Verkehr in der Innenstadt IHK-Studie: Städte sollen Mini-Depots zur Versorgung der City betreiben
Krefeld · Landesverkehrsminister Hendrik Wüst begrüßt die Initiative zur Entlastung des Anlieferverkehrs in den Innenstädten von Krefeld, Mönchengladbach und Neuss.
Der Verkehrskollaps ist vorhersehbar. Marode und überlastete Infrastruktur, rasant steigender Güterversand, Rückbau von Durchgangsstraßen und Stellflächen aus Gründen der Lebensqualität vor allem in Innenstädten erfordern neue Mobilitätskonzepte.
Dauerstaus, Parkplatzmangel, Belastungen für Mensch und Umwelt – die innerstädtische Infrastruktur ist vielerorts überlastet. Getrieben vom stetig wachsenden Online-Handel, trägt der Lieferverkehr seinen Teil zu diesem Kollaps bei. Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein eine Machbarkeitsstudie zur Entwicklung so genannter Mikro-Depots in Mönchengladbach, Krefeld und Neuss in Auftrag gegeben. Diese City Hubs sollen allen KEP-Dienstleistern (Kurier-, Express- und Paketdienste) gleichermaßen als gemeinsame Logistikbasis zur Verfügung stehen. Von dort aus können die letzten Meter zum Kunden mit kleinen Lieferfahrzeugen wie Lastenfahrrädern zurückgelegt werden.
Finanziell unterstützt wurde das Projekt vom Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Ergebnis der Studie, das Handbuch „Mikro-Depots im interkommunalen Verbund“, hat IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz jetzt Landesverkehrsminister Hendrik Wüst überreicht. Gleichzeitig wurden die Studienergebnisse einem Fachpublikum vorgestellt.
Ich komme gerne wieder, wenn die ersten Mikro-Depots eröffnet werden“, sagte der Minister. Wie das gelingen kann, beschrieben die Autoren der Studie: Dr.-Ing. Christian Jacobi und Dr. Sebastian Stiehm von der agiplan GmbH und Dr.-Ing. David Rüdiger vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik.
Ihren Berechnungen zufolge ist ein Beispiel-Mikro-Depot mit 180 Quadratmetern Gebäudefläche in der Lage, pro Tag etwa 1400 Pakete mit zwölf Lastenfahrrädern in einem Umkreis von zwei bis drei Kilometern auszuliefern. „Diese Immobilie sollte über separierte Lagerflächen für die einzelnen Dienstleister, über Sozialräume und im Idealfall auch über eine Laderampe verfügen“, erläuterte Rüdiger. „Ein Erfolgsfaktor ist vor allem die verkehrliche Anbindung und die Zugänglichkeit der Umschlagfläche für Fahrzeuge mit bis zu 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht.“ In Krefeld und den beiden weiteren Städten seien Immobilien in Innenstadtlagen identifiziert worden, die geeignet sind.
Mindestens so wichtig wie die Frage nach den Voraussetzungen für die Immobilie ist für die Studien-Autoren das Betreibermodell der Mikro-Depots. „Es ist von zentraler Bedeutung, dass der Betreiber neutral ist und somit allen Dienstleistern gleichermaßen Zugang und Nutzung des Depots ermöglicht“, betonte Stiehm. „Diese Aufgabe könnten idealerweise die Städte oder ihre Töchtergesellschaften übernehmen – vielleicht sogar in einem interkommunalen Verbund.“