Krefeld Im Trend: Die neue Lust am Einkochen

Krefeld · Einkochen, das ist eine Art, Lebensmittel haltbar zu machen, die in Zeiten von Konserven und Tiefkühlkost weitgehend in Vergessenheit geraten war. So war es auch bei Familie Brüggemann aus Verberg.

 Ines Brüggemann erntet Johannisbeeren im eigenen Garten. Mit ihrem Mann Marc experimentiert sie auch gern beim Einkochen.

Ines Brüggemann erntet Johannisbeeren im eigenen Garten. Mit ihrem Mann Marc experimentiert sie auch gern beim Einkochen.

Foto: Sven Schaljo

Seitdem probieren Ines und Marc Brüggemann allerlei Rezepte aus. Mal bemühen sie Kochbücher, mal experimentieren sie auch einfach selbst. Und auch die Kinder brachten Anregungen mit. Sie besuchten den Waldkindergarten Waldameisen e.V. auf dem Hülser Berg und lernten dort nicht nur viel über einheimische Gewächse und Kräuter, sondern auch, wie man sie nutzt. Auf diese Weise bekamen sie Rezepte an die Hand.

"Eines Tages kamen sie zum Beispiel mit einem Rezept für Löwenzahngelee. Das haben wir dann gleich ausprobiert, und es hat hervorragend geschmeckt," erinnert sich die dreifache Mutter. Marmeladen, Gelees, Obst, Gemüse, aber auch allerlei andere Dinge; es gibt eigentlich kaum eine Grenze für die Familie, wenn es um das Einkochen geht. Fast alles, was sich tiefgefroren hält, ist im Einmachglas ebenso lange haltbar - mindestens. Und die Lagerung verbraucht keine Energie. Ein einfacher Kellerraum reicht völlig aus. Familie Brüggemann ist aber nicht nur hier auf den Geschmack frischer Lebensmittel gekommen. Sie haben beispielsweise auch ein großzügiges Stück ihres Gartens abgetrennt und halten dort sieben Hühner.

Die vielen Eier verzehren sie nicht alle selbst; im Freundeskreis erfreuen sie sich größter Beliebtheit. Immer wieder fragen Freunde an, ob gerade Eier übrig seien. Dann setzen sich die Kinder aufs Fahrrad und liefern sie in ganz Verberg aus. Dafür gibt es meist einen kleinen Zuschuss zum Taschengeld von den dankbaren Abnehmern.

"Wir haben einfach gemerkt, wie gut es schmeckt, wenn man frische Zutaten sammelt oder anbaut. Meist ist der Aufwand wirklich gering. Und ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass wir auch noch etwas für die Umwelt tun," sagt Ines Brüggemann.

Ob es denn schwierig sei, beispielsweise Marmeladen richtig zu kochen? Darauf lächelt die Diplomchemikerin verschmitzt. "Es gilt eigentlich nur, genau zu arbeiten. Wichtig ist, die Gläser gut auszuspülen und nicht zu versuchen, Zeit zu sparen, sondern lieber ein paar Minuten länger zu kochen - darauf kommt es dann auch nicht an", antwortet sie.

Und wenn bei den Experimenten im Einkochen etwas schief geht? "Das passiert selten," antwortet sie lachend "Meist lässt sich noch irgendetwas daraus machen. Und wenn es doch einmal gar nicht gelingen will, dann bekommen es eben die Hühner."

Manche Dinge würde sie nicht noch einmal machen. Erdbeeren zum Beispiel eignen sich nicht gut zum Einkochen, da sie, ähnlich wie beim Einfrieren, matschig werden. "Und Stachelbeeren mache ich nicht mehr", sagt sie. Warum? "Die schmecken zwar sehr gut, aber es ist eine wahnsinnige Arbeit, sie alle so einzustechen, dass sie nicht platzen." Sonst sind aber kaum Grenzen gesetzt.

Einen Tipp hat Ines Brüggemann noch parat. Wichtig sei es, den richtigen Erntezeitpunkt zu erwischen. Beispiel Holundersirup: Sind die Blüten richtig reif, dann riechen die Büsche schon im Vorbeigehen intensiv. Dann sollten die Dolden früh morgens geerntet werden, da sie über den Tag an Aroma verlieren. Holundersirup, verdünnt mit viel Wasser, da er sehr intensiv schmeckt, ist im Hause der Familie Brüggemann ein sehr beliebtes Getränk.

Wie zu Omas Zeiten eben. Traditionell, lecker und frisch.

(RP)
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