Karneval in den Stadtvierteln Tulpensonntag-Karneval ausgelassen und fröhlich
Krefeld · Trotz des bescheidenen Wetters: Uerdingen, Stahldorf und Gellep-Stratum zeigten, wie schön Straßenkarneval sein kann.
20.000 Menschen feierten allein in Uerdingen, auch die Züge in Stahldorf und Gellep-Stratum waren schönste Veedel-Ereignisse.
Uerdingen: Wenn Nachbarschaften feiern
Alles, was der Wettergott dem Karnevalswetter mitgeben kann, verschleuderte er Altweiber. Für den Tulpensonntagszug bliebenn nur Wind und Regenschauer. Die feierfreudigen Rheinstädter ließen sich dadurch nicht vom Straßenkarneval abbringen, denn „Mag der Wasserspiegel noch so tief sein, oeding ist die schönste Stadt am Rhein“, wie eine Fußgruppe preisgab. Auch wenn in den vergangenen Tagen feiernde und betrunkene Jugendliche von sich reden machten: Uerdinger Karneval ist anders, nämlich familiär, sanges- und tanzfreudig.
Das Malteser-Krankenhaus formuliert auf seinem Wagen: „Das Juppes ist dabei, der Neubau steht im Mai“. Der Wagen der Ex-Karnevalsprinzessinnen nahm die Gender-Politik auf die Schippe, indem Karnevalisten als goldene Rauscheengel Kamelle warfen. Überhaupt Kamelle: Sie sind auf dem Rückzug. Geworfen wird Wertvolleres, vom Schokoriegel bis zur Zahnbürste. Jung und Alt waren mit Einkaufstaschen erschienen und sammelten in wilden Sprüngen einen Jahresvorrat an Süßem.
Mitten auf der Verkehrsinsel der Kreuzung Parkstraße/Nikolaus-Groß-Straße hat eine Nachbarschaft eine Theke errichtet und unterhielt sich angeregt im Wind, der die Regentropfen beinahe waagerecht vor sich her trieb. In der Westerburgstraße stritten die Bierstände der Nachbarschaften um die musikalische Vorherrschaft. Regenkleidung machte es nicht immer einfach, das jeweils vorgeführte Kostüm zu erkennen, doch konnte man erkennen, dass die Uerdinger Spaß am Verkleiden haben.
Das Kunigundenheim hat am Hochstadenring eine lange Reihe von Zuschauern gebildet, die in ihren Rollstühlen den Zug betrachten wollten. An ihnen vorbei schoben die türkischen Brezel- und Simmetverkäufer ihr Angebot an Backwaren, die sie laut anpriesen. Elisabeth wartete mit ihrem „Klömkes-Klub“ am Straßenrand. Die Einundneunzigjährige, die um Jahrzehnte jünger wirkt, hat sich als Niederländerin verkleidet. Sport ist das Geheimnis der fünf gut auf gelegten temperamentvollen Damen.
Vor dem Wagen von Prinz Andreas I. und Prinzessin Bettina II. brachten die Spielfreunde Uerdingen die Wartenden in Sanges- und Schunkellaune, wofür sie anhaltenden Applaus ernteten. In den Pausen ließ die Uerdinger Bürgerwehr ihre Kanone knallen. Der Rock ’n’ Roll-Club Nr. 1 demonstrierte, dass man auch im Regen rocken kann, und immer wieder wurde Wurfmaterial nicht einfach geworfen, sondern persönlich persönlich überreicht. Wie gesagt, der Uerdinger Tulpensonntagszug ist eine familiäre Veranstaltung.
Der Kinderzug in Stahldorf: Ein Zug von Kindern für Kinder
Glück hatten Veranstalter und Teilnehmer des Kinderzuges in Stahldorf mit dem Wetter: Als sich der närrische Lindwurm um 12.11 Uhr in Bewegung setzte, hörte es auf zu regnen. Nur noch vereinzelte Tropfen fielen aus tief hängenden Wolken. Das Stahldorfer Kinderprinzenpaar Tom I. und Mia I. durften sich über Unterstützung aus dem Krefelder Norden freuen. Denn das Verberger Prinzenpaar Til I. mit seiner Prinzessin Annika I. waren ebenfalls mit von der Partie. Insgesamt drei Traktoren mit Wagen, kleinere Fahrzeuge und 13 Fußgruppen, eine davon eine Musikkapelle, machten sich auf den rund vier Kilometer langen Weg. „Wir haben dieses Jahr mehr Fußgruppen. Insgesamt fünf Kindergärten sind dabei. Es ist ein Zug von Kindern für Kinder“, sagte Zugleiter Klaus Dohmen. Entsprechend bildeten auch Kindergärten und Schulen die größte Zahl der Gruppen. Auch der Reithof Nilges war mit einem eigenen Traktor mit Wagen dabei.
Nicht nur die vielen mitziehenden Kinder, auch die bunt verkleideten Zuschauer von Engel bis Teufel und Biene bis Roboter hatten sichtlich Spaß. Speziell die jüngeren unter ihnen sammelten eifrig Kamelle. Alles in allem darf der Kinderzug in Stahldorf als Erfolg angesehen werden. Gerade die Kinder hatten ihren Spaß und Menschen verschiedener Kulturen und Nationalitäten feierten friedlich zusammen.
Karnevalszug in Gellep-Stratum: „Dat janze Dorf“ feiert
Trotz des mäßigen Wetters ließen sich auch die Karnevalisten in Gellep-Stratum am Tulpensonntag ihre Fröhlichkeit nicht nehmen. Unter dem Sessionsmotto „Wir trommeln dat janze Dorf zusammen“ feierten viele Besucher ihren dorfeigenen Karneval. Um 13.30 Uhr war es soweit, und zwei Musikgruppen, fünf närrisch-verzierte Karnevalsumzugswagen sowie zehn Fußgruppen und der Umzugswagen von Karnevalsprinz Mirco I. (Melchiors) stellten sich auf der Lanker Straße auf. Um 14.11 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung.
„Uns ist es wichtig, dass der Karnevalsprinz und seine Minister den Umzug sehen, bevor er sich auflöst. Deswegen haben wir alle Beteiligten so aufgestellt, dass der Karnevalsumzug an unserem Regenten vorbeizieht“, erklärte Zugleiter Hartmut Hartmann. Die Spitze des Karnevalsumzugs durch die rund 3.000 Seelen zählende Gemeinde bildete der Zugleiter, gefolgt von den Stratumer Clowns. Besonders die Kostüme des Pfarrorchester St. Andreas stachen den Zuschauern ins Auge. Als verrückte Hutmacher und Spielkarten beeindruckten sie. In der Gaststätte zum Landhaus ließen die Karnevalisten den Tag ausklingen.