Krefeld Imker kämpfen um Bienenvölker
Krefeld · Die Varroa-Milbe bleibt gefährlich: Die Bilanz der Krefelder Imker im Kampf gegen Überwinterungsverluste bei ihren Völkern ist durchwachsen. Auch das Wetter macht den Bienen zu schaffen: Das Frühjahr war zu kalt.
Das Schreckensszenario eines großen Bienensterbens in Deutschland hat nichts von seiner Wucht verloren: Experten wie Prof. Bernd Grünewald, Leiter des Instituts für Bienenkunde (Oberursel), befürchten allein für dieses Jahr "Verluste zwischen 20 und 30 Prozent des Bestandes" an Bienen in Deutschland – das seien fast 300 000 der rund eine Million Bienenvölker. Die Krefelder Imker können ihre Überwinterungsverluste nicht in Zahlen benennen, geben aber ebenfalls keine Entwarnung: "Die Bilanz der Kollegen ist durchwachsen", sagt Harald Koch, zweiter Vorsitzender des Krefelder Imkervereins.
Koch selbst hatte Glück: "Wir hatten eine ganz tolle Überwinterung", sagt er. Das ist eher die Ausnahme: Laut Bienenkunde-Institutsleiter Grünewald seien früher Verluste über den Winter zwischen fünf und zehn Prozent normal gewesen; seit rund zehn Jahren beobachte man Verluste zwischen zehn und fünfzehn Prozent. Hauptfeind der deutschen Biene ist die Varroa-Milbe, die 1977 über asiatische Honigbienen nach Europa eingeschleppt wurde. Die Milben befallen Bienen und verursachen damit deren Tod.
Der Kampf gegen die Milbe währt das ganze Jahr über. Experten empfehlen eine Sommer- und Winterbehandlung der Bienenstöcke. Genutzt werden Substanzen wie Ameisen, Oxal- oder Milchsäure sowie Thymol (das auch in Mundwässern und Zahnpasta Verwendung findet). Die Bienen werden damit besprüht oder bestäubt; die Milben fallen von den befallenen Bienen ab – übrigens: die Behandlungen sind rückstandsfrei; im Honig finden sich davon keine Reste.
Es gibt ergänzend biologische Strategien, wie sie der Krefelder Imker Frederik Holzapfel verfolgt: Er setzt auch auf Aktivität seiner Bienen: "Ich tausche vermehrt das Wabenwerk aus. Das zwingt die Bienen zu Aktivität, zu neuer Wachsproduktion. Das kostet zwar Honig, aber es steigert die allgemeine Vitalität der Völker." Holzapfel ist wie sein Kollege Koch ohne Bienenverluste durch den Winter gekommen. Holzapfel gehört übrigens zu dem raren Imkernachwuchs in Deutschland: Er ist 30 Jahre alt und kam vor drei Jahren zur Imkerei.
Auch wenn die rund 90 000 Imker in Deutschland meist Hobby-Imker sind, für die ihr Honig bestenfalls ein Zubrot zur Finanzierung ihres Hobbys ist, so sind die Bienen, die sie hegen, von gar nicht zu überschätzender Bedeutung für die Vegetation: Mindestens 80 Prozent der Bestäubung heimischer Blütenpflanzen werden von Honigbienen bewerkstelligt. "Ich kann nur eine Lanze für heimischen Honig brechen", sagt daher Imker Harald Koch. "Honig kann man importieren, die Bestäubung aber nicht". Auch Holzapfel betont: "Wir brauchen regional angepasste Bienenarten."
Beide betonen die hohe Qualität des heimischen Honigs. Holzapfel etwa hat vier Bienenvölker; zwei davon auf dem Dach eines Hauses mitten in der Stadt 100 Meter von der Fußgängerzone entfernt (übrigens muss jeder Imker die Standorte seiner Völker mit dem Amtsveterinär abstimmen). Holzapfel erläutert, sein Honig sei nicht sortenrein, da die Bienen auf den verschiedensten Pflanzen in Gärten und auf Balkonen unterwegs seien – aber frei von Schadstoffen: "Mein Honig ist auf 400 Stoffe untersucht worden; es gibt keinerlei Rückstände." Während Holzapfel seine Honigernte an Verwandte und Bekannte abgibt, ist Koch auf den örtlichen Märkten präsent. Das Pfund Honig von heimischen Imkern koste um die fünf Euro, sei aber qualitätvoll im Geschmack und frei von Schadstoffen. Der billigere Honig aus dem Supermarkt sei Importware, meist ungenau ausgezeichnet.
In der Tat hat der Verbraucher bei nicht-deutschem Honig kaum eine Chance zu erfahren, woher sein Honig kommt. Laut deutscher Honigverordnung genügt für Mischungen mit Honigen aus aller Welt die Bezeichnung "Mischung von Honig aus EG-Ländern und Nicht-EG-Ländern". In solchen Mixturen kann auch chinesischer Honig stecken, der zuletzt wegen Verunreinigung mit hier verbotenen Antibiotika in den Schlagzeilen war.
Die Honigernte von Krefeld bleibt vorerst schwach: "Die Honigernte aus der Obstblüte wird relativ schlecht, weil es zu kalt war", resümiert Koch. Er wie seine Krefelder Kollegen hoffen nun auf den Sommer und die Blüte etwa von Linde oder Brombeere.