Weltweiter Megatrend Diese Kleidung gibt es in Krefelds erster Boutique für interreligöse Mode

Krefeld · Kleidung, die weit und bequem geschnitten ist, ist weltweit auf dem Vormarsch. Der Trend heißt Modest Fashion, „Bescheidene Mode“. In Krefeld hat das erste Geschäft eröffnet.

Fotos: Krefelds erste Boutique für interreligiöse Mode
7 Bilder

Krefelds erste Boutique für interreligiöse Mode

7 Bilder
Foto: Akdeniz

Modest Fashion, übersetzt „Bescheidene Mode“, ist weltweit auf dem Vormarsch und jetzt auch in Krefeld zu finden. Hatice Celik ist Inhaberin der ersten Kefelder Modest-Fashion-Boutique „Hemdem“.

Der Trend, dem sie mit ihrem Angebot folgt: Frauen tragen lockere Kleidung, die nur wenig Haut zeigt, so dass sie den spirituellen und stilistischen Anforderungen verschiedenster Glaubensrichtungen und Lebensanschauungen gerecht wird. Große Labels wie Dolce & Gabbana, Mango, Tommy Hilfiger und auch H&M sind mit ihren offiziellen Modest-Fashion-Kollektionen Trendsetter. Der von Modemagazinen wie der Vogue als „Milliarden schwerer Markt“ eingestufte Megatrend etablierte sich in den vergangenen Jahren auf den Laufstegen der ganzen Welt.

Inspiration für die Modemacher sind die Kleidungsstile vor allem muslimisch, jüdisch- und christlich- orthodoxer Frauen. Sie bevorzugen körperferne Schnitte, lange Röcke und undurchsichtige Stoffe. Bekannt wurde Modest Fashion auch durch das somalisch-amerikanische Kopftuchmodel Halima Aden. Sie lief unter anderem bereits für Max Mara während der Fashion Week 2017 und löste damit zahlreiche Diskussionen zum Thema interkulturelle Mode aus.

Eine große Plattform für diese Themen bieten die sozialen Netzwerke. Vor allem auf Instagram finden sich Blogger und Influencer, die Millionen Frauen inspirieren. Wichtig ist ihnen, durch den Kleidungsstil ihre Individualität auszudrücken und nicht nur religiösen Kleidervorschriften zu folgen.

Ein Fan von Modest Fashion ist die gebürtige Krefelderin Mihriban Tezel (23). Die Studentin hat sich von Mode-Tipps im Sozialen Netzwerk inspirieren lassen und veröffentlicht inzwischen eigene Bilder. Mittlerweile hat ihre Seite „Mihbur“ 46.000 Follower, die täglich auf einen neuen Modetipp von ihr warten.

„Modest Fashion bedeutet für mich Kreativität. Jede Frau hat eine eigne Auslegung und versteht etwas anderes unter bescheidener Mode. Das ist okay und auch gut so. Auf theologische Diskussionen lasse ich mich daher gar nicht erst ein“, sagt sie. Umso mehr freue sie sich über die Rückmeldungen der Follower, die sich von ihren Bildern inspirieren lassen.

Schon lange sind es nicht nur religiöse Frauen, die sich für körperferne Kleidung interessieren. Mittlerweile hat der Markt auch Frauen ohne religiösen Hintergrund als Konsumentinnen gewonnen. So bevorzugen Anhänger der von Rudolf Steiner geprägten Anthroposophie (der Begründer der Waldorfschule) Naturstoffe wie Leinen oder Baumwolle, die bequem zu tragen sind. Auch sie werden in den Modest-Fashion-Kollektionen fündig.

Das bestätigt auch Hatice Celik: „Die eine Kundin gibt es nicht. Ich habe in meinem ersten Jahr die unterschiedlichsten Frauen kennengelernt, deren Bedürfnisse vielfältig sind. Meine Kunden sind zwischen 20 und 70 Jahre alt, kommen aus den unterschiedlichsten Kulturen und haben verschiedene Glaubensrichtungen“, erzählt die 39-Jährige. Das passe auch zum Boutique-Namen.

Das Wort „Hemdem“ stamme aus dem Persischen und bedeute „Freundschaft“. „Für mich ist das Besondere an dieser Mode, dass sie Stereotype über Bord wirft. Viele meiner Kundinnen profitierten an den heißen Tagen von den luftigen Leinenkleidern. Besonders die Oversize-T-Shirts mit Statement-Aufdruck kamen bei jungen Frauen gut an. Und alle, die sich in engen Röhrenjeans nicht wohl fühlen, finden hier weit geschnittene Hosen“, erklärt Celik.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort