Schauspieler Frank Kessler Ich hätt' gern ,Back in the USSR' geschrieben

Krefeld · Das Beatles-Musical "All you need is love" gastiert am 21. März im Seidenweberhaus. Frank Kessler spielt darin seit 2002 einen Roadie. Ein Gespräch über Rock'n'Roll, Kampfkunst und Sinnsuche - nicht nur auf der Bühne.

 Wie Ringo, John, Paul und George: Howard Arthur, Tony Kishman, John Brosnan und Carmine Grippo spielen die Musik der Beatles im Musical „All you need is love“. Mit Musik, szenischer Darstellung und Dokubildern erzählt das Musical die Geschichte der berühmten Pilzköpfe.

Wie Ringo, John, Paul und George: Howard Arthur, Tony Kishman, John Brosnan und Carmine Grippo spielen die Musik der Beatles im Musical „All you need is love“. Mit Musik, szenischer Darstellung und Dokubildern erzählt das Musical die Geschichte der berühmten Pilzköpfe.

Foto: J�rgen Rocholl / FACE

Herr Kessler, Sie sind dem Fernsehpublikum seit Jahrzehnten bekannt aus Rollen in "Cobra 11", "Wolffs Revier" "Tatort", "Küstenwache". Sie haben in "Die Päpstin" und "Henri 4" gespielt. Zuvor waren Sie Elektromaschinenbauer, Detektiv, Begleiter einer Person beim Britischen Militär und Assistent für Labortechnik im Referat Umwelttechnik. Ein ziemlich bewegtes Leben, das eher nach Rolling Stone klingt als nach Beatles. Wo ist Ihr Lager?

Kessler Stones stimmt schon. Auch meine Rolle ist so angelegt: Der Roadie, der den Abend moderiert, ist eine Rockerfigur der 60er Jahre. Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz: Kein Roadie trägt ein T-Shirt mit der eigenen Band, immer eines mit Schriftzug der Konkurrenz.

 Frank Kessler spielt den Roadie der Beatles

Frank Kessler spielt den Roadie der Beatles

Foto: Ralf Succo

Und wo siedeln Sie Ihren persönlichen Musikgeschmack an?

Kessler Ich höre querbeet von Klassik bis AC/DC, gerne auch Soul. Ich mag alles, was einen guten Rhythmus hat und tanzbar klingt. Sehr wichtig ist für mich Filmmusik. Wenn ich drehe, frage ich den Regisseur immer, mit welcher Musik er eine Szene unterlegen wird.

Ist das für Sie wichtig, um eine Rolle anzulegen?

Kessler Unbedingt. Ein Schauspieler braucht viele Mosaiksteine, aus denen er ein Bild zusammensetzt. Ich bin ein Freund von Verkleiden und Schminken. Kostüme und Maske sind wichtig, um sich in einen anderen Charakter einzufinden. Ich mag auch Requisiten, die einen auf neue Ideen bringen, um Akzente zu setzen.

In den Serien waren Sie immer Gaststar. Den Roadie im Beatles-Musical spielen Sie seit 2002 - da ist es sicher weniger leicht, die Rolle nach Feierabend abzuwerfen. Aber ist sie noch spannend?

Kessler Wenn man eine Rolle länger machen darf, ist das toll. Dann kann man den Charakter intensiver anlegen. Er besteht ja aus vielen Aspekten, ist lustig, traurig, hat eigene Erfahrungen noch aus der Schulzeit, die er mit sich trägt. Das ist in kleineren Geschichten viel schwieriger zu zeigen.

Hat der Roadie sich über die 13 Jahre verändert?

Kessler O ja. Ich versuche natürlich, die Qualität der Figur zu halten. Aber sie entwickelt sich natürlich mit der Zeit weiter an den Dingen, die passieren.

Zum Beispiel?

Kessler Im vergangenen Jahr war für zwei Wochen meine Stimme weg. Da musste ich bei einer Stelle, an der meine Moderation immer sehr impulsiv und stark war, ganz leise agieren. Das brachte eine neue Qualität. Es war überraschend, und die Leute haben ganz aufmerksam zugehört. So etwas entsteht immer aus dem Abend heraus und hält das Projekt spannend. Man kann nur am Abend erleben, ob ein Lacher an einer Stelle sitzt. In Hamburg, wo die ganze Geschichte begann und auch noch Zeitzeugen sind, ist das manchmal anders als zum Beispiel in Stuttgart. Aber für die Stimmung macht es keinen Unterschied. Auch nicht, ob das Theater groß ist oder nur für 600 Leute Platz hat. Auch da kann die Stimmung riesig sein.

Nach einem halben Jahrhundert funktioniern Beatles-Hits immer noch. Nicht nur Yesterday. Worauf reagiert das Publikum am stärksten?

Kessler Das sind schon die Songs mit Partystimmung wie "Ob-La-Di Ob-La-Da" oder "Yellow Submarine", was auch optisch stark umgesetzt wird. Ganz berührend ist die Szene, in der ich den Tod von Manager Brian Epstein verkünde. Danach singt unser Paul nur zur Gitarre "Yesterday".

Welchen Beatles-Song hätten Sie gerne selbst geschrieben?

Kessler "Back in the USSR". Das ist für mich ein Rock'n'Roll-Klassiker. Und der passt zur Rolle. Der Roadie mit dem Harley-Shirt ist ein Typ aus der Zeit, als Rock'n'Roll noch Rock'n'Roll war. Diese Zeit liebe ich, da ging es richtig ab. Da war Leben.

Sie machen seit Jahrzehnten erfolgreich Kampfkunst, waren Mitglied des Nationalkaders Taekwon-Do, kämpften in der Karate-Bundesliga und haben den seltenen 6. Dan. Fühlen Sie sich in der Beschäftigung mit asiatischer Philosophie den Beatles verbunden, die sich zur Sinnsuche nach Indien begeben haben?

Kessler Nicht unbedingt den Beatles. Mir ging es um mein eigenes Seelenheil. Viele Künstler haben sich mit Kampfsport beschäftigt. Elvis hat Karate gemacht. Den Sport im Nationalkader habe ich hinter mir, aber die Kampfkunst bleibt. Sie stärkt. Das gilt nicht nur für Tourneen, sondern auch für alles, was mit Sport zu tun hat. Ich habe in Bad Segeberg bei den Karl-May-Spielen mitgewirkt. Gut, ich konnte zwar reiten, aber um so schnell aufspringen zu können, musste ich fit sein. Da hat mir das sehr geholfen.

PETRA DIEDERICHS FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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