Krefelder Persönlichkeiten erzählen Unsere liebsten Kinderbücher

Krefeld · Die einen haben heimlich Comics unter der Bettdecke gelesen, andere haben ganze Abenteuerserien verschlungen. Zum internationalen Kinderbuchtag erzählen Krefelder Persönlichkeiten von ihren Leseerfahrungen.

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Krefelder erzählen von ihren liebsten Kinderbüchern

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Als Barbara Rath noch ein Kind war, wurde sie des Öfteren von der Büchereiaufsicht aus der „Jungsabteilung“ gezogen. „Das kann sich heute keiner mehr vorstellen“, sagt die Autorin aus Krefeld, „aber damals waren die Kinderbücher mit einem roten und blauen Sticker gekennzeichnet und streng nach Mädchen- und Jungenliteratur getrennt“. Die Bibliothek habe sie trotzdem immer mit ihrem gewünschten Buch verlassen.

Mit klassischen Mädchenserien konnte Barbara Rath nie viel anfangen, lieber hat sie sich die Abenteuerbücher ihres Bruders geklaut, im elterlichen Regal gestöbert oder in dem naturwissenschaftlichen Lexikon mit den großen Bildern geblättert. Damals hatte das Buch nicht viel Konkurrenz innerhalb der Unterhaltungsmedien. Aber auch heute, in Zeiten der Digitalisierung, hält Barbara Rath es für unverzichtbar, dass Kinder lesen. „Wenn ich heute an Schulen frage, warum Lesen wichtig ist, bekomme ich immer ähnliche Antworten“, erzählt die Kinderbuchautorin. Es sei wichtig um die Sprache zu lernen und für den späteren Beruf. Viel entscheidender findet Barbara Rath aber, dass Kinder das Lesen später nutzen, um sich selbstständig aus mehreren Quellen  informieren zu können. „Nur so kann die demokratische Staatsform funktionieren.“  Außerdem seien Kinder zwischen den beiden Buchdeckeln in Sicherheit: Sie können dort Abenteuer erleben ohne in Gefahr zu sein. Ein großer Vorteil sei der Perspektivwechsel, den sie beim Lesen einnehmen können: Sie können nicht nur in andere Welten, sondern auch in unterschiedliche Figuren schlüpfen. „Das fördert die Empathie.“ Barabara Rath hat schon viele Kinderbücher veröffentlicht – darin möchte sie die Kinder ernst nehmen und ihnen Selbstvertrauen geben.

Carsten Mennenöh fiel es schwer, von dem einen Buch zu reden, das ihn geprägt hat. „Ich bin in einer Buchhandlung aufgewachsen und hatte entsprechend kurze Wege, um Nachschub zu bekommen.“ Regelrecht verschlungen habe er „die drei Fragezeichen“, die übrigens auch heute noch von einer großen Fangemeinde gelesen werden, und „Karius und Baktus“. „Meine Eltern haben es mir geschenkt, als es frisch auf dem Markt war“, erzählt er. „Es ist nett gemacht, lustig und frech, das Lesen hat einfach Spaß gemacht“, erinnert er sich, „man lernt auch etwas dabei, ohne eine Mahnung zu hören. In der Buchhandlung hat er verschiedene Phänomene erlebt - da war einmal Harry Potter, der beinahe eine ganze Generation ans Lesen brachte, der Manga-Hype und seit neustem Gregs-Tagebuch. „Ich wünsche mir, dass es ein Türöffner für viele Kinder ist und sie weiterhin lesen.“ Denn beim Lesen werden sie nicht nur unterhalten, sondern trainieren auch noch das Textverständnis.

Jennifer Morscheiser erinnert sich noch gut an ihre erste „durchgelesende Nacht“, unter der Bettdecke schmökerte sie in „Der Brief für den König“ von Tonke Dragt. „Ich wurde von der Handlung so in den Bann gezogen, dass ich nicht schlafen konnte.“ In Büchern stecken Emotionen – „für mich war lesen immer intensiver als einen Film zu sehen, weil man viel mehr Zeit mit den Figuren verbringt.“  Überhaupt komme es in einem guten Kinderbuch auf die Figuren an – „die dürfen gerne auch Ecken und Kanten haben.“

Oberbürgermeister Frank Meyer konnte sich besonders für die Abenteuerbücher von Karl May begeistern – etwa für „Unter Geiern“. „Das hatte ich auch als Hörspiel und konnte es fast auswendig. Wie Winnetou und Old Shatterhand gegen skrupellose menschliche ‚Geier‘ kämpfen – das war für mich als Kind die ultimative Vorstellung von Heldentum. Heute mögen diese Bücher etwas altbacken und historisch fragwürdig wirken, aber es ist kein Zufall, dass die Geschichten Generationen fasziniert haben.“

