Kinderheim in Krefeld Das Marianum stellt sich neu auf

Krefeld · Das Kinderheim Marianum an der Hubertusstraße erarbeitete ein Konzept für das Jahr 2030. In zwei Jahren wurden Maßnahmen erarbeitet, um Strukturen, aber auch bauliche Dinge, fit für die Zukunft zu machen.

 Felix Heuer, Beatrix Raedt, Andreas Böllertz und Harald Dahlke (v.L.) präsentieren die Pläne für das Marianum.

Felix Heuer, Beatrix Raedt, Andreas Böllertz und Harald Dahlke (v.L.) präsentieren die Pläne für das Marianum.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Für viele Kinder ist es die Zuflucht in ein gutes Leben ohne Gewalt, Missbrauch oder sonstige Lebensbedingungen, die das Jugendheim als schädlich für sie erachtet: Das Kinderheim Marianum. Bereits seit 160 Jahren kümmern sich Mitarbeiter des Hauses um die Belange der Schwächsten der Gesellschaft. In den Jahren seines Bestehens haben sich Rahmenbedingungen und Arbeitsweisen des Kinderheims stark verändert, und auch aktuell ist vieles im Umbruch.

„Wir müssen uns immer wieder den neuen Begebenheiten anpassen. Darum haben wir nun das Projekt Marianum 2030 gestartet, um unser Haus fit für die Zukunft zu machen“, sagt Geschäftsführer Harald Dahlke. Fit für die Zukunft bedeutet dabei sowohl strukturelle Veränderungen, als auch eine Überprüfung der räumlichen Gegebenheiten bis hin zu einer Neuausrichtung der Öffentlichkeitsarbeit.  Insgesamt acht Mitarbeiter aus Leitung, Mitarbeitervertretung, Kuratorium und Mitarbeiterschaft waren dabei. In 13 Treffen ermittelten sie Bedarfe und formulierten in der Folge Maßnahmen, die nun sukzessive umgesetzt werden. „26 der Vorschläge sind bereits im Laufe der vergangenen zwei Jahre, so lang lief das Projekt, umgesetzt worden. Die Umsetzung von 16 ist in der konkreten Vorbereitung, weitere 22 stehen zur Entscheidung an“, erläutert Dahlke.

Bereits verändert ist beispielsweise eine Wohngruppe. Die vierte Etage des Hochhauses wird künftig nicht mehr von Jugendlichen bewohnt, die als Flüchtlinge nach Deutschland kamen, sondern in großer Eigenständigkeit von jugendlichen Jungen über 16 Jahren. „Wir haben einfach nicht mehr so viele Flüchtlinge. Hier ist der Bedarf nicht mehr da. Die Räume werden nun anders genutzt. Die Jungs werden so selbstständiger und lernen, ihr Leben zu organisieren. Natürlich ist ein Ansprechpartner da, aber normale Alltagsdinge erledigen die Jugendlichen allein“, erläutert der Geschäftsführer.

Ebenfalls umgesetzt ist ein ‚Kinderparlament’. „Die Kinder und Jugendlichen können dabei selbst Wünsche äußern, welche Dinge wir angehen. So entsteht zum Beispiel eine Spielwiese mit bodentiefem Trampolin“, erzählt Dahlke, um dann schmunzelnd hinzuzufügen: „Achterbahn und Schwimmbad werden wir allerdings nicht ganz so zeitnah einrichten können.“

Zu den genehmigten Maßnahmen gehören der Freizeitraum ‚Die Höhle’. Hier soll in einer Wohngruppe namens ‚Wolf’s Hope’, darum der Name, ein großer Raum zu einem Jugendzentrum mit Kicker, Billard, Musik und weiteren Beschäftigungsangeboten ausgebaut werden. Auch die Elternarbeit soll verbessert werden. „Wir wollen die Eltern mehr einbinden. Ziel ist, dass die Kinder in ihre ursprünglichen Familien zurückkehren können. Die Motivation bei Eltern und Kindern ist gewöhnlich sehr groß und sie sind für die Hilfe dankbar. Wir greifen ihnen zukünftig noch mehr unter die Arme.

Zu den zurückgestellten Maßnahmen gehört, auch aufgrund der Kosten, beispielsweise eine energetische Sanierung. „Unsere Gebäude sind überwiegend aus den 70er Jahren. Entsprechend fehlt beispielsweise eine Dämmung. Das ist ökologisch nicht gut und überdies natürlich nicht kosteneffizient“, sagt Dahlke.

Mit den Maßnahmen, die eng mit Jugendamt und Partnern, von Geldgebern bis hin zur Polizei, abgestimmt werden, soll das Heim fit für die Zukunft werden, damit die aktuell 90 Kinder und Jugendlichen, die hier von ebensovielen Angestellten betreut werden, möglichst gute Chancen bekommen. Auch die Zusammenarbeit mit Berufsausbildungsstätten soll verbessert werden. Nachdem in den vergangenen zwei Wochen die Mitarbeiter über die Projekte informiert worden sind, stellt das Heim nun die Ergebnisse der Öffentlichkeit, darunter auch den Partnern, die nicht im Prozess beteiligt waren, vor. Zukünftig soll mehr darüber gesprochen werden. „Ich war neulich auf einem Bürgerfest und kaum jemand kannte das Marianum. Das muss anders werden“, befindet Dahlke. Das Konzept Marianum 2030 soll auch dahin ein Schritt sein.

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