Krefelder Oberbürgermeister kritisiert Politik Sieben weitere Corona-Tote in Krefeld

Krefeld · In der Seidenstadt sind bisher 77 Menschen an oder mit dem Virus gestorben. Die vom Robert-Koch-Institut berechnete Inzidenz der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner sank von 193 auf 174. Die Situation in Kliniken bleibt angespannt.

 Verwaltungschef Frank Meyer tritt der Kritik entgegen, er habe zur Unzeit die Maskenpflicht in der Innenstadt beendet.

Verwaltungschef Frank Meyer tritt der Kritik entgegen, er habe zur Unzeit die Maskenpflicht in der Innenstadt beendet.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Corona-Situation bleibt angespannt. „In Krefeld sind sieben weitere Personen mit einer Corona-Infektion verstorben. Zwei der Todesfälle wurden in einem Seniorenheim verzeichnet und betreffen Menschen im Alter von 90 Jahren“, erklärt ein Sprecher der Stadtverwaltung. Die Kliniken vermelden darüber hinaus fünf Verstorbene im Alter von Mitte 50, Anfang 70, Anfang 80, Mitte 80 und Anfang 90 Jahren. Über Vorerkrankungen ist nichts bekannt. „Drei der Todesfälle haben sich bereits vor Weihnachten ereignet und wurden erst jetzt für die Statistik nachgemeldet“, ergänzt die Verwaltung. Damit sind in Krefeld bisher 77 Menschen an oder mit Corona gestorben.

Die vom Robert-Koch-Institut berechnete Inzidenz der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner sank von 193 auf 174 Fälle innerhalb der vergangenen sieben Tage. Angesichts der steigenden Zahl an Corona-Infektionen bereitet sich die Verwaltung auf verschiedene Szenarien vor, weiter mit der Pandemie umzugehen. „Keiner kann sagen, wie sich die Lage in den nächsten Tagen entwickeln wird. Im Moment erleben wir Wellenbewegungen. Aber wenn die 7-Tages-Inzidenz über den Wert 200 steigen sollte, werden in Krefeld weitere Maßnahmen notwendig – eventuell auch schon vorher. Die Zahlen sind derzeit viel zu hoch“, betont Oberbürgermeister Frank Meyer, Leiter des Corona-Krisenstabs.

Der Anstieg der Neuinfektionen hat sich von Montag, 11., auf Dienstag, 12. Januar, (Stand jeweils 0 Uhr) etwas verlangsamt. Lediglich zwölf neue Ansteckungen wurden im Fachbereich Gesundheit verzeichnet. Allerdings sind weiterhin 877 Menschen (Montag: 872) mit dem Virus infiziert, 4.975 gelten weiterhin als genesen. Die Gesamtzahl positiver Tests stieg auf 5.929 an (Montag: 5.917).

„In den Kliniken bleibt die Situation angespannt“, räumt Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen ein. „Wichtig ist aber, dass wir noch freie Betten im zweistelligen Bereich auf den Intensivstationen haben.“ Auch bei den Pflegekräften sei die Lage nicht kritisch. „Die Ärzte haben in den vergangenen Monaten viel dazu gelernt und versuchen, die letzte Stufe eines künstlichen Komas hinauszuzögern und Patienten so lange wie möglich schonend zu behandeln“, ergänzt die Beigeordnete.

Insgesamt werden 73 Krefelder mit Corona-Symptomen in den hiesigen Krankenhäusern behandelt, acht auf der Intensivstation, sechs von ihnen beatmet. 16.989 Menschen mussten bislang eine Quarantäne in Kauf nehmen. Im Diagnosezentrum ließen 40.117 Menschen einen Testabstrich nehmen, 550 dieser Proben sind bislang noch offen.

Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) war in größerer Einsatzstärke und in enger Abstimmung mit der Polizei im Stadtgebiet unterwegs, um die Einhaltung der Ladenschließungen zu kontrollieren. Dabei wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. An der Haltestelle Rheinstraße verhängten die Ordnungskräfte zwei Bußgelder, weil Personen keine Maske trugen.

 Derweil bereitet sich die Stadt auf eine Ausweitung der Impfungen vor. Am 1. Februar soll das Impfzentrum auf dem Sprödentalplatz in Betrieb gehen. Bereits eine gute Woche vorher erhalten alle Krefelder Senioren über 80 Jahre einen Brief, mit dem sie aufgefordert werden, einen Termin für eine Impfung zu vereinbaren. Dies soll ab 25. Januar telefonisch möglich sein, kündigt Lauxen an. Bislang hätten die mobilen Impfteams in neun Senioreneinrichtungen schon alle Bewohner und Mitarbeiter mit Impfstoff versorgt, die zuvor in die Impfung eingewilligt haben. Weitere vier Heime sollen in dieser Woche an der Reihe sein.

In den Kitas und Schulen ist der Neustart nach den Weihnachtsferien aus städtischer Sicht gut verlaufen. Die Appelle, die Kinder möglichst zu Hause zu betreuen, scheinen zu fruchten. Laut Sonja Pommeranz, Leiterin des Fachbereichs Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung, liege die Auslastung in den städtischen Kitas derzeit nur bei 25 bis 30 Prozent. Noch niedriger ist der Anteil an den Schulen: Die Betreuungsangebote in den Grundschulen werden aktuell nur von drei bis maximal 20 Prozent der Eltern genutzt, sagt Jürgen Maas, Leiter des Fachbereichs Schule. An den weiterführenden Schulen sei der Anteil vermutlich noch geringer.

Verwaltungschef Meyer tritt der Kritik entgegen, er habe zur Unzeit die Maskenpflicht in der Innenstadt beendet: „Es ist das Privileg der Politik, einfach Forderungen zu stellen – als Verwaltung müssen wir uns jedoch an Recht und Gesetz halten.“ Bei geschlossenen Läden sei eine allgemeine Pflicht zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung in Fußgängerzonen juristisch nicht haltbar: „Da kann ich mich als Oberbürgermeister nicht in Cowboy-Mentalität hinstellen und sagen: Mir egal, sollen die Leute doch klagen“, meint Meyer.

Mit Unverständnis reagiert der Oberbürgermeister auch auf die mehrheitliche Ablehnung der Politik, Entscheidungsbefugnisse in den kommenden Wochen auf den Hauptausschuss zu übertragen. „Es trifft mich wirklich, dass hier unterstellt wird, es gehe hier um ein Instrument politischen Kalküls, um andere Mehrheiten herzustellen. Es handelt sich vielmehr um ein legitimes Verfahren, um das Risiko für die ehrenamtlichen Ratsmitglieder möglichst gering zu halten. Unter ihnen sind ältere Menschen, Kollegen mit Vorerkrankungen oder gesundheitlich vorbelasteten Angehörigen: Diese Menschen wollten wir aus dem Konflikt herausholen, ihre Mandatspflichten verletzen zu müssen, um die Gesundheit zu schützen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort