Projektentwicklung Leendertz gründet Zechen-Gesellschaft

Krefeld/Kempen · Der Krefelder Unternehmer Wolf-Reinhard Leendertz ist mit seinen Plänen, die Zeche Niederberg in Tönisberg zu kaufen, offenbar weiter, als er öffentlich zugibt. Vor wenigen Wochen hat der Eigentümer der Firma Krahnen und Gobbers und des Mies-van-der-Rohe-Business-Parks an der Girmesgath „Die Zeche Verwaltungs GmbH & Co KG“ gegründet.

 Der Förderturm der Zeche Niederberg im Kempener Stadtteil Tönisberg ist der am weitesten westwärts gelegene des Ruhrgebiets. Auf dem Areal stehen einige Gebäude unter Denkmalschutz.

Der Förderturm der Zeche Niederberg im Kempener Stadtteil Tönisberg ist der am weitesten westwärts gelegene des Ruhrgebiets. Auf dem Areal stehen einige Gebäude unter Denkmalschutz.

Foto: Wolfgang Kaiser/Kaiser, Wolfgang (wka)

Zielsicher bemüht sich der Unternehmer Wolf-Reinhard Leendertz um die Entwicklung geschichtsträchtiger Immobilien von architektonischem Wert. Mit der Aufwertung des früheren Firmenareals der Vereinigten Seidenwebereien AG (Verseidag) an der Girmesgath in Krefeld zum Mies-van-der-Rohe-Business-Park bewies er Kompetenz, Beharrlichkeit und Visionen. Obwohl das Projekt noch nicht abgeschlossen ist, hat er bereits die nächste große Aufgabe vor der Brust. Den Kauf und die Entwicklung von Schacht 4 der Zeche Niederberg in Tönisberg. Die langjährigen Verhandlungen mit der Ruhrkohle AG (RAG) sind offenbar weiter gediehen, als es Leendertz bislang zugab. Vor wenigen Wochen gründete er „Die Zeche Verwaltungs GmbH & Co KG“ und ließ die Gesellschaft ins Krefelder Handelsregister eintragen. Persönlich haftender Gesellschafter ist die Grundstücksverwaltungsgesellschaft Girmesgath GmbH, Kommanditist ist die Krahnen & Gobbers GmbH — deren alleiniger Gesellschafter ist wiederum Leendertz.

Hinter den Kulissen bewarb sich der Krefelder Unternehmer hartnäckig um den Erwerb der Flächen mit der imposanten Bergbau-Vergangenheit. Komplizierte Verhandlungen waren nötig. Bei der Ruhrkohle AG gibt es viele Abteilungen, die ein Wort mitzureden gedachten. Deutlicher als Leendertz äußerte sich Kempens Technischer Beigeordneter Marcus Beyer öffentlich zum Stand der Dinge. Sein Bericht vor Politikern in der Thomasstadt deckt sich einvernehmlich mit den von Leendertz geschaffenen Fakten — der Gründung der Zeche Verwaltungs GmbH & Co KG.

Demnach ist Bewegung in die Übernahme der ehemaligen Schachtanlage auf dem Wartsberg in Tönisberg durch den Krefelder Investor gekommen. Leendertz habe Beyer in einem Telefonat erklärt, dass die Verkaufsverhandlungen auf einem guten Wege seien. Mehrere Abteilungen der RAG, des bisherigen Eigentümers des früheren Zechengeländes, müssten den Vertrag unterzeichnen. Erste Unterschriften gebe es bereits, aber einige weitere fehlten noch, bevor der Kaufvertrag abschließend notariell beglaubigt werden könne. Den Notartermin soll es nach Angaben von Beyer bald geben.

 Wolf-Reinhard Leendertz hat eine Zechengesellschaft gegründet.

Wolf-Reinhard Leendertz hat eine Zechengesellschaft gegründet.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Der Technische Beigeordnete teilte auch mit, dass Investor Leendertz bereits ein eigenes Planungsteam mit Überlegungen für eine neue Nutzung von Flächen und Gebäuden auf dem Wartsberg beauftragt habe. Es geht dabei um ein erstes Nutzungskonzept, das mit der Stadt Kempen abgestimmt werden müsste. Die Stadt müsste gegebenenfalls den Flächennutzungsplan ändern und einen neuen Bebauungsplan aufstellen. Die Politik wäre eingebunden, sie müsste zustimmen. Die Zechenfreunde um ihren Sprecher Peter Kunz hofften nach wie vor, mit ihren Ideen in die konzeptionellen Planungen eingebunden zu werden.

Trotz der Erfolge bei der Annäherung der Positionen ist ein schneller Startschuss für Bau- und Sanierungsaktivitäten nicht in Sicht. Denn der Besitzerwechsel dürfte frühestens Anfang des Jahres 2020 erfolgen, wenn die bergrechtlichen Voraussetzungen für die Entlassung aus der Bergaufsicht erfüllt sind. Kempens Bürgermeister Volker Rübo bezeichnete diese Entwicklung als „mehr als unglücklich“. Die Verzögerung sei für die Stadt insgesamt sehr enttäuschend, hatte Beyers Vorgänger im Amt, Stephan Kahl die Dinge bewertet.

Man sei aber sowohl mit der RAG als auch mit Investor Leendertz im Gespräch. Hintergrund der neuerlichen Verzögerung ist nach Angaben von Kahl, dass es für die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude zwar schon einen Abschlussbetriebsplan gibt, der aber einen Abriss mit anschließender Rekultivierung des Geländes vorsieht. Für eine andere Nutzung müsse der Betriebsplan modifiziert werden, das dauere entsprechend. Gleichwohl könnte der Investor die Zeit bis Anfang des Jahres 2020 nutzen, die Flächen, zu denen auch die Gebäude gehören, die zuletzt von der Firma Naue genutzt wurden, neu zu entwickeln. Die Bezirksregierung in Düsseldorf habe bereits signalisiert, dass auf dem Wartsberg-Gelände eine neue gewerbliche Nutzung durchaus möglich sei.

Für die Sicherheit auf dem Schachtgelände sind noch Stadt und RAG zuständig. Die Verkehrssicherungspflicht besteht bis zur Übergabe des Geländes an Leendertz. Die Stadt will eigenes Personal aufs Gelände schicken, das die Sicherungsmaßnahmen dort prüft. Man werde sich kümmern und gegebenenfalls auf die RAG entsprechend einwirken, so der Dezernent seinerzeit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort