Krefeld Investor unterschreibt Vertrag für Stadtbad

Krefeld · Nach Jahren des Stillstands kommt Bewegung in die Entwicklung des Stadtbades. Die Messmer & Messmer GbR aus Erftstadt hat einen Optionsvertrag unterschrieben und macht das Bad nun "marktfähig". Danach soll es verkauft werden.

 Das Herrenbad - hier könnte nach Meinung von Eduard Messmer eine "Eventhalle" eingerichtet werden.

Das Herrenbad - hier könnte nach Meinung von Eduard Messmer eine "Eventhalle" eingerichtet werden.

Foto: Lothar Strücken

Nach Jahren des Stillstands kommt Bewegung in die Entwicklung des Stadtbades. Die Messmer & Messmer GbR aus Erftstadt hat einen Optionsvertrag unterschrieben und macht das Bad nun "marktfähig". Danach soll es verkauft werden.

Es ist ein großer Schritt für die Entwicklung eines der schmucksten Krefelder Denkmäler: Die Krefelder Stadtverwaltung hat gestern mitgeteilt, dass die Messmer & Messmer Immobilien GbR einen Optionsvertrag für das ehemalige Bad an der Neusser Straße unterzeichnet hat. Der Vertrag ist bis zum 31. Dezember 2015 befristet. Bis dahin muss der Optionsnehmer entschieden haben, ob er das Objekt für die festgelegten 500 000 Euro kauft.

 Diese Buchstaben kennt jeder alte Krefelder: "Städtische Bäder" stand über dem Eingang zum Stadtbad an der Neusser Straße.

Diese Buchstaben kennt jeder alte Krefelder: "Städtische Bäder" stand über dem Eingang zum Stadtbad an der Neusser Straße.

Foto: Strücken, Lothar

Investor Eduard Messmer (73) aus Erftstadt zeigte sich gestern im Gespräch mit unserer Zeitung außerordentlich zuversichtlich. Monatlich zahlt er eine Optionsgebühr von 2000 Euro an die Stadt - er glaubt, dass er das Stadtbad-Areal noch vor Ende 2015 kaufen kann. Messmer will das Objekt nach eigenen Angaben "marktfähig" machen - "wir brauchen keine Bank, wir können das Stadtbad aus eigenen Mitteln kaufen." Das Objekt soll dann an einen weiteren Investor verkauft werden, der wirklich baut. Mit mindestens 30 Millionen Euro Investitionsvolumen wird gerechnet. Erste Gespräche mit Fondsgesellschaften, deutschen, australischen und norwegischen, seien geführt. "Es gibt einen Anlagenotstand, die Bereitschaft, in Immobilien zu investieren, ist derzeit groß. Der Standort Neusser Straße ist hervorragend."

 Im alten Stadtbad gab es auch Wannenbäder.

Im alten Stadtbad gab es auch Wannenbäder.

Foto: Thomas Lammertz

Das Konzept für das Stadtbad ist von den Krefelder Architekten Lucas & Schwittmann übernommen, die dort ein Wellness-Zentrum mit Wohnen, Büros, Handel und Gastronomie einrichten wollen. Als Konzeptplaner sind außerdem die Kölner Architekten Wasser/Gassen mit im Boot. Mit Bruno Wasser und Stephanie Gassen hat Eduard Messmer schon vor 25 Jahren das denkmalgeschützte Schloss Rösberg zu Wohnungen umgebaut. Messmer hat aktuell auch die Neukonzeption des evangelischen Gemeindezentrums in Uerdingen an der Kronenstraße erstellt - als das Objekt "marktfähig" war, wurde es an die Kölner Bau und Denkmalwert GmbH veräußert. "Das Projekt in Uerdingen läuft super. Von 13 Einheiten sind bereits neun beurkundet. Ich bin optimistisch, dass wir beim Stadtbad ähnlich erfolgreich sind", sagte der Investor, der derzeit in Spanien weilt und unserer Zeitung gestern am Telefon seine Pläne für das Bad erklärte. Der entscheidende Fehler beim geplanten Verkauf des Stadtbades sei bisher immer gewesen, dass das Objekt nicht marktfähig präsentiert wurde, sagte er. "Ich bin seit 43 Jahren im Geschäft, ich weiß, wie sowas geht." 150 000 Euro werde er für Architektenleistungen, Grundbucheinträge, Rechtsanwälte und weitere Leistungen investieren müssen. Die 500 000, die beim Kauf an die Stadt zu zahlen wären, hält Messmer für "nicht zu viel und nicht zu wenig". Eine andere westdeutsche Großstadt habe ihm gerade ebenfalls zwei denkmalgeschützte Bäder zum Kauf angeboten, zum Preis von jeweils nur einem Euro. Konkret liegt der Stadt jetzt ein Planungskonzept mit Machbarkeitsstudie vor, wie Dezernent Martin Linne gestern erklärte: Demnach solle das Stadtbad-Areal in mehrere Bereiche aufgeteilt werden. Das Erdgeschoss des Gebäudes Neusser Straße 58-60 dient dabei als Hauptzugang. Dort sind auch zwei Ladenlokale geplant. Zudem sollen in diesem Gebäudeteil Wohnungen entstehen. Im früheren Damenbad ist unter anderem ein Wellness-Segment vorgesehen. Im mittleren Gebäudekomplex sind im Erdgeschoss kleinere Läden geplant. Dort könnten zudem ein Restaurant sowie eine Eisdiele und eine Cocktailbar eingerichtet werden. Im ersten Obergeschoss besteht Raum für Büros. Auf dem Gelände des früheren Freibades ist eine Seniorenwohnanlage vorgesehen. Dieser Nutzungskomplex soll eine zweigeschossige Tiefgarage erhalten, die den Bedarf an Stellplätzen für die Gesamtanlage aufnimmt. 100 Stellplätze soll die Tiefgarage haben, wie Messmer erklärte. Im ehemaligen Herrenbad könne die Eventhalle eingerichtet werden. "Mit Frau Risse-Richter vom Denkmalamt sind wir immer im Dialog." Rund 300 000 Euro aus Denkmalmitteln des Bundes für das marode Dach des Bades können auf den Investor übergehen.

Der Krefelder Architekt und Konzeptbeteiligte Rainer Lucas erklärte auf Anfrage: "Wir arbeiten weiter auf Basis des Ratsbeschlusses von 2012. Auf Grundlage der jetzigen Bedingungen kann man es packen." Das Stadtbad sei ein Leuchtturmprojekt für den ganzen Krefelder Süden. Skepsis von Experten wie Horten-Investor Joachim Tenkhoff, der aufgrund der Investitionen in der nördlichen City nicht an das Stadtbad-Projekt glaubt, entgegnet Lucas: "Wir glauben an eine quartierstypische Entwicklung Krefelds. Durch den Umbau an der Lewerentzstraße durch die Montag-Stiftung erhält auch das Stadtbad Rückenwind."

(RP)
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