Krefeld Infomappe erläutert Flüchtlingen das Guten-Tag-Sagen in Traar

Krefeld · Der Bürgerverein übergab 200 Broschüren in vier verschiedenen Sprachen an Menschen, die derzeit in der Traglufthalle in Traar leben. Zeichnungen erklären alltägliche Gewohnheiten in dem Land.

 Sandra Kienen hat die Willkommensmappe für die Flüchtlinge in Traar federführend entworfen. Der Bürgerverein Traar hat sie realisiert.

Sandra Kienen hat die Willkommensmappe für die Flüchtlinge in Traar federführend entworfen. Der Bürgerverein Traar hat sie realisiert.

Foto: Lammertz

Wenn man in Traar ein Geschäft betritt, dann sagt man "Guten Tag". Das tut man auch nur einmal, selbst wenn mehrere Menschen in dem Geschäft stehen. Ein "Guten Tag", das reicht. In gleicher Weise funktioniert das, wenn sich zwei Menschen kurz auf der Straße begegnen. Wer sich an diese Gepflogenheiten hält, der fällt zumindest nicht negativ auf. Das mag selbstverständlich klingen. Doch was in Traar selbstverständlich ist, muss nicht auf alle Teile der Welt zutreffen.

 Guten Tag: Zwei Menschen begrüßen sich per Handschlag.

Guten Tag: Zwei Menschen begrüßen sich per Handschlag.

Foto: ""

Das ist Sandra Kienen bewusst geworden, als sie begonnen hat, sich im Koordinierungskreis für Flüchtlinge zu engagieren. Sie wollte eine Mappe entwickeln, die den Flüchtlingen, die jetzt in der Traglufthalle in Traar leben, etwas Orientierung bietet. Orientierung eben beim Einkaufen, beim Arztbesuch oder der Fahrt mit dem Bus. Mit Freunden, Bekannten und ihrem Vater Walter Kienen hat sich die 28-Jährige zusammengesetzt und eine 43-seitige Infomappe für Flüchtlinge entwickelt - in Englisch, Französisch, Farsi und Arabisch. Die Mappen haben auch immer einen deutschen Teil.

Am Freitag hat der Bürgerverein Traar 200 dieser Infomappen an Flüchtlinge übergeben. Viele Abende und Nächte hat sich die Gruppe dafür um die Ohren geschlagen, immer wieder ist sie über kleinere Hindernisse gestolpert. Etwa darüber, dass deutsche Computer gar keine arabischen Schriftzeichen erkennen können, wie Walter Kienen, der zweite Vorsitzende des Bürgervereins erzählt. Sie musste dann aus dem Text ein Bildformat erstellen, sonst wäre die Übersetzung aus dem Deutschen sofort wieder verschwunden.

 Frauen und Männer egal welcher Herkunft haben die gleichen Rechte. Die Waage ist auch in der Judikative Symbol der Gleichheit.

Frauen und Männer egal welcher Herkunft haben die gleichen Rechte. Die Waage ist auch in der Judikative Symbol der Gleichheit.

Foto: Refugeeguide.de

In der Mappe erfahren die Flüchtlinge, dass sie in Traar herzlich willkommen sind. Sie bekommen einen Überblick über die Feste und Feiern in Traar, etwa das Osterfeuer, das Schützenfest oder den Weihnachtsbasar. "Vielleicht möchten auch sie den Festen beiwohnen. Sie sind herzlich dazu eingeladen, mit uns zusammen zu feiern", steht in der Broschüre. Außerdem finden sich dort Adressen und Telefonnummern von Ärzten oder von Imbissen, Cafés und Bäckereien oder eine Übersetzung des Fahrplans für die Straßenbahnen und Busse in der Umgebung.

Das Deckblatt für die Infobroschüre zeigt die Aufschrift "Willkommen", wobei von dem O vier bunte Balken ausgehen. Zusammen wird das zu einer Windmühle, derer es in Traar bekanntlich zwei gibt. Auch das Bild hat Sandra Kienen gemalt. Unter der Windmühle sieht man noch, wie zwei Hände ineinandergreifen. Die eine Hand stammt von Kienen, die andere von einer pakistanischen Freundin.

 Wer das Müllsystem versteht, versteht alles. Dieses Bild soll helfen.

Wer das Müllsystem versteht, versteht alles. Dieses Bild soll helfen.

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Marc Blondin, der Vorsitzende des Bürgervereins, berichtet, dass der Verein außerdem über mehrere Zelte verfügt, die von den Flüchtlingen genutzt werden könnten. "Sie hätten dann im Frühjahr, wenn das Wetter besser wird, die Möglichkeit, sich auch mal außerhalb der Traglufthalle aufzuhalten", sagt Blondin. Sie seien auch auf der Suche nach einer Biertischgarnitur, damit die Menschen dort auch mal im Freien essen könnten.

800 Euro haben die 200 Mappen in der Herstellung gekostet - der Bürgerverein hat das zwar übernommen, hofft aber noch auf Spenden. Auf der Internetseite des Bürgervereins sind die Daten für ein Spendenkonto aufgeführt. www.krefeld-traar.de

(her)
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