Krefeld Inklusion: Hülser Eltern suchen auch unkonventionelle Lösungen

Krefeld · Die seit Jahren steigenden Anforderungen lassen viele Schulen insbesondere angesichts der Inklusion schuldlos an personelle, räumliche und sächliche Grenzen stoßen. So auch die eigentlich beliebte Robert-Jungk-Gesamtschule. Dies bemängeln jetzt Eltern, deren Kinder diese Schule besuchen.

In Hüls werden auch im Schuljahr 2016/2017 wieder Eingangsklassen gebildet, die behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam unterrichten. Eigentlich eine gute Sache. Aber: "Der dadurch entstehende Mehrbedarf an Sonderpädagogen und Förderstunden wird wiederholt finanziell nicht abgedeckt", sagt Gabriele Brand, Mutter eines Förderkinds, zudem 1. Klassenpflegschaftsvorsitzende und Elternvertreterin in der Schulkonferenz. Ihre Einschätzung: "Die vormals angedachte Doppelbesetzung der Lehrkräfte kann dadurch schon seit Jahren nicht mehr gewährleistet werden. Als Folge gibt es zu wenig Lehrer, um die Schüler mit verschiedenen Förderschwerpunkten ihren Fähigkeiten gemäß zu betreuen." Durch die jährlich steigende Zahl der inklusiv unterrichteten Kinder steige auch der Bedarf an Differenzierungsräumen, unter anderem für Gruppenarbeiten.

"Das feste Budget der Inklusion, das nicht angepasst wird, muss jedes Jahr durch mehr Kinder und Klassen geteilt werden. Da bleibt bald nichts mehr übrig, was geteilt werden kann", sagt Brand. Das führe dazu, dass die Zahl der Inklusions-Kinder mit erhöhtem Förderbedarf in den einzelnen Klassen steige, um wenigstens ein Minimum an individueller Förderung zu ermöglichen. Förderschullehrer seien nur wenige Stunden in der Woche in den Klassen, ansonsten unterrichteten die Lehrkräfte allein. "Dadurch wird zufriedenstellender Unterricht oft nicht möglich", so Brand.

Als Kritik an den Hülser Sonderpädagogen und Lehrern will sie die Äußerungen der Eltern nicht verstanden wissen. "Ohne unsere engagierten Pädagogen wäre die Inklusion schon gescheitert." Allerdings warnt sie: "Dadurch, dass weitere Haupt- und Förderschulen nach und nach auslaufen sollen, wird sich die Lage an den verbleibenden Schulen noch verschärfen." Abhilfe könne nur mehr geschultes Personal und ein Sozialarbeiter sein, der möglichst täglich vor Ort ist. Aber: "Bislang hat unsere Schule nur eine halbe Stelle. Das ist v zu wenig", erklärt Gabriele Brand. Um schnelle Abhilfe bemüht, suchen die Eltern nun nach unkonventionellen Lösungen. "In den Klassen könnten ja auch qualifizierte Helfer die Lehrer unterstützen, Ehrenamtliche oder junge Leute im Freiwilligen Sozialen Jahr, die entsprechend geschult werden."

Das räumliche Problem ließe sich ihrer Meinung nach durch die eventuelle Nutzung vorhandener, gut ausgestatteter Kellerräume beheben. Derzeit ist die Nutzung aus brandschutztechnischen Gründen nicht erlaubt; es fehlen die Notausgänge. Eine entsprechende Umgestaltung würde zu viel Geld kosten, wurde der Elternvertreterin gesagt. Sie hofft nun auf ein Umdenken, wenn die Situation der Schule öffentlich diskutiert wird. Brand: "Ein Umdenken in der Politik bringt auf lange Sicht Lösungen. Wir jedoch brauchen jetzt akut Hilfen."

(RP)
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