Krefeld Idee: Brücken am Theaterplatz

Krefeld · Der Krefelder Architekt Markus Schafaff hat Mies' Idee der "Hofhäuser" aufgenommen und weitergedacht. Sein Plan: Fußgängerbrücken sollen den Krefelder Theaterplatz mit der City verbinden.

Ludwig Mies van der Rohe hat nicht Unrecht gehabt, findet Markus Schafaff. Der Krefelder Architekt hält die Idee der Hofhäuser, die der Bauhaus-Meister vor knapp 100 Jahren entwickelt hat, für eine Chance, den Theaterplatz aufzuwerten.

Mies' Hofhäuser-Projekt baut auf der Idee einer kleinteiligen Bebauung, die mit Lichthöfen eine Leichtigkeit ausdrückt und viel Raum für Begrünung bietet. "Krefeld ist im Grunde eine Gartenstadt mit viel Grün, doch in der Innenstadt spürt man davon nichts. Man muss den Theaterplatz öffnen, damit dort auch urbanes Leben stattfindet", sagt Schafaff.

Die Crux: "Der Platz ist durch die stark befahrene St. Anton-Straße von der City abgeschnitten." Das lasse sich ändern. "Eigentlich müsste die Straße tiefer gelegt werden. Das ist natürlich zu teuer." Doch Schafaff hat bei der Expo gesehen, was funktionieren könnte: Brücken über die Straße. "Bei der Expo waren das leichte Stahlkonstruktionen mit Aufzügen.

Mit ein bisschen Detailverliebtheit lässt sich das gut dem Charakter des Theaterplatzes anpassen." Die Brücken seien allerdings mehr als bloße Querungshilfen. Dem 41-Jährigen schwebt eine große Freitreppe vor: "Dort könnten Leute sitzen. Zum Theater hin ergäbe sich ein Colosseum-Charakter. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass das Theater diesen Ort auch mal für eine Aufführung nutzt. Der Platz würde jedenfalls belebt."

Und nicht nur im oberen Bereich. Ebenerdig sieht Schafaff die Chance für eine eingeschossige Bebauung, wie sie Mies entwickelt hat. "Dort könnte man Wohnraum schaffen, aber auch Geschäfte oder Verwaltung ansiedeln." Wichtig sei eine ansprechende Grünanlage, die nicht mehr so viele uneinsehbare Nischen habe. "So wie es jetzt ist, gibt es ideale Rückzugsmöglichkeiten für die Drogenszene, die sich dort trifft."

Freie Sicht und klare Achsen sind das große Manko nach Einschätzung des angestellten Architekten: "Seit Vagedes ist stadtplanerisch kein großer Wurf mehr gelungen", sagt er. Adolph Anton von Vagedes (1777-1842) hatte 1817 die Utopie, den Krefelder Grundriss einem griechischen Kreuz nachzuempfinden. Doch aus Berlin kam das Veto. Der Stadtplaner des Klassizismus musste das bestehende Straßenraster einhalten. So umgab Vagedes den Innenstadtbereich mit einem Rechteck von vier Straßen – den Wällen. "Das Gesamtbild wird heute bei Planungen nicht mehr gesehen", findet Schafaff.

Und deshalb würden die klaren Strukturen verwässern. Hätte der Blick vom Theaterplatz aus freie Sicht bis zum Rathaus, ergebe sich eine Großzügigkeit, die Großstadtflair habe. "Die Stadt muss verschiedene Punkte bieten, die Passanten anlaufen können, kleine, attraktive Plätze, die verbunden sind. Und das muss auch am Anfang und am Ende der City geschaffen werden."

Wenn diese Geschlossenheit erreicht ist, da ist Schafaff sicher, dann sei das auch die beste Chance, Leerstände zu vermeiden. "Wenn man sie nicht durch zu hohe Mieten selber schafft." Der Theaterplatz biete sich für städteplanerische Visionen an. Aber: "Es muss ein großer Wurf sein." Kleckern genüge da nicht.

(RP)
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