füchse auch „draußen“ genug Nahrung fänden. Nun ja, das ist eigentlich ein Plädoyer zur Selbstabschaffung des Menschen, zumindest für den Sprung zurück um mindestens 150 Jahre in eine Zeit, in der Fuchs wirklich nur ab und zu mal eine Gans holen konnte, weil viel mehr nicht da war. Halten zu Gnaden, möchte man sagen, man könnte auf die Idee kommen, auch den Menschen für ökologisch wertvoll halten.

Wir werden die Zeit nicht zurückdrehen in vermeintlich glückliche, naturnahe Zeiten, Gott sei Dank, denn dann müsste man sich von vielem verabschieden, was unser Leben leichter macht. Füchse fangen und töten: Dem Zoo ist bei all dem kein Vorwurf zu machen. Extreme Tierschützer plädieren bekanntlich für die Abschaffung aller Zoos, weil die Tiere dort nicht artgerecht gehalten würden. Zoos erfüllen aber mittlerweile wissenschaftliche und auch arterhaltende Aufgaben, die der Bewahrung der Natur wertvolle Dienste leisten. Das klingt nur paradox. Natur ist Kultursache geworden. Der Mensch pflegt oder nutzt oder zerstört die Natur – und es ist eine kulturelle Aufgabe, die Natur zu bewahren. Es gibt aus dieser Ausgangslage kein Entkommen. Unser Schicksal ist es, dass Natur eine kulturelle Angelegenheit geworden ist. Wir haben sie in der Hand, und wir sollten diese Aufgabe klug und verantwortungsvoll annehmen und handeln, wo nötig, anstatt der Illusion zu verfallen, man könne zurückkehren in „unberührte Natur“.

Zoos spielen in dieser Konstellation ihre Rolle als ein Instrument zur Bewahrung der Arten. Die Haltung von Tieren in Zoos ermöglicht es dem Menschen schließlich auch, das Staunen zu lernen: Nur wer einmal einen Löwen leibhaftig gesehen hat, weiß um die Schönheit und Pracht dieser Tiere. Wenn man die Spendenbereitschaft in Krefeld für den Zoo sieht, dann muss man eben auch dies sagen: In Zoos wächst bei Menschen Empathie für Tiere.

Die Fuchsjagd ist vor diesem Hintergrund ein notwendiges Übel. Zum Schutz des Zoos, zum Schutz anderer Arten – und auch zum Schutz des Menschen. Die Tollwut ist zwar ausgerottet, der Fuchsbandwurm aber nicht. Der Befall mit diesem Parasiten ist für den Menschen lebensgefährlich. Zu nahe sollte Meister Reineke uns also nicht kommen. vo

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