Krefeld IHK lädt Jugendliche ein: Informiert euch!

Krefeld · Die IHK warnt: Bis 2021 fehlen im Kammerbezirk 39.000 Fachkräfte. Und sie appelliert an Jugendliche, sich über die Vielfalt an Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren - auch über die Stadtgrenzen hinaus.

 Zu viele Jugendliche wissen zu wenig über die Vielfalt an Ausbildungsberufen.

Zu viele Jugendliche wissen zu wenig über die Vielfalt an Ausbildungsberufen.

Foto: dpa-tmn/Frank Rumpenhorst

Aus Sicht der Betriebe ist es ein Problem, aus der Sicht der Jugendlichen eine Chance: Die Betriebe suchen zunehmend dringlich Auszubildende. Doch immer noch sind nach Beobachtungen der IHK vielen jungen Leuten weder die Vielfalt noch die Karrieremöglichkeiten von Ausbildungsberufen bekannt: „74 Prozent der Ausbildungsverträge entfallen auf die jeweils zehn beliebtesten Ausbildungsberufe“, sagt dazu Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. Die IHK startet nun eine „Offensive für Aus- und Weiterbildung“ und will regelmäßig belastbare Zahlen über die Entwicklung am Ausbildungsmarkt vorlegen. Das erste Papier dieser Art hat Steinmetz jetzt vorgestellt - Titel: „Aus- und Weiterbildung am Mittleren Niederrhein.“

„Es gibt gute und schlechte Nachrichten“, sagt Steinmetz im RP-Gespräch. Die Schlechte ist bekannt und nun mit Zahlen unterfüttert. Demnach fehlen den 76.000 Unternehmen im Kammerbezirk heute schon 16.000 Fachkräfte. Setzt sich der Trend ungebrochen fort, sind es bis  zum Jahr 2021 bis zu 39.000 unbesetzte Stellen. Steinmetz zu den Folgen für die rheinische Wirtschaft: „Fast jeder zweite Betrieb befürchtet, bei anhaltendem Fachkräftemangel sein Wachstumspotenzial nicht ausschöpfen zu können, und rund jeder dritte, sein Angebot einschränken oder Aufträge ablehnen zu müssen.“

Es gibt auch gute Nachrichten: So ist die Zahl der Studienanfänger in NRW bis 2021 konstant bis leicht rückläufig. Das kann auch heißen: Bei den Schulabsolventen spricht sich langsam herum, dass ein Studium kein Königsweg in einen interessanten Beruf mit guten Karrieremöglichkeiten ist - im Gegenteil: „Mit Blick auf die Zahl der Studienabbrecher erweist sich die Hochschule für eine Reihe von jungen Leuten als Zeitfalle“, sagt Petra Pigerl-Radtke, bei der IHK zuständig für Aus- und Weiterbildung. Jungen Leuten ist ihr zufolge oft nicht bekannt, welche Aufstiegsmöglichkeiten mit der „Höheren Berufsbildung“ verbunden sind. Damit sind  Weiterbildungen über die Gesellenausbildung hinaus gemeint; Abschlüsse zum Meister, zum Fachwirt oder Fachkaufmann, zum Betriebswirt oder zum Technischen Betriebswirt. Solche Abschlüsse seien dem Bachelor/Master gleichwertig, betont Pigerl-Radtke. „Die Arbeitslosenquote bei solchen Abschlüssen liegt bei unter zwei Prozent und ist damit niedriger als bei Akademikern“, betont Steinmetz.

Hoffnungsfroh stimmt die IHK-Fachleute auch ein anderer Wert: Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist konstant, obwohl die reine Zahl junger Leute aufgrund der demographischen Entwicklung zurückgeht. „2017 lag der Zahl der bei der IHK neu eingetragenen Ausbildungsverträge mit 4433 Verträgen leicht unter dem Vorjahresniveau mit 4455 Verträgen“, erläutert Steinmetz, „das ist angesichts der demographischen Entwicklung ein Erfolg.“

An junge Leute geht  ein weiterer  Appell - neben der Einladung, sich gründlich über die Vielfalt der Ausbildungsberufe der rheinischen Wirtschaft zu informieren: „Etwas mobil sein“, sagt Pigerl-Radtke, „man tut gut daran, auch die Angebote in Nachbarstädten und Kreisen zu sehen“, sagt sie. Vielleicht sitzt der ideale Betrieb für einen Interessenten aus Krefeld in Viersen oder Mönchengladbach - die Entfernung sollte in einem solchen Fall keine Rolle spielen.

Steinmetz betont, dass er nicht nur Appelle für junge Leute hat, er sieht auch die Betriebe in der Pflicht: „Ich appelliere an die Unternehmen, die Berufsausbildung weiter zu unterstützen und auszubauen.“

(vo)
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