Krefeld Interview: Warum die Pinguine-Fans im König-Palast ausbleiben

Krefeld · Haben die Pinguine-Fans Mitschuld an der möglichen Insolvenz des König-Palasts? Markus Wiedelbach, Beisitzer des Fan-Projekts, wehrt sich gegen den Vorwurf, dass Pinguine-Fans treulos sind.

 Treulos? Die Fans sehen das anders.

Treulos? Die Fans sehen das anders.

Foto: Siegfried Wensierski

Herr Wiedelbach, sind Sie schon mal auf Schalke gewesen?

Wiedelbach Warum?

Weil Wilfrid Fabel gesagt hat, dass dort und auch in Dortmund die Fans auch in Scharen hingehen würden, wenn die Clubs unten stehen. Bei den Pinguinen ist dies offenbar nicht so.

Wiedelbach Eishockey mit Fußball zu vergleichen, ist doch völlig Banane. Fußball hat einen viel höheren Stellenwert, eine viel höhere Medienpräsenz. Da ist es klar, dass dort ein ganz anderes Interesse herrscht. Schauen Sie sich allein mal die Fernsehsender an: Fußball läuft überall, in NRW wird im Dritten kein Eishockey übertragen, obwohl wir gleich vier Clubs haben. Daran sieht man: Die DEL ist sicherlich nicht so stark wie der DFB.

Aber Fan zu sein, bedeutet doch nicht, seinen Club nur im Fernsehen zu sehen, sondern live im Stadion — gerade wenn es dem Club schlecht geht.

Wiedelbach Im vergangenen Jahr sind wir doch gekommen, als es nicht so lief, aber da war die Leistung der Mannschaft auch eine ganz andere. Diesmal ist die Gesamtstimmung negativer. Solche Vorfälle wie der Ärzteskandal sind eben nicht förderlich.

Auch ein Skandal kann neugierig machen.

Wiedelbach Mag sein, aber nicht beim Eishockey. Wir sind eben nicht Fußball, Eishockey-Spieler sind nicht solche Stars. Im Prinzip bräuchten wir einen Ailton auf Kufen. Dann kämen auch mehr Leute.

Durch die geringen Zuschauer-Einnahmen droht dem König-Palast nun vielleicht sogar die Insolvenz.

Wiedelbach Ich kann es nicht mehr hören, dass wir Fans an den zu geringen Einnahmen im König-Palast Schuld sein sollen. Man muss doch mal ehrlich sagen, dass es einem als Fan nicht gerade leicht gemacht wird, auch wiederzukommen.

Weil die Spiele so schlecht sind?

Wiedelbach Das meine ich nicht, sondern den König-Palast selbst. Es gibt dort so viele Mängel, die dem Hallenmanager (Paul Keusch, die Red) auch bekannt sind. Aber es ändert sich nichts. Wenn wir zumindest gute Leistungen bringen, übersieht man die Mängel oder nimmt sie halt in Kauf. Und die Mängel abzuschaffen, ist Aufgabe des Hallenbetreibers, nicht die der Pinguine.

Welche Mängel sind das?

Wiedelbach Ach, das sind viele Sachen, zum Teil auch nur Kleinigkeiten. Der Raucherbereich in den Drittelpausen ist zum Beispiel eine Katastrophe. Du musst da ja fast auf der Straße rauchen, und hinterher ist wieder eine große Einlasskontrolle. Warum werden nicht einfach die Brandschutztüren aufgemacht? Wer raus geht, bekommt einen Stempel auf die Hand und fertig! In anderen Hallen geht das auch, nur hier in Krefeld nicht.

Das kann aber doch nicht alles sein.

Wiedelbach Ist es auch nicht. Sehen Sie sich doch mal die Gastronomie an. Das Angebot ist nicht schlecht. Aber viele ältere Menschen können dort nicht essen, weil es noch nicht mal Sitzgelegenheiten gibt, außer vielleicht im VIP-Bereich. Wir haben jetzt auf dem Gelände der Rinderunion eine Gaststätte gefunden, in die wir in den Drittelpausen und vor und nach dem Spiel gehen können. Außerdem sind die Damen-Toiletten sehr oft einfach abgeschlossen. Und — aber das ist nur eine Kleinigkeit: Warum leuchtet der König-Palast bei den Spielen der Pinguine blau und nicht gelb? Das ist doch unsere Vereinsfarbe. Aber es hängt noch nicht mal eine Pinguine-Fahne vor der Halle.

Das alles klingt so, als würden Sie die Pinguine lieber wieder in der Rheinlandhalle sehen.

Wiedelbach Nein. Der König-Palast ist für mich die schönste Eishockey-Halle in Deutschland. Er ist nur noch nicht bei allen Krefeldern wirklich angekommen, und daran muss man ansetzen.

Oliver Schaulandt führte das Interview.

(RP)
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