Anne Poleska-Urban hat als Kinder gerne „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler gelesen, aber auch „Ronja Räubertochter“, „Pippi Langstrumpf“ und den „Räuber Hotzenplotz“.  „Den lesen auch meine Kinder heute noch gerne“, erzählt sie und lacht. Besonders angetan hatte es ihr mit elf Jahren aber der „Krieg der Knöpfe“ von Louis Pergaud. Darin geht es um zwei Jugendbanden, die sich bekämpfen. Ärger gab es von den Eltern immer, wenn die Kleidung kaputt ging, deswegen war die größte Beute immer, wenn jemand einen Knopf oder Schnürsenkel ergattern konnte. „Vor ein paar Jahren fiel es mir bei einem Umzug in die Hände. Als ich es gelesen habe, fand ich es doch ganz schön heftig“, erzählt sie und lacht. Heute liest sie mit ihren Kindern vor dem Einschlafen, es ist ein Familienritual, ein „Moment der Ruhe“.  Sie ist fasziniert davon, wie viel sich Kinder merken können. „Meine Töchter korrigieren mich, wenn ich etwas falsch vorlese, weil sie die Geschichten schon auswendig kennen.“

Diese sechs Kinder- und Jugendbücher sind Empfehlungen von bekannten Krefeldern.

Diese sechs Kinder- und Jugendbücher sind Empfehlungen von bekannten Krefeldern.

Foto: Schaulandt
Karius und Baktus soll Kinder zum Zähneputzen animieren. Dabei ist es auch unterhaltend, findet Peter Mennenöh. CBJ, 9,99 Euro.

Karius und Baktus soll Kinder zum Zähneputzen animieren. Dabei ist es auch unterhaltend, findet Peter Mennenöh. CBJ, 9,99 Euro.

Foto: Screenshot/Verlag
Ein Buch, das Petra Düro-Förster gerne mit ihren Enkeln liest, ist der Grüffelo von Axel Scheffler. Beltz & Gelberg, 13,95 Euro.

Ein Buch, das Petra Düro-Förster gerne mit ihren Enkeln liest, ist der Grüffelo von Axel Scheffler. Beltz & Gelberg, 13,95 Euro.

Foto: Screenshot/Verlag
Dieser Kinderbuchklassiker von Otfried Preußler war nicht nur bei Anne Poleska-Urban beliebt, sondern auch bei ihren Kindern. Thienemann Verlag, 12 Euro.

Dieser Kinderbuchklassiker von Otfried Preußler war nicht nur bei Anne Poleska-Urban beliebt, sondern auch bei ihren Kindern. Thienemann Verlag, 12 Euro.

Foto: Screenshot/Verlag
Ein Buch, das Jennifer Morscheiser für zeitlos hält, ist der geheime Garten von Frances Hodgson Burnett. Anaconda Verlag, 4,95 Euro.

Ein Buch, das Jennifer Morscheiser für zeitlos hält, ist der geheime Garten von Frances Hodgson Burnett. Anaconda Verlag, 4,95 Euro.

Foto: Screenshot/Verlag
Barbara Rath schrieb den „Gurkenvampir“. Erschienen ist er im Buch Verlag Kempen. Bestellung auf der Internetseite für 5,90 Euro.

Barbara Rath schrieb den „Gurkenvampir“. Erschienen ist er im Buch Verlag Kempen. Bestellung auf der Internetseite für 5,90 Euro.

Foto: Screenshot/Verlag
Oberbürgermeister Frank Meyer hat wie viele Kinder gerne die Abenteuer von Karl May gelesen.

Oberbürgermeister Frank Meyer hat wie viele Kinder gerne die Abenteuer von Karl May gelesen.

Foto: Screenshot/Verlag

Am Sonntag ging es nach dem Gottesdienst für Petra Düro-Förster in die Gemeindebücherei. Und dort hat sie sich die Bände rund um „Pünkelchen“ ausgeliehen, einem kleinen Zwerg, der aus der Feder des niederländischen Autors Dick Laan entsprungen ist. Während sie die Bücher offiziell lesen durfte, waren Comichefte im Elternhaus verpöhnt. Die hat Petra Düro-Förster so heimlich unter der Bettdecke verschlungen. „Lesen ist für Kinder wichtig, weil es die Fantasie anregt. Es bietet die Chance in andere Welten zu reisen und in andere Rolle zu schlüpfen, Kinder können beim Lesen Abenteuer erleben und durch die Handlung mitfühlen und zusammen mit der Hauptfigur an Problemen wachsen. Auch diene die Kinderliteratur dazu, Kindern Vorbilder zu bieten.
„Beim Lesen werden Kinder selbst kreativ, sie kreiren sozusagen ihre eigenen Bilder.“ Deswegen könne es ernüchternd sein, einen Film zu sehen, nachdem das Buch dazu gelesen wurde.

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