Krefeld Immer mehr Keller unter Wasser

Krefeld · Seit Jahren steigt in Krefeld kontinuierlich der Grundwasserpegel. Betroffen ist ausschließlich der Osten von Krefeld, auf der früheren "Niederterrasse" östlich der Hülser Straße. Die Stadt sagt: "Bauherren sind in der Pflicht."

Viele Krefelder Bürger müssen sich auf feuchte Keller durch steigendes Grundwasser einstellen. Helmut Döpcke, Leiter des städtischen Umweltamtes, sagt: "Das Grundwasser steigt derzeit in Krefeld wieder an." Vorwürfe von Bürgern, dass die Stadtverwaltung das steigende Grundwasser bekämpfen müsse, weist er zurück: "Es gibt keinen Rechtsanspruch auf niedriges Grundwasser." Zuletzt hatten sich Leser bei unserer Zeitung gemeldet, die sich über feuchte Keller an den Dyks und der Brahmsstraße beschwerten.

Insbesondere die Bewohner der östlichen Stadtteile sind betroffen. Die Stadt wird durch eiszeitliche Flussablagerungen in zwei Platten geteilt (siehe Karte). Östlich der Hülser Straße liegt Krefeld auf der sogenannten "Niederterrasse" tiefer als westlich auf der "Mittelterrasse". Das Wasser läuft unterirdisch in Richtung Rhein.

Viele der Krefelder Häuser, deren Keller bei steigendem Grundwasser feucht werden, sind in den 70ern und 80ern noch ohne "Kellerwanne" gebaut worden — damals stand das Grundwasser ohnehin im Mittel eher niedriger. Döpcke sagt: "Die Stadt hat damals nur die generelle Entscheidung treffen müssen, ob ein Gebiet bebaubar ist. Alle weiteren Entscheidungen waren die des privaten Bauherrn."

Gräben im Bruch intakt

Problemgebiete sind in Krefeld besonders der Rieslerdyk und der Bönnertzdyk. Dort sorgt die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) mit Pumpen für einen niedrigen Grundwasserstand, um die Gebäude vor Überflutung der Keller zu schützen. Kritisch ist generell auch der Bereich nordöstlich des Hülser Bruchs in Krefeld — dort ist durch den Bergbau die Erde ein Stück gesackt. Dort pumpt die "Lineg". Weiterhin kämpft die Stadt mit Gräben im Hülser Bruch gegen das Grundwasser. Döpcke: "Die sind intakt."

Gemessen wird bei Grundwasser der sogenannte Flurabstand, der Abstand zwischen der Geländeoberfläche und der Grundwasseroberfläche: Er beträgt zum Beispiel in Schicksbaum vier bis acht Meter, im Bereich Hülser Bruch aber nur zwei Meter. Wer dort einen Keller baut, baut also schnell auf Wasser. Und das droht in den kommenden Monaten noch zu steigen: Der höchste Grundwasserspiegel wird alljährlich im April gemessen, am niedrigsten ist er im Oktober.

Bis zu zwei Meter Schwankung pro Jahr ist möglich. Schon jetzt steht das Grundwasser am gesamtem Niederrhein laut Landesumweltamt sehr hoch. Konkrete Zahlen gibt es für Krefeld noch nicht — die Messstationen werden erst rückwirkend ausgewertet.

Es gibt viele unterschiedliche Einflussfaktoren auf den Grundwasserspiegel: Auffällig seien, so Döpcke, die großen Niederschlagsmengen in den vergangenen vier Jahren: "Jedes Jahr lagen die Niederschläge über dem langfristigen Mittel." Einfluss hat natürlich auch das aktuelle Rhein-Hochwasser.

Begünstigt wird der steigende Grundwasserspiegel zudem dadurch, dass der Wasserverbrauch der Privathaushalte durch bessere Technik stark zurückgegangen ist und dass auch industrielle Betriebe weniger Wasser verbrauchen.

Die Stadtwerke nutzten für alle Krefelder Haushalte 1980 noch 19 Millionen Kubikmeter Grundwasser, 2010 waren es nur noch 13,7 Millionen Kubikmeter. Große Betriebe, die früher Grundwasser verbrauchten, waren die Brauerei Tivoli (mehrere Millionen Kubikmeter jährlich) und die inzwischen insolvente Firma "Voss Biermann, Lawaczeck".

(RP)
